Kampagne

Antibiotika-Resistenzen bekämpfen

Zum Projekt und zur virtuellen Ausstellung

Covid-19

Alles zum Thema

 

Globale Folgen der  Pandemie

Zum Projekt

Großbaustelle Arzneimittelversorgung

Zum Projekt

Vernachlässigte Tropenkrankheiten

 

Zum Projekt

Im Fokus: Folgen der Pandemie

 

Mutter-Kind-
Gesundheit

 

zum Projekt

Große Einschnitte in der Prävention und Therapie von nichtübertragbaren Erkrankungen DURCH Covid-19

Krebs

Weltweit nimmt die Krankheitslast aufgrund von Krebs zu. Der WHO zufolge sterben jährlich mehr als 9 Mio. Menschen an den Folgen einer Krebserkrankung, mit steigender Tendenz. Nur Herz-Kreislauf-Erkrankungen fordern in der Kategorie der Nichtübertragbaren Erkrankungen (Noncommunicable diseases, NCDs) mit rund 18 Mio. Todesfällen im Jahr mehr Opfer (World Health Organization 2021b). Währenddessen Brust-, Lungen und Darmkrebs am häufigsten diagnostiziert werden, sind es Lungen-, Darm- und Leberkrebs, die am häufigsten zum Tod führen. Für das Jahr 2019 wurden 23,6 Mio. neue Krebsfälle und 10 Mio. Todesfälle als Folge von Krebs ermittelt - dies entspricht einem Anstieg von rund 26% bzw. 21% seit 2010. Betroffen sind sowohl Länder mit einem hohen als auch niedrigen bis mittleren soziodemographischen Entwicklungslevel, jedoch zeigen Letztere die größten prozentualen Zuwächse (Kocarnik et al. 2022). Krebs ist somit keine Erkrankung, die nur oder primär mit Wohlstand verknüpft ist. Es besteht in hohem Maße eine Wechselwirkung mit Armut. So gilt Armut als Risikofaktor für eine (frühere) Krebserkrankung und Krebs umgekehrt als Risikofaktor für Armut. Die WHO schätzt, dass bereits 2030 bis zu Dreiviertel aller Krebstoten im Jahr auf Länder niedrigen (LICs) und mittleren Einkommens (MICs) entfallen könnten (Pramesh et al. 2022). Allein in den LICs könnte sich bis 2040 die Anzahl der Krebsfälle verdoppeln (World Health Organization 2020). Bereits jetzt ereignen sich 85% der vorzeitigen Todesfälle von Menschen zwischen 30 und 69 Jahren in LMICs (World Health Organization 2021b).

Prof. Vikash Sewrum (Direktor des Afrikanischen Krebsinstituts):

Prof. Vikash Sewrum, Direktor des Afrikanischen Krebsinstituts, vergleicht die Situation der Krebsversorgung vor und nach der Pandemie. Prä-Corona waren die Krebsdienste im öffentlichen Sektor etabliert und es gab ein routinemäßiges, gut verwaltetes Überwachungssystem. Mit der Pandemie änderten sich die Bedingungen und aufgrund der erlassenen Maßnahmen zur sozialen Distanzierung waren Patient:innen isoliert und Dienstleistungen konnten nicht länger in ihrem gewohnten Umfang angeboten werden, darunter wichtige Krebsvorsorgeuntersuchungen, diagnostische Dienste und Selbsthilfegruppen. Auch das Gesundheitspersonal hatte plötzlich Angst, sagt er, da es auf der Arbeit mit Covid-Erkrankten konfrontiert wurde und ein großes Risiko bestand, sich mit dieser neuen, unbekannten Krankheit anzustecken. Es war schwierig bis unmöglich, den richtigen Umgang mit allen Parteien – Patient:innen, Personal und Krebsorganisationen – zu finden und den Bedürfnissen bzw. Bedarfen unter den Umständen der Pandemie gerecht zu werden.

Da Geld- und Stammzellspenden sowie Anmeldungen für Forschung und klinische Studien aufgrund der Pandemie einen Rückgang erfuhren, ist die Krebsbekämpfung sowohl in finanzieller als auch medizinischer und wissenschaftlicher Hinsicht ins Stocken geraten (Jöris et al. 2021; American Association for Cancer Research 2020). Als Folge wurden von institutioneller Seite Präventions- und Therapiemaßnahmen wie u.a. Screenings unterbrochen bzw. verzögert. Zusätzlich haben die Umstände bereits bestehende Ungleichheiten im Zugang zur Versorgung forciert und Patient:innen plus ihre Angehörigen noch stärker ökonomisch, aber auch sozial und psychologisch belastet, sodass ebenfalls die Inanspruchnahme von Leistungen abnahm . Es wird erwartet, dass späte Diagnosen und Ungleichheiten im Zugang zu qualitativen, erschwinglichen Behandlungen zukünftig zu steigenden Fallzahlen führen, die vor allem auf LMIC entfallen.

Dr. Masangu Mhulongo (Medizinischer Forschungsbeauftragter CHRU/ Arzt für Gebärmutterhals- und Brustkrebsvorsorge):

Die Pandemie hat eine späte Diagnose bei den Patienten verursacht, hält Dr. Masangu Mhulongo, Medizinischer Forschungsbeauftragter und Ärztin für Gebärmutterhals- und Brustkrebsvorsorge, fest. Es gibt einige Krebsarten, die zu Beginn asymptomatisch verlaufen, jedoch ermöglichen Screenings den Ärzt:innen, bereits früh einen Trend zu erkennen und Gegenmaßnahmen einzuleiten. Während der Pandemie kamen diese Screening-Dienste zum Stillstand, sodass die Möglichkeit verpasst wurde, einige Krebserkrankungen im frühen Stadium zu diagnostizieren und Patient:innen erst dann kommen, wenn sie alarmierende Symptome haben und zu einem Notfall werden. Aufgrund der ausgesetzten Maßnahmen zur Krebsfrüherkennung geht Dr. Mhulongo davon aus, dass die Zahl der Krebserkrankungen und somit auch die Behandlungskosten zunehmen werden: „Es ist teurer, einen Krebspatienten zu behandeln, als eine Erkrankung vorzubeugen.“

Prof. Vikash Sewrum:

 

Covid-19 hat die Problematik einer zweigeteilten Gesundheitsversorgung nochmal stärker offengelegt, so auch in Südafrika. Dort entfallen nach Einschätzungen von Prof. Sewrum 80% bis 85% der Krebserkrankungen auf den öffentlichen Sektor, welcher jedoch weniger finanzielle Mittel zur Verfügung hat als der private Sektor mit deutlich weniger Krebserkrankungen. Dieses Ungleichgewicht zeige sich auch hinsichtlich der Fortschritte bei den Immuntherapien, den Medikamenten und den besten Behandlungen. Demnach sind die größten Nutznießer dieser Fortschritte in der Onkologie eine Minderheit der Bevölkerung und nicht die Mehrheit. „Diese Ungleichheit ist wirklich ungerecht, denn Gesundheit ist ein Menschenrecht.“

Besonders schlecht stellen sich heute schon die Aussichten für Kinder mit Krebs dar: In LICs und MICS werden weniger als 30% von ihnen geheilt, während in reichen Ländern die meisten überleben (World Health Organization 2021a). Auch pandemiebedingte Verzögerungen und Unterbrechungen von pädiatrischen Onkologieprogrammen wurden überproportional aus LMICs gemeldet (Majeed et al. 2022). Eine große Differenz zeigt sich außerdem in Bezug auf Krebsarten, von denen vor allem Frauen und Mädchen betroffen sind. Denn währenddessen einkommensstarke Länder (HICs) durch ausgefeilte bevölkerungsbasierte Impf- und Screening-Maßnahmen Gebärmutterhalskrebs in den letzten Jahrzehnten erfolgreich entgegenwirken konnten, fehlt es in LMICs dafür an den notwendigen Rahmenbedingungen und Ressourcen, die z.B. für Qualitätskontrollen, intelligentem Datenmanagement oder wissenschaftlicher Forschung nötig sind  (Vale et al. 2021). Die strukturellen Barrieren werden häufig begleitet von Stigmatisierungen.

Dr. Masangu Mhulongo:

Fehlende Screenings führen dazu, dass Ärzt:innen wie Dr. Mhulongo die Möglichkeit verlieren, Krebserkrankungen zu verhindern. Das ist besonders bei vermeidbaren Krebsarten wie Gebärmutterhalskrebs schwer hinnehmbar und belastet sie als Ärztin stark. Vor allem wenn sie beobachtet, dass Patientinnen, die längst in Behandlung sein sollten, ihre Therapie aufgrund ihrer Angst vor Corona nicht erhalten.

Prof. Vikash Sewrum:

Zuzüglich der Angst vor einer Covid-Erkrankung ist ein weiterer wesentlicher Grund, warum Patientinnen Gesundheitseinrichtungen meiden, die Sorge davor, aufgrund einer Gebärmutterhalskrebs- bzw. Brustkrebs-Diagnose stigmatisiert zu werden. Viele Frauen kommen aus Familien, die Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt sind und das hält viele von ihnen davon ab, überhaupt zu den Vorsorgeuntersuchungen zu gehen, erklärt Dr. Sewrum. Krebs ist eine komplexe, nicht nur medizinisch relevante Erkrankung, weshalb ebenfalls versucht werden muss, Stigmata abzubauen und Frauen sozial zu unterstützen – innerhalb ihrer Gemeinden und Familien.

Diabetes 

Mit 1,5 Mio. Todesfällen im Jahr ist Diabetes die vierthäufigste Todesursache aufgrund einer NCD (World Health Organization 2021b). Seit 1980 vervierfachte sich die Anzahl jährlicher Neuerkrankungen, wovon mehr als 95% auf Diabetes vom Typ 2 (T2D) entfallen. Im globalen Vergleich treten 80% der Fälle in LMICs auf. Die höchsten prozentualen Zuwächse sind im Nahen Osten und Nordafrika (MENA) sowie Süd- und Ostasien-Pazifik zu verzeichnen gewesen, was auf strukturelle Veränderungen wie eine zuckerreiche Ernährung und vermehrt sitzende Tätigkeiten in diesen Regionen schließen lässt. Die Entwicklung in den einkommensschwachen Weltregionen soll laut IDF Diabetes Atlas langfristig bestehen bleiben. Vor dem Hintergrund steigender, sozioökonomisch benachteiligter Bevölkerungsteile mit Übergewicht und Adipositas in allen Alterskategorien und Weltregionen, wird außerdem erwartet, dass T2D nicht mehr vornehmlich erst im mittleren Alter auftreten wird, sondern zukünftig auch häufiger bei jungen Menschen (Khan et al. 2020). Die damit einhergehenden steigenden Kosten für das Gesundheitssystem treffen damit vor allem auch LMIC. In 2019 lagen die globalen Ausgaben der Diabetesversorgung bereits bei 760 Mrd. US-Dollar (Sun et al. 2022). Zudem besteht bei Betroffenen ein erhöhtes Risiko weiterer gesundheitlicher Schäden wie Organversagen, Schlaganfall oder Erblindung, weshalb eine medizinische Begleitung und Anpassung individueller Lebensstilfaktoren immer anzuraten sind (World Health Organization 2016). Die Ausweitung der Diabetes-Prävalenzen hat damit nicht zuletzt auch ökonomische Konsequenzen, denn es stehen weniger Arbeitskräfte zur Verfügung bzw. deren gesundheitliche Einschränkungen führen zu einer verminderten Arbeitsproduktivität, sodass nationale Wirtschaftssysteme geschwächt werden.

Wie auch in anderen Bereichen, hat sich die Pandemie auf die Versorgung von Diabetes ausgewirkt. Es kam zu Unterbrechungen der klinischen Versorgung, da personelle, materielle und finanzielle Ressourcen zur Covid-Bekämpfung umgeleitet wurden. Weitere Aktivitäten wie (Gruppen-)Schulungen von Patient:innen konnten aufgrund der Kontaktbeschränkungen und dem Fehlen technischer Mittel in einkommensschwachen Haushalten nicht stattfinden, sodass Wissen über die Erkrankung und Informationen zum Umgang nicht ausreichend vermittelt werden konnten (Schofield et al. 2020). Checkup-Untersuchungen wurden aufgrund mangelnder institutioneller oder individueller Ressourcen und Beweggründe nicht oder geringerem Maße in Anspruch genommen, sodass auch Lücken im Monitoring auftraten (Devi et al. 2021). Dadurch wurde es versäumt bzw. verzögert, notwendige Anpassungen von Behandlungsparametern vorzunehmen und neue Fälle frühzeitig zu diagnostizieren. Stillstände in der Logistik und bei der Produktion von Arzneimitteln im internationalen wie nationalen Kontext sind verantwortlich für eine beeinträchtigte Verteilung und Verfügbarkeit von Insulin und anderen Medikamenten, die zu Therapiezwecken herangezogen werden. Gleiches gilt für Selbstüberwachungs- und Diagnoseinstrumente (Beran et al. 2021). Bei einer global ausgelegten Umfrage gaben Dienstleistende im Gesundheitssektor an, dass sie die stärksten Einschnitte und Verringerungen von Ressourcen durch Covid-19 in der Diabetes-Versorgung beobachteten. Diabetes und Bluthochdruck (30%) sowie Diabetes und COPD (13%) gehörten zudem zu den beiden häufigsten gemeinsam auftretenden chronischen Krankheiten, deren Versorgung durch die Pandemie getroffen wurde (Chudasama et al. 2020). Die Folgen der unzureichenden Behandlung und Versorgung werden sich in den nächsten Jahren abzeichnen und bleiben abzuwarten.

Da insbesondere Menschen mit chronischen Erkrankungen auf regelmäßige Kontrollen und Anpassungen angewiesen sind, wurden sie von den Einschränkungen und Ausfällen im Gesundheitswesen am meisten getroffen. Eine Umstellungen auf digitale Alternativen ist eine Lösung, die jedoch aufgrund von fehlenden finanziellen und materiellen Mitteln, an denen es in einkommensschwachen Regionen und Haushalten mangelt, nicht überall und für alle Patient:innen umsetzbar ist (Chudasama et al. 2020). Zudem wirkte sich die Pandemie auf Bereiche des alltäglichen Lebens aus. So beeinflussen weniger Bewegung und eine schlechtere Ernährung den Blutzuckerspiegel stark (Schofield et al. 2020). Denn unter anderem wirken sich ein erhöhtes Körpergewicht sowie Cholesterin- und Glukosewerte negativ auf die Insulinresistenz und das kardiovaskuläre System aus (López-González et al. 2022). Bereits vor der Pandemie wurde erhoben, dass sich mehr als 80% der Jugendlichen und 27,5% der Erwachsenen nicht ausreichend bewegen. Diese Entwicklung sowie auch die Ernährungsunsicherheit in LMICs, die bereits unverhältnismäßig stark von T2D betroffen sind, wurde im Zuge der Lockdownrestriktionen forciert und erscheint in Hinblick auf Diabeteserkrankungen besorgniserregend (Tinajero und Malik 2021). Die soziale Isolation und unsichere Perspektiven hatten darüber hinaus Einfluss auf die mentale Gesundheit, wie Betroffene berichten. Sie fühlten sich gestresster, depressiver und litten vermehrt unter Angstzustände und Schlafstörungen – Bedingungen, die zu Verschlechterungen chronischer Erkrankungen führen (Devi et al. 2021; Schofield et al. 2020).

 

Literaturverzeichnis

American Association for Cancer Research (2020): COVID-19 Hits Cancer Research Funding. In: Cancer discovery 10 (6), S. 756. DOI: 10.1158/2159-8290.CD-ND2020-007.

Beran, David; Aebischer Perone, Sigiriya; Castellsague Perolini, Montserrat; Chappuis, François; Chopard, Pierre; Haller, Dagmar M. et al. (2021): Beyond the virus: Ensuring continuity of care for people with diabetes during COVID-19. In: Primary care diabetes 15 (1), S. 16–17. DOI: 10.1016/j.pcd.2020.05.014.

Chudasama, Yogini V.; Gillies, Clare L.; Zaccardi, Francesco; Coles, Briana; Davies, Melanie J.; Seidu, Samuel; Khunti, Kamlesh (2020): Impact of COVID-19 on routine care for chronic diseases: A global survey of views from healthcare professionals. In: Diabetes & metabolic syndrome 14 (5), S. 965–967. DOI: 10.1016/j.dsx.2020.06.042.

Devi, Ratna; Goodyear-Smith, Felicity; Subramaniam, Kannan; McCormack, Jessica; Calder, Amanda; Parag, Varsha et al. (2021): The Impact of COVID-19 on the Care of Patients With Noncommunicable Diseases in Low- and Middle-Income Countries: An Online Survey of Patient Perspectives. In: Journal of patient experience 8, 23743735211034091. DOI: 10.1177/23743735211034091.

Jöris, Monique; Bernas, Stefanie; Schmidt, Alexander H.; Feinberg, Jay; Sacchi, Nicoletta; Elmoazzen, Heidi et al. (2021): Impact of COVID-19 Pandemic on Global Unrelated Stem Cell Donations in 2020 - Report from World Marrow Donor Association. In: Blood 138 (Supplement 1), S. 3887. DOI: 10.1182/blood-2021-150013.

Khan, Moien Abdul Basith; Hashim, Muhammad Jawad; King, Jeffrey Kwan; Govender, Romona Devi; Mustafa, Halla; Al Kaabi, Juma (2020): Epidemiology of Type 2 Diabetes - Global Burden of Disease and Forecasted Trends. In: Journal of epidemiology and global health 10 (1), S. 107–111. DOI: 10.2991/jegh.k.191028.001.

Kirby, Ann; Drummond, Frances J.; Lawlor, Amy; Murphy, Aileen (2022): Counting the social, psychological, and economic costs of COVID-19 for cancer patients. In: Supportive care in cancer : official journal of the Multinational Association of Supportive Care in Cancer. DOI: 10.1007/s00520-022-07178-0.

Kocarnik, Jonathan M.; Compton, Kelly; Dean, Frances E.; Fu, Weijia; Gaw, Brian L.; Harvey, James D. et al. (2022): Cancer Incidence, Mortality, Years of Life Lost, Years Lived With Disability, and Disability-Adjusted Life Years for 29 Cancer Groups From 2010 to 2019: A Systematic Analysis for the Global Burden of Disease Study 2019. In: JAMA oncology 8 (3), S. 420–444. DOI: 10.1001/jamaoncol.2021.6987.

López-González, Ángel Arturo; Altisench Jané, Bárbara; Masmiquel Comas, Luis; Arroyo Bote, Sebastiana; González San Miguel, Hilda María; Ramírez Manent, José Ignacio (2022): Impact of COVID-19 Lockdown on Non-Alcoholic Fatty Liver Disease and Insulin Resistance in Adults: A before and after Pandemic Lockdown Longitudinal Study. In: Nutrients 14 (14). DOI: 10.3390/nu14142795.

Majeed, Amna; Wright, Tom; Guo, Biqi; Arora, Ramandeep S.; Lam, Catherine G.; Martiniuk, Alexandra L. (2022): The Global Impact of COVID-19 on Childhood Cancer Outcomes and Care Delivery - A Systematic Review. In: Frontiers in oncology 12, S. 869752. DOI: 10.3389/fonc.2022.869752.

Pramesh, C. S.; Badwe, Rajendra A.; Bhoo-Pathy, Nirmala; Booth, Christopher M.; Chinnaswamy, Girish; Dare, Anna J. et al. (2022): Priorities for cancer research in low- and middle-income countries: a global perspective. In: Nature medicine 28 (4), S. 649–657. DOI: 10.1038/s41591-022-01738-x.

Schofield, Jonathan; Leelarathna, Lalantha; Thabit, Hood (2020): COVID-19: Impact of and on Diabetes. In: Diabetes Therapy 11 (7), S. 1429–1435. DOI: 10.1007/s13300-020-00847-5.

Sun, Hong; Saeedi, Pouya; Karuranga, Suvi; Pinkepank, Moritz; Ogurtsova, Katherine; Duncan, Bruce B. et al. (2022): IDF Diabetes Atlas: Global, regional and country-level diabetes prevalence estimates for 2021 and projections for 2045. In: Diabetes research and clinical practice 183, S. 109119. DOI: 10.1016/j.diabres.2021.109119.

Tinajero, Maria G.; Malik, Vasanti S. (2021): An Update on the Epidemiology of Type 2 Diabetes: A Global Perspective. In: Endocrinology and metabolism clinics of North America 50 (3), S. 337–355. DOI: 10.1016/j.ecl.2021.05.013;

Union for International Cancer Control (UICC) (2022): World Cancer Day 2022 Impact Report. Close the care gap. Online verfügbar unter https://www.uicc.org/sites/main/files/atoms/files/220605-WCD-Impact-Report-2022-Final.pdf.

Vale, Diama B.; Teixeira, Julio C.; Bragança, Joana F.; Derchain, Sophie; Sarian, Luis O.; Zeferino, Luiz C. (2021): Elimination of cervical cancer in low- and middle-income countries: Inequality of access and fragile healthcare systems. In: International journal of gynaecology and obstetrics: the official organ of the International Federation of Gynaecology and Obstetrics 152 (1), S. 7–11. DOI: 10.1002/ijgo.13458.

World Health Organization (2016): Global report on diabetes. Online verfügbar unter https://www.who.int/publications/i/item/9789241565257.

World Health Organization (2020): WHO report on cancer: setting priorities, investing wisely and providing care for all. Geneva. Online verfügbar unter https://apps.who.int/iris/handle/10665/330745.

World Health Organization (2021a): Factsheet Childhood Cancer. Online verfügbar unter www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/.

World Health Organization (2021b): Noncommunicable diseases. Online verfügbar unter https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/noncommunicable-diseases.

 


Ressourcenmangel und Rückschläge im Kampf gegen HIV und TB

Weltweit gelten HIV und Tuberkulose als die gefährlichsten Infektionskrankheiten. Sie stehen stark mit Armut in Verbindung und sind zudem häufig miteinander verstrickt. Eine Koinfektion ist keine Seltenheit; TB stellt sogar die häufigste Todesursache für Menschen mit HIV dar (Joint United Nations Programme on HIV/AIDS 2022). Umso härter sind die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie für Betroffene aus einkommensschwachen Ländern. Zum einen besteht für sie aufgrund krankheitsbedingter Immunschwäche und fehlender körpereigenen Schutzressourcen ein hohes Risiko für eine Infektion mit dem Coronavirus sowie einen schwerwiegenden Krankheitsverlauf. Zum anderen verschärften strikte Lockdowns und andere Schutzmaßnahmen die Situation.

Prof. Linda-Gail Bekker (Spezialistin für Infektionskrankheiten am Tutu HIV-Center in Südafrika):

Wer vor der Pandemie arm war, wurde durch sie noch ärmer. Das hat große Bevölkerungsgruppen gegenüber Armutskrankheiten wie HIV/Aids und Tuberkulose anfälliger gemacht. Armut an sich verursacht diese Erkrankungen nicht, sondern schafft die Bedingungen, unter denen diese Erkrankungen überhaupt erst gedeihen, wie Prof. Linda Gail Bekker, Spezialistin für Infektionskrankheiten am Tutu HIV-Center, unterstreicht. Die Bemühungen, die Ausbreitung von Covid einzudämmen, haben in einkommensschwachen Gemeinden daher ironischerweise doppelt Schaden angerichtet. Denn entgegen der Intention, Gesundheit zu schützen, konnte weder die Ausbreitung von Covid gestoppt werden, noch wurden Dienstleistungen in Bezug auf andere gesundheitliche Prioritäten durchgeführt.

Dr. Julia Rios (Geschäftsführende Direktorin der Direktion für Tuberkuloseprävention und -bekämpfung des Gesundheitsministeriums Peru):

Tuberkulose ist eine Erkrankung, die mit sozialen Faktoren verbunden ist, erklärt Dr. Julia Rios, Geschäftsführende Direktorin der Direktion für Tuberkuloseprävention und -bekämpfung des Gesundheitsministeriums Peru. Eine Person mit einem höheren Armutsniveau muss in einem viel überfüllteren Haus ohne Belüftung leben, sie isst nicht richtig oder wird depressiv und beginnt, Drogen oder Alkohol zu nehmen. Diese armutsassoziierten Bedingungen schüren das Risiko weiterer Übertragungen der Krankheit. „Solange es Armut gibt, wird es immer TB geben“, so die Ärztin. Sie ist davon überzeugt, dass die Pandemie die Anstrengungen gegen Armut in der Welt und damit auch den Kampf gegen TB um bis zu zwölf Jahre zurückgeworfen haben könne.

Viele Ressourcen, die eigentlich zur Prävention und Kontrolle von HIV bzw. TB bestimmt waren, für die Bekämpfung von Covid-19 umgelenkt, weshalb es in diesen Bereichen zu nicht auffangbaren Defiziten kam (OECD 2021). So sanken die globalen Ausgaben für beide Erkrankungen substanziell. Die für HIV verfügbaren internationalen Ressourcen waren 2021 um 6% niedriger als im Jahr 2010, sodass unter anderem auch niederschwellige Angebote wie die Bereitstellung von Kondomen reduziert werden mussten. (Joint United Nations Programme on HIV/AIDS 2022; Chanda-Kapata et al. 2022). Für die Prävention, Diagnostik und Behandlung von TB standen rund 500 Mio. US-Dollar weniger zur Verfügung. Die Investitionen erreichten damit nur rund 40% der Summe, die eigentlich für eine effektive globale TB-Bekämpfung notwendig wäre (World Health Organization 2021).

Cecilia Lodonu-Senoo (geschäftsführende Direktorin von „Hope for Future Generations“ in Ghana):


Der Kampf gegen HIV und TB wurde in finanzieller Hinsicht mehrfach getroffen: Zum einen hat sich die Armut innerhalb der Bevölkerung weiter verschärft, zum anderen wurden Gelder abgezogen und Spenden blieben aus. Die geringe Spendenbereitschaft führt die geschäftsführende Direktorin von „Hope for Future Generations“ Cecilia Lodonu-Senoo darauf zurück, dass Maßnahmen, die persönlichen Kontakt erfordern, nicht durchgeführt werden konnten und viele Gemeindemitglieder auf digitalem Weg nicht erreicht werden konnten, da ihnen Zugang zum Internet fehlt.

Dr. Jennifer Furin (Klinikärztin für Infektionskrankheiten und medizinische Anthropologin):


Stigmatisierung sowie die physischen Hindernisse stellten für Familien, die während der Pandemie Kliniken aufsuchten, eine große Herausforderung dar, berichtet Dr. Jennifer Furin, Klinikärztin für Infektionskrankheiten und medizinische Anthropologin. Zusätzliche ökonomische Einbußen brachten die bereits vor Covid am Rande des Existenzminimums lebenden Menschen in eine noch ausweglosere Situation. So sind die Kosten, welche für den Transport zu den noch geöffneten Gesundheitseinrichtungen anfielen, für viele nicht mehr bezahlbar gewesen, erklärt sie. Covid-19 wurde ihrer Einschätzung nach viel Aufmerksamkeit zuteil, die wiederum an anderer Stelle fehlte. Man befürchte, dass „die andere Atemwegserkrankung ‚Tuberkulose‘ die Fortschritte, die in den letzten zehn Jahren hier erzielt wurden, wieder einbüßte.“

Es mangelte jedoch nicht nur an Geldern. Gleichermaßen fehlte es an Personal, Material und Laborkapazitäten, um Dienstleistungen weiterhin bedarfsdeckend anzubieten (Velavan et al. 2021; The Global Fund 2022). Im Zusammenspiel mit weiteren Faktoren wie einer eingeschränkten Logistik, Exportstopps von antiretroviralen Arzneimitteln und reduzierten Transportmöglichkeiten führte dies dazu, dass der systemische Zugang zur (vorbeugenden) Behandlung von HIV und TB erschwert wurde (Rewari et al. 2020). Einschränkungen in der Diagnostik sind für geringere Fallentdeckungen verantwortlich. So zeigen erste Untersuchungen einen Rückgang diagnostizierter Tuberkulose-Fälle von 7,1 Mio. im Jahr 2019 auf 5,8 Mio. im nachfolgenden ersten Covid-Jahr (World Health Organization 2021). In Bezug auf TB-Behandlungen gab es ein Minus von 19%, was rund einer Million Behandlungen weniger entspricht. Bei extrem-resistenter TB soll es sogar einen Rückgang der Behandlungen um 37% gegeben haben. Im Fall von HIV erhielten zwar knapp 22 Millionen Menschen eine lebenserhaltende Therapie, also 9% mehr als 2019. Doch mit Programmen zur Aids-Prävention wurden rund 11% weniger Menschen erreicht. Überdies ist die Zahl derjenigen Personen, die sich 2020 auf das HI-Virus testen ließen, im Vergleich zu 2019 um 22% gesunken (The Global Fund 2022).

Melecio Mayta (geschäftsführende Direktor von ASPAT in Peru):


„Es gibt eine Reihe von Kontrollen, die durchgeführt werden müssen - Röntgenaufnahmen, Kontrollen durch den pneumologischen Dienst sowie andere Dienste, die sich um die Behandlung drehen“, schildert Melecio Mayta. Da alle Krankenhäuser und Zentren für die medizinische Grundversorgung geschlossen waren, kam es zu Verzögerungen und Unterbrechungen dieser grundlegenden Aktivitäten, führt er weiter aus.
Betroffene mussten sich in lange Schlangen vor den Einrichtungen einreihen, weil die Versorgungslage auf oberster Ebene nicht geklärt worden war. Diejenigen, die eine Diagnose erhielten, starteten entweder gar nicht oder verzögert mit ihrer Therapie. In anderen Fällen kam es zu Unterbrechungen der Therapiemaßnahmen und der Überwachung der Viruslast. Eine besorgniserregende Situation, denn Unregelmäßigkeiten in der Medikamenteneinnahme bewirken fatale Resistenzbildungen, wie der geschäftsführende Direktor von ASPAT unterstreicht. Das System habe versagt und Patient*innen zunächst sich selbst überlassen.

Samuel Dodoo (Exekutivdirektor und Gründer von Media Response):


Die Pandemie veränderte nicht nur Strukturen des Gesundheitswesens, sondern beeinflusste ebenfalls das Gesundheitsverhalten Einzelner, welches sich wiederum auf Diagnose- und Behandlungsprozesse auswirkte. Trotz Öffnungen oder reinstallierter Dienste blieb die Inanspruchnahme der Patient*innen von Leistungen aus. Samuel Dodoo, Exekutivdirektor und Gründer von Media Response, und seine Kolleg*innen konnten beobachten, dass die Zahl der Krankenhausbesuche, insbesondere der OP-Fälle, stark zurückgegangen ist. Auf der anderen Seite nahm die Selbstmedikation zu. Die Angst
der meisten Kund*innen oder Patient*innen vor einer möglichen Ansteckung mit dem COVID 19-Virus hemmte sie, medizinische Einrichtungen aufzusuchen. Zudem grassierte die Skepsis gegenüber Gesundheitsinstitutionen und der konventionellen Medizi. Dodoo erklärt dies damit, dass „die Menschen eine andere Wahrnehmung entwickelten, in die sie sich hineinsteigerten. Sie hatten die falsche Vorstellung, dass die ganze COVID 19-Geschichte eine geplante Sache sei, die gegen sie ausgeheckt wurde.“

Dr. Linda Gail Bekker:


Ein weiterer Faktor, der großen Einfluss auf die Versorgung nahm, war der Ausfall von Flugzeugen, Flügen und Logistik. Dieser führte dazu, dass auf dem afrikanischen Kontinent die antiretroviralen Produkte knapp wurden, wie Dr. Linda Gail Bekker, ebenfalls Geschäftsführeinr der Desmond Tutu Health Foundation,. mitteilt. Da sie für lebensrettende Therapien unverzichtbar sind, war dies eine besonders beängstigende Entwicklung im Zuge der Pandemie. Für die nächste potenzielle Krise müsse man eine Lehre daraus ziehen und dafür sorgen, dass die Bereitstellung essentieller Medikamente gewährleistet wird.

 

Podcast: Folgen der Pandemie für die Tuberkuloseversorgung in Südafrika

 

Mehr Informationen finden Sie bei den Schulmaterialien: Globale Folgen der Pandemie 

 

Literaturverzeichnis

Chanda-Kapata, Pascalina; Ntoumi, Francine; Kapata, Nathan; Lungu, Patrick; Mucheleng'anga, Luchenga Adam; Chakaya, Jeremiah et al. (2022): Tuberculosis, HIV/AIDS and Malaria Health Services in sub-Saharan Africa - A Situation Analysis of the Disruptions and Impact of the COVID-19 Pandemic. In: International journal of infectious diseases : IJID : official publication of the International Society for Infectious Diseases. DOI: 10.1016/j.ijid.2022.03.033.

Joint United Nations Programme on HIV/AIDS (2019): Women and HIV. A Spotlight on Adolescent Girls and Young Women. Geneva. Online verfügbar unter https://www.unaids.org/sites/default/files/media_asset/2019_women-and-hiv_en.pdf.

Joint United Nations Programme on HIV/AIDS (2022): In Danger. UNAIDS Global AIDS Update 2022. Geneva. Online verfügbar unter https://www.unaids.org/en/resources/documents/2022/in-danger-global-aids-update.

OECD (2021): Strengthening the frontline: How primary health care helpshealth systems adapt during the COVID-19 pandemic. Online verfügbar unter https://read.oecd-ilibrary.org/view/?ref=1060_1060243-snyxeld1ii&title=Strengthening-the-frontline-How-primary-health-care-helps-health-systems-adapt-during-the-COVID-19-pandemic.

Rewari, Bharat Bhushan; Mangadan-Konath, Nabeel; Sharma, Mukta (2020): Impact of COVID-19 on the global supply chain of antiretroviral drugs: a rapid survey of Indian manufacturers. In: WHO South-East Asia journal of public health 9 (2), S. 126–133. DOI: 10.4103/2224-3151.294306.

The Global Fund (2022): Results Report 2021. Online verfügbar unter https://www.theglobalfund.org/media/11304/corporate_2021resultsreport_report_en.pdf.

Velavan, Thirumalaisamy P.; Meyer, Christian G.; Esen, Meral; Kremsner, Peter G.; Ntoumi, Francine (2021): COVID-19 and syndemic challenges in 'Battling the Big Three': HIV, TB and malaria. In: International journal of infectious diseases : IJID : official publication of the International Society for Infectious Diseases 106, S. 29–32. DOI: 10.1016/j.ijid.2021.03.071.

World Health Organization (2021): Global tuberculosis report 2021: supplementary material. Geneva. Online verfügbar unter www.who.int/publications/i/item/9789240037021.


Prekarisierung der Situation von Schwangeren, Müttern und ihren Neugeborenen während der Covid-19-Pandemie

Während der Schwangerschaft, der Geburt und des Wochenbetts sind Familien mit großen Herausforderungen und Risiken konfrontiert. Mutter und Kind bedürfen In dieser Zeit besonderem Schutz. In Ländern des Globalen Südens konnte dieser bereits vor der Covid-19-Pandemie nicht immer gewährleistet werden. Die Versorgung von Müttern und ihren Neugeborenen hat sich unter den Pandemiebedingungen teils weiter bzw. erneut drastisch verändert. Insbesondere wurde die Situation für vulnerable Familien verschärft. Bereits vor Pandemiebeginn war die Müttersterblichkeit in einkommensschwachen Ländern (LMICs) 14-mal höher als in Einkommensstarken (HICs). Das Nachhaltigkeitsziel der Vereinten Nationen, die weltweite Müttersterblichkeitsrate bis 2030 auf weniger als 70 pro 100.000 Lebendgeburten zu senken, rückt somit wieder in weitere Ferne (Chmielewska et al. 2021).

Yessika Martinez (studierte Geburtenhelferin vom Colegio de Obstetras del Perú):

Die studierte Geburtenhelferin Yessika Martinez vom Colegio de Obstetras del Perú berichtet von pandemiebedingten Veränderungen in der Versorgung und Betreuung von Frauen. Für das Personal bedeuteten die Auflagen einen erhöhten Workload. So arbeitete das Personal, welches im Ort San Mateo noch aktiv während der Pandemie arbeiten konnte, in dieser Zeit in 12-Stunden-Schichten. Nachts gab es hingegen keine lokalen Versorgungsmöglichkeiten, sodass Patientinnen nach Lima reisen mussten. Großstädte, besonders die Hauptstadt Perus, wurden aufgrund der hohen Infektionszahlen jedoch aus Angst vor Covid gemieden.

Gesundheitseinrichtungen und andere Akteur:innen im Bereich der reproduktiven und sexuellen Gesundheit berichten von entstandenen Versorgungslücken und fehlenden Präventionsmaßnahmen wie einem erschwerten Zugang zu wichtigen Gesundheitsdienstleistungen für Schwangere, Frauen und Familien. Dies umfasst wichtige Routine- und Vorsorgeuntersuchungen, die nicht mehr wahrgenommen wurden bzw. aufgrund abgebauter Kapazitäten weggefallen sind. Ebenso verschlechterte sich der Zugang zu notwendigen Medikamenten, Verhütungsmitteln, Beratungsangeboten sowie medizinisch sicheren Schwangerschaftsabbrüchen. Das verhinderte, dass gesundheitliche Probleme bei werdenden Müttern früh genug erkannt und behandelt werden konnten. Erste wissenschaftliche Untersuchungen zu den Auswirkungen der Pandemie weisen daher auf wieder zunehmende Fallzahlen von schwangerschaftsassoziierten Krankheiten und Todesfällen sowie auch auf einen Anstieg an Fehl- bzw. Frühgeburten hin (Aranda et al. 2022; Kingsley et al. 2021; Kotlar et al. 2021).

IMargarita Perez Silva (Dekanin am Colegio de Obstetras del Perú):

Margarita Perez Silva, Dekanin am Colegio de Obstetras del Perú, erzählt von den Schwierigkeiten, die durch die unzureichende Versorgung von Schwangeren währen der Pandemie aufgetreten sind. Das Aussetzen von vorgeburtlichen Untersuchungen führte beispielweise dazu, dass die häufigsten Ursachen für Müttertode - schwangerschaftsbedingte Hypertonie und Präeklampsie - nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wurden. Dadurch starben Frauen, deren Tod hätte vermieden werden können.

Zudem hat die Pandemie zu einer Prekarisierung der u.U. bereits prekären Lebensumstände von Müttern und Kindern geführt. Familien und speziell Frauen verloren ihre Einkommensmöglichkeiten, sodass es an existenziellen Gütern wie Lebensmitteln fehlte. Weiterhin stiegen die Zahlen häuslicher, geschlechtsspezifischer Gewalt und mentaler Störungen an (Chmielewska et al. 2021). Besonders betroffen sind heranwachsende Mädchen zwischen 10 und 19 Jahren. Bei ihnen besteht zusätzlich ein höheres Risiko für Komplikationen und Tod infolge einer Schwangerschaft. Die Gesundheit von Babys jugendlicher Mütter ist ebenfalls stärker gefährdet. Sie haben oft ein niedriges Geburtsgewicht, kommen zu früh zur Welt oder entwickeln schwere neonatale Erkrankungen (World Health Organization 2020). Soziale und sozioökonomische Folgen der Pandemie bedeuten für Mütter und Kinder daher auch einschneidende gesundheitliche Folgen.

Tshino Ramaite (Beraterin für Gemeinschaftszugang und Politik bei IPAS Südafrika):

Eine andere dramatische Entwicklung für die sexuelle und reproduktive Gesundheit (SRG) von Mädchen und Frauen beleuchtet Tshino Ramaite. Die Beraterin für Gemeinschaftszugang und Politik bei IPAS Südafrika vergleicht die U-18-Schwangerschaften, die im Zeitraum vor der Pandemie und im ersten Pandemiejahr von knapp über 14 Tausend auf etwa 23 Tausend angestiegen sind. Aufgrund des Lockdowns und erschwerten Zugang zu beratenden und ärtzlichen Dienstleistungen waren junge Mädchen und Frauen sexualisierter Gewalt in den eigenen vier Wänden stärker ausgesetzt. Gleichzeitig fielen unterstützende Dienste weg, sodass neben legalen auch vermehrt illegale Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt wurden, welche wiederum selbst ein erhöhtes Gesundheitsrisiko für die Betroffenen bedeuteten. Die Überschneidung von Problemen weist ihr zufolge auf die Notwendigkeit eines umfassenden, integrativen Ansatzes im Bereich der SRG hin.

Mehr zum Thema finden sie bald hier: Mutter-Kind-Gesundheit im Fokus: Folgen der Pandemie

Literaturverzeichnis

Aranda, Zeus; Binde, Thierry; Tashman, Katherine; Tadikonda, Ananya; Mawindo, Bill; Maweu, Daniel et al. (2022): Disruptions in maternal health service use during the COVID-19 pandemic in 2020: experiences from 37 health facilities in low-income and middle-income countries. In: BMJ global health 7 (1). DOI: 10.1136/bmjgh-2021-007247.

Chmielewska, Barbara; Barratt, Imogen; Townsend, Rosemary; Kalafat, Erkan; van der Meulen, Jan; Gurol-Urganci, Ipek et al. (2021): Effects of the COVID-19 pandemic on maternal and perinatal outcomes: a systematic review and meta-analysis. In: The Lancet Global Health 9 (6), e759-e772. DOI: 10.1016/S2214-109X(21)00079-6.

Kingsley, Jennifer Prince; Vijay, Paul Kingsley; Kumaresan, Jacob; Sathiakumar, Nalini (2021): The Changing Aspects of Motherhood in Face of the COVID-19 Pandemic in Low- and Middle-Income Countries. In: Maternal and child health journal 25 (1), S. 15–21. DOI: 10.1007/s10995-020-03044-9.

Kotlar, Bethany; Gerson, Emily; Petrillo, Sophia; Langer, Ana; Tiemeier, Henning (2021): The impact of the COVID-19 pandemic on maternal and perinatal health: a scoping review. In: Reproductive health 18 (1), S. 10. DOI: 10.1186/s12978-021-01070-6.

World Health Organization (2020): Adolescent pregnancy. Online verfügbar unter https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/adolescent-pregnancy.

World Health Organization (2021): New global targets to prevent maternal deaths. Access to a ‘continuum of care’ needed, before, during and after pregnancy and childbirth. Online verfügbar unter https://www.who.int/news/item/05-10-2021-new-global-targets-to-prevent-maternal-deaths.

 

 

 

 


Vektorerkrankungen seit der Pandemie wieder verstärkt auf dem Vormarsch

Vektorübertragene Infektionskrankheiten wie Malaria und Dengue-Fieber treten in tropischen bzw. subtropischen Regionen auf und sind in vielen Ländern des Globalen Südens endemisch. Während vor der Pandemie noch ein rückläufiger Trend bei den Malaria-Neuinfektionen zu erkennen war, lässt sich nun wieder ein Anstieg der Fallzahlen beobachten. Laut WHO stiegen die Fälle von 227 Mio. im Jahr 2019 auf 241 Mio. im Jahr 2020. Dabei entfällt nicht nur der Großteil der Zunahme auf afrikanische Länder, sondern schätzungsweise sogar 95% (228 Mio.) aller Infektionen mit Malaria weltweit (World Health Organization 2021). Die Erkrankung an Dengue hat in den letzten drei Jahrzehnten weltweit enorm zugenommen, insbesondere im ost- sowie südostasiatischen Raum und Ozeanien. Die WHO schätzt, dass mittlerweile etwa die Hälfte der Weltbevölkerung dem Risiko ausgesetzt ist, an Dengue zu erkranken (Du et al. 2021). Im Jahr 2019 wurden mehr als 5 Mio. Fälle gemeldet, der bislang höchste Wert (World Health Organization 2022). Währenddessen Dengue-Erkrankungen in nichtendemischen Ländern aufgrund pandemiebedingter Kontakt- und Reiserestriktionen ab 2020 stark abnahmen, kam es hingegen zu vermehrten Ausbrüchen in Südamerika und Südasien (Khan et al. 2022; Chen et al. 2022). Als besonders problematisch stellte sich in diesen Regionen die Co-Präsenz und -Infektion von Dengue und Covid-19 heraus, denn beide Erkrankungen sind influenzaartig und nicht direkt eindeutig differenzier- und diagnostizierbar (Bicudo et al. 2020). Weder für Dengue noch für Malaria existieren bis dato wirksame Impfstoffe  auf dem Markt. Ein neues Malaria-Vakzin lässt jedoch auf einen Meilenstein hoffen: In der zweiten Phase einer Studie lag die Wirksamkeit des Stoffes bei 77%. Bestätigen sich die Ergebnisse in der dritten Phase, würde erstmalig das WHO-Ziel eines Vakzins mit einer Wirksamkeit von mindestens 75% erreicht werden (Daubenberger und Moncunill 2022).

Juan Celis Salinas (peruanischer Infektiologe und Allgemeinmediziner):

In tropischen Gebieten wie der peruanischen Amazonasregion

ist es nicht unüblich, dass mehrere Erkrankungen gleichzeitig bei einem Menschen auftreten, sagt der Infektiologe Juan Celis Salinas. Beispielhaft nennt er die Kombination von Dengue-Fieber mit Malaria, Leptospirose oder Influenza. Covid stellte keine Ausnahme dar. So flossen die Bezeichnungen „Corona-Dengue“ oder „Flurona“ in den lokalen Sprachgebrauch ein. Dies sei nicht ganz unproblematisch, denn es handele sich in solchen Fällen eben nicht nur um eine Erkrankung mit demselben Therapieansatz, sondern zwei Erkrankungen, welche entsprechend behandelt werden müssen.

Dr. Boakye (Medizinischer Epidemiologe vom Ghanaischen Gesundheitsdienst):

Covid-19 kann nicht nur zeitgleich mit anderen Erkrankungen auftreten, sondern weist häufig auch ähnliche Symptome auf. Menschen, die vielleicht Malaria hatten, wurden fälschlicherweise als COVID diagnostiziert, und Covid-Erkrankte wurden möglicherweise gegen Malaria behandelt. Zusätzlich griffen Menschen häufig auf Mittel zurück, die sie kannten, um sich vor Covid zu schützen. In Ghana kaufte die Bevölkerung Malaria-Medikamente, wenn sie an Fieber erkrankten, erzählt Dr. Boakye, medizinischer Epidemiologe vom Ghanaischen Gesundheitsdienst. Eine gefährliche Handlung, denn die prophylaktische Einnahme kann dazu führen, Resistenzen gegen diese Arzneimittel zu bilden, sodass diese bei einer Malaria-Erkrankung nicht mehr wirksam sind.“ Wenn die Menschen also Mariamittel als Prophylaxe gegen COVID einsetzen würden, wäre das ein drohender Untergang“, so Boakye.

Ausbrüche und Verbreitungen von Dengue und Malaria können mithilfe entsprechender Präventions- und Kontrollmaßnahmen wie der Eliminierung von Brutstätten und der Sensibilisierung der Bevölkerung vermieden und somit das Erkrankungsrisiko gesenkt werden. In Pandemiezeiten kam es jedoch nicht nur zur Einstellung der medizinischen Gesundheitsdienste, sondern ebenfalls der umwelt- und gemeindebasierten Methoden zur Vorbeugung und Bekämpfung der Vektoren. Die erhöhte Sterblichkeit als auch das stärkere Auftreten der beiden Infektionskrankheiten können auf das Aussetzen dieser spezifischen Maßnahmen im Zusammenspiel mit der Implementierung weiterer Corona-Maßnahmen wie dem Lockdown, der u.U. eine längere Exposition bedeutete, zurückgeführt werden (Weiss et al. 2021; Cavany et al. 2021). Verglichen mit einer Situation ohne Covid-19-Pandemie, könnten innerhalb der nächsten Jahre bis zu 36% mehr malariabedingte Todesfälle auftreten (Hogan et al. 2020). Wissenschaftliche Analysen, die den mittelfristigen Einfluss der Corona-Pandemie auf die Kontrolle und Entwicklung von Dengue – vor allem in hochbetroffenen Ländern – quantifizieren, sind noch ausstehend (Chen et al. 2022).

Cesár Cabezas (Leiter des nationalen Gesundheitsinstituts, Arzt für Infektionskrankheiten):

Bei der Prävention und Bekämpfung von Gesundheitsproblemen reicht es nicht aus, allein medizinische Belange im Blick zu haben, diese zu erforschen und Arzneimittel auf den Markt zu bringen. Dr. Cesár Cabezas, Infektiologe und Leiter des nationalen Gesundheitsinstituts in Peru, bemängelt, dass während der Corona-Pandemie der Faktor Mensch zu wenig beachtet wurde und zu wenige Länder Studien über das menschliche Verhalten durchgeführt haben. Verantwortliche und Personal im Gesundheitssektor fragen sich, warum es Leute gibt, die auf Covid-Partys gehen und die Krankheit verbreiten. Man versteht nicht, wieso sie sich so verhalten - das sei wie bei einem Fußballspiel, bei dem sich die Zuschauer:innen über das Unvermögen der Spieler:innen aufregen, obwohl sie selbst nicht auf dem Platz stehen. „Wenn wir wüssten, warum, hätten wir alternative Lösungen. Und das ist bei allen Krankheiten so, auch bei Dengue. Die Menschen wissen, wenn ihr Nachbar gestorben oder krank ist, und warum nehmen sie nicht die Haltung ein, die sie einnehmen sollten?“ Das habe viel mit der Erziehung in der Kindheit zu tun, aber auch mit der Gesundheitserziehung von Erwachsenen und Familien, betont er.

Dr. Boakye:

Der Ausfall alltäglicher Aktivitäten wie Arbeit und Schule hatte zur Folge, dass bestimmte Zielgruppen für Interventionen nicht mehr erreichbar waren, schildert Dr. Boakye. So konnten in Ghana die insektizid-behandelten Netze nicht mehr an die Schüler:innen verteilt werden, eine sonst jährlich durchgeführte Maßnahme zur Prävention. Auch Kinder unter 5 Jahren und ihre Mütter, welche besonders von Malaria betroffen sind, gehören zur Zielgruppe dieser Maßnahme. Jedoch erschienen auch sie während der Pandemie nicht an den Orten, wo die Netze verteilt wurden – sofern diese Aktivität von den Gesundheitsdiensten aufrechterhalten werden konnte.

Wenn es zu einer Infektion mit dem Dengue-Virus bzw. den Malaria-Parasiten gekommen ist, muss eine schnelle Diagnose und medikamentöse Behandlung erfolgen, um frühzeitig potenzielle schwerwiegende Konsequenzen bis hin zum Tod abwenden zu können. Viele Sozial- und Gesundheitssysteme waren jedoch überlastet, weil sie nicht über die strukturellen Voraussetzungen und ausreichend materielle, personelle sowie finanzielle Mittel verfügten, um der Pandemie und allen weiteren Gesundheitsproblemen begegnen zu können (Hasan et al. 2021). Für Menschen in Ländern mit geringem oder mittlerem Einkommen (LMIC) bestehen zudem häufig große Zugangsbarrieren zum Gesundheitssystem und zu öffentlichen Gesundheitsressourcen. Dadurch können sie sich zum einen schlechter schützen und zum anderen die lebenswichtige Behandlung bei einer Infektion nicht leisten, weshalb die Krankheitslast insbesondere sozioökonomisch benachteiligte Menschen trifft. Beeinträchtigungen des Gesundheitsschutzes und der Krankheitsversorgung aufgrund der Pandemie gehen dabei ebenfalls in erster Linie zu Lasten vulnerabler Gruppen (Du et al. 2021; World Health Organization 2021). Zusätzlich veränderten soziale Stigmatisierungen und subjektive Ängste das Gesundheitsverhalten der Menschen, was sich u.a. darin zeigte, dass Gesundheitseinrichtungen seltener oder später aufgesucht und alternative Therapien bzw. Selbstmedikation konventioneller Medizin vorgezogen wurden (Ajayi et al. 2020).

César Munayco (Medizinischer Epidemiologe am Nationalen Zentrum für Epidemiologie, Krankheitsvorbeugung und -bekämpfung):

Armut und Mangel an fließendem Wasser sind Faktoren, die das Fortbestehen von vektorbedingten Erkrankungen wie Dengue begünstigen, so der medizinische Epidemiologie César Munayco vom Nationalen Zentrum für Epidemiologie, Krankheitsvorbeugung und -bekämpfung in Peru. Daher waren vor allem einkommensschwache Familien, die wie alle anderen ihr Zuhause nicht verlassen durften, in höherem Ausmaß exponiert. Zusätzlich konnte das Fachpersonal die betroffenen Gebiete nicht mehr inspizieren und Präventionsmaßnahmen durchführen. Die Pandemie habe sich daher unmittelbar auf die Bereiche Dengue-Prävention und -Bekämpfung ausgewirkt.

Dr. Boakye:

Obwohl die meisten Einweisungen in Ghanas Gesundheitseinrichtungen normalerweise auf Malaria zurückzuführen sind, machten diese im Jahr 2020 den niedrigsten Anteil an Einweisungen aus. Auch im 5-Jahres-Trend war 2020 der niedrigste Werte zu verzeichnen, stellt Dr. Boakye heraus. Man dürfe den Rückgang der Indikatoren wie dem der Krankhausbesuche jedoch nicht missinterpretieren, denn fehlende Daten sind nicht unmittelbar mit real weniger Erkrankungen gleichzusetzen. Vielmehr könne man daraus schließen, dass die meisten Menschen Angst hatten, ins Krankenhaus zu gehen, denn sie befürchteten, mit Covid-19 diagnostiziert zu werden und aufgrund der Diagnose Stigmatisierung zu erleben.

 

 

Mehr Informationen finden Sie bei den Schulmaterialien: Globale Folgen der Pandemie 

 

Literaturverzeichnis

Ajayi, IkeOluwapo Oyeneye; Ajumobi, Olufemi Olamide; Falade, Catherine (2020): Malaria and COVID-19: commonalities, intersections and implications for sustaining malaria control. In: The Pan African medical journal 37 (Suppl 1), S. 1. DOI: 10.11604/pamj.supp.2020.37.1.25738.

Bicudo, Naira; Bicudo, Eliana; Costa, Julia Duarte; Castro, Julliana Alline Leite Porto; Barra, Gustavo Barcelos (2020): Co-infection of SARS-CoV-2 and dengue virus: a clinical challenge. In: The Brazilian journal of infectious diseases : an official publication of the Brazilian Society of Infectious Diseases 24 (5), S. 452–454. DOI: 10.1016/j.bjid.2020.07.008.

Cavany, Sean M.; España, Guido; Vazquez-Prokopec, Gonzalo M.; Scott, Thomas W.; Perkins, T. Alex (2021): Pandemic-associated mobility restrictions could cause increases in dengue virus transmission. In: PLoS neglected tropical diseases 15 (8), e0009603. DOI: 10.1371/journal.pntd.0009603.

Chen, Yuyang; Li, Naizhe; Lourenço, José; Wang, Lin; Cazelles, Bernard; Dong, Lu et al. (2022): Measuring the effects of COVID-19-related disruption on dengue transmission in southeast Asia and Latin America: a statistical modelling study. In: The Lancet Infectious Diseases 22 (5), S. 657–667. DOI: 10.1016/S1473-3099(22)00025-1.

Daubenberger, Claudia A.; Moncunill, Gemma (2022): Next-generation malaria subunit vaccines to reduce disease burden in African children. In: The Lancet Infectious Diseases. DOI: 10.1016/S1473-3099(22)00523-0.

Du, Min; Jing, Wenzhan; Liu, Min; Liu, Jue (2021): The Global Trends and Regional Differences in Incidence of Dengue Infection from 1990 to 2019: An Analysis from the Global Burden of Disease Study 2019. In: Infectious diseases and therapy 10 (3), S. 1625–1643. DOI: 10.1007/s40121-021-00470-2.

Hasan, Md Zabir; Neill, Rachel; Das, Priyanka; Venugopal, Vasuki; Arora, Dinesh; Bishai, David et al. (2021): Integrated health service delivery during COVID-19: a scoping review of published evidence from low-income and lower-middle-income countries. In: BMJ global health 6 (6). DOI: 10.1136/bmjgh-2021-005667.

Hogan, Alexandra B.; Jewell, Britta L.; Sherrard-Smith, Ellie; Vesga, Juan F.; Watson, Oliver J.; Whittaker, Charles et al. (2020): Potential impact of the COVID-19 pandemic on HIV, tuberculosis, and malaria in low-income and middle-income countries: a modelling study. In: The Lancet Global Health 8 (9), e1132-e1141. DOI: 10.1016/S2214-109X(20)30288-6.

Khan, Sakirul; Akbar, Sheikh Mohammad Fazle; Yahiro, Takaaki; Mahtab, Mamun Al; Kimitsuki, Kazunori; Hashimoto, Takehiro; Nishizono, Akira (2022): Dengue Infections during COVID-19 Period: Reflection of Reality or Elusive Data Due to Effect of Pandemic. In: IJERPH 19 (17), S. 10768. DOI: 10.3390/ijerph191710768.

Weiss, Daniel J.; Bertozzi-Villa, Amelia; Rumisha, Susan F.; Amratia, Punam; Arambepola, Rohan; Battle, Katherine E. et al. (2021): Indirect effects of the COVID-19 pandemic on malaria intervention coverage, morbidity, and mortality in Africa: a geospatial modelling analysis. In: The Lancet Infectious Diseases 21 (1), S. 59–69. DOI: 10.1016/S1473-3099(20)30700-3.

World Health Organization (2021): World malaria report 2021. Online verfügbar unter https://www.who.int/publications/i/item/9789240040496.

World Health Organization (2022): Fact sheet Dengue and Severe Dengue. Online verfügbar unter https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/dengue-and-severe-dengue.

 

 


Mit Covid-19 ist das Ziel einer global gerechten Gesundheitsversorgung in weite Ferne gerückt. Das gilt nicht nur für die Versorgung von Corona-PatientInnen oder den Zugang zu Impfstoffen. Die Pandemie vergrößert auch die ohnehin schon bestehenden Versorgungslücken – etwa bei HIV/Aids und Tuberkulose oder bei nicht übertragbaren Krankheiten wie Krebs und Diabetes. Wir stellen die globale Gesundheitsversorgung in Corona-Zeiten auf den Prüfstand. Exemplarisch nehmen wir dabei die Versorgung in Ghana, Südafrika und Peru in den Blick, aber auch Engpässe hier bei uns in Nordrhein-Westfalen. Im Austausch mit Partnerorganisationen vor Ort tragen wir Informationen zusammen und erstellen eine Länderstudie. Auch intensive Bildungsarbeit ist geplant.




unabhängigkeit ist uns wichtig

Die Pharma-Kampagne nimmt kein Geld von der Pharmaindustrie oder anderen in der Gesundheitsbranche tätigen Unternehmen. Das gilt selbstverständlich auch für alle MitarbeiterInnen. Der Pharma-Brief hat sich als Vollmitglied der International Society of Drug Bulletins (ISDB) verpflichtet, Erkärungen zu Interessenkonflikten der Redaktion zu veröffentlichen.

Hier finden Sie die Erklärungen:

Pharma-Brief (allgemein)

Jörg Schaaber (Chefredakteur)

Claudia Jenkes (Redakteurin)

Max Klein (Redakteur)

Weitere Transparenzinformationen finden Sie hier


BUKO Pharma-Kampagne was founded with the aim of examining the activities of the German pharmaceutical industry in Third World countries. We want to implement changes by taking special actions and informing the public in detail. Pharma-Kampagne is a campaigning group of the Bundeskoordination Internationalismus    (BUKO) (Federal Coordination of Internationalism) uniting 200 German action and solidarity groups working in favour of the Third World.

More than 20 years ago, BUKO Pharma-Kampagne started to pay attention to the theme "Drugs and the Third World ". Today it is one of the few organisations in Germany that has a critical look at the dark side of the drug market in the North and in the South. Its commitment protects patients and consumers. BUKO Pharma-Kampagne supports the human right to healthy living conditions. Therefore it discusses also the negative repercussions of economic globalisation. We work closely with health and consumer groups all over the world. In collaboration with the international health network Health Action International    (HAI) we managed to reveal many risks to health resulting in major improvements to healthcare policy in recent years. Read more...


Boehringer reacts to criticism

In our brochure „At any price? – Examination of the business behavior of Boehringer Ingelheim, Bayer und Baxter”, we reported on the controversial cardiovascular drug Mexiletin Hydrochloride (Mexitil®) from Boehringer Ingelheim under the heading “irrational”. This drug, the benefits of which have not been proven, (1) was taken from the German market in November 2009; in India, however, it was still being sold off one year later at the time when our brochure was printed (March 2011). Boehringer Ingelheim had informed us in a personal interview on 17th December, 2010 that the drug would no longer be offered although stocks were still being sold off in Indian pharmacies. That is what we reported in our brochure (p. 20).

Now, Boehringer Ingelheim confirms in writing, (2) that the sale of the product by the licencee Zydus Pharma has been finally stopped (3), although the manufacturing license of Mexitil is valid until December 2012.

This is the original text from Boehringer Ingelheim India:

We [Boehringer Ingelheim India, the author] can confirm that though Zydus has the manufacturing licence to manufacture Mexitil till December 2012, they are not marketing it at present in India. This has been confirmed in a file they have sent to our regulatory last year.
Also, we get regular sales data from them for the licenced products and we do not find Mexitil in that data for the last 3 years.
Therefore, we can formally confirm that Mexitil is no longer sold by Zydus in India.

(1) arznei-telegramm (2009) Evaluation: Mexiletin-HCl. Pharmaceutical database of 24.12.

(2) Boehringer Ingelheim (2012) Mail of 6th September to the BUKO Pharma-Kampagne

(3)Zydus is a strategic partner of Boehringer Ingelheim in India, The Economic Times (2004) Zydus Cadila, Boehringer Ingelheim sign pact for JV. Feb 13 http://articles.economictimes.indiatimes.com/2004-02-13/news/27415527_1_zydus-cadila-zydus-cadila-moraiya


Cover Malaria 2010 02 smallMalaria gilt heute als Tropenkrankheit. Früher sorgte sie aber auch hier in Europa für viel Elend. Die Marschen und Moore Norddeutschlands waren bis ins 19. Jahrhundert gefürchtete Malariagebiete. Während der Epidemie 1826 soll In Ostfriesland jedes zweite Kind am Marschenfieber erkrankt sein. Auch am Oberrhein waren Malaria-Ausbrüche keine Seltenheit. All dies ist glücklicherweise lange her. Doch auf der Südhalbkugel der Erde ist Malaria noch heute bittere Realität. Knapp eine Million Menschen sterben jährlich an einem verhängnisvollen Mückenstich.
Der Pharma-Brief Spezial informiert über Vorbeugung, Therapie und Versorgungsprobleme, liefert Hintergründe zu aktuellen Forschungsprojekten und beschreibt die Vergangenheit der Malaria zwischen Kolonialpolitik und Militärinteressen.

 

Download: Malaria [PDF/1,6mB]


16.04.2024

Memento Fachgespräch zu NTDs

Das Memento-Bündnis lädt am 15. Mai in das Tagungszentrum der Katholischen Akademie in Berlin ein, um sich im Rahmen eines Fachgesprächs mit z Weiterlesen ...

08.03.2024

KEIN ZUGANG ZU MEDIKAMENTEN – WTO-WAIVER GESCHEITERT

Die ungerechte globale Verteilung von Covid-19-Impfstoffen ist noch in schlechter Erinnerung, vor allem in Ländern des Globalen Südens. Die Welth Weiterlesen ...

05.03.2024

Arzneimittel & Umwelt

Unser neues Projekt

Arzneimittel und ihre Umweltauswirkungen sind ein komplexes und zunehmend drängendes Thema, denn Arzneimittelrückst Weiterlesen ...

05.03.2024

Pharma-Brief 1/2024: Cholera, Arzneimittel & Umwelt, NTDs und unser Jahresrückblick

Der Pharma-Brief 1/2024 widmet sich folgenden Themen: Cholera, Arzneimittel & Umwelt, vernachlässigte Tropenkrankheiten 

Weiterlesen ...
25.01.2024

Abschlusskonferenz 2024: Gesundheit von Frauen und Kindern im Globalen Süden

Konsequenzen der Covid-19-Pandemie, Handlungsoptionen für zukünftige Pandemien und andere gesundheitliche Krisen

Am 5. April richten di Weiterlesen ...

17.01.2024

Straßentheater 2024

Teilnehmende gesucht! 

Auch dieses Jahr ist es wieder soweit! Unser Straßentheater Schluck&weg geht zwischen dem 2. und 15 Weiterlesen ...


Terminkalender 2024

17.4. Veranstaltung zu NTDs im PFL Oldenburg
15.5. Memento Fachgespräch zu NTDs in Berlin
2.-15.9. Straßentheatertournee - WIR SUCHEN FREIWILLIGE

Siehe auch: Veranstaltungen

 

Newsletter 

Seit einer Weile ist unser eigener Newsletter in Aufbau. Quartalsweise informieren wir - v.a. über unsere entwicklungspolitischen Bildungsprojekte. 
Wer nähere Einblicke in unsere Projektarbeit und Aktionen bekommen möchte, kann sich per Mail anmelden.