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Der erste Pharma-Brief in 2021 beschäftigt sich mit folgenden Themen:

Covid-19: Solidarität dringend gesucht
Globale Impfstoffversorgung in der Sackgasse?

Mit dem Covid-19-Impfstart in einigen Ländern wird der Blick auf die Verteilungspraxis kritischer. Dabei rücken besonders die verschiedenen Initiativen bei der WHO und der WTO in den Fokus. Weiterlesen

Die Macht der globalen Gesundheitsdaten
„Institute for Health Metrics and Evaluation“ in der Kritik

Für effektive Gesundheitsinterventionen sind verlässliche Daten über Krankheitshäufigkeit und -verbreitung enorm wichtig. Dass mit dem Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) eine private Einrichtung zum globalen Meinungsführer wurde, ist nicht unproblematisch. Weiterlesen

Ziemlich illegalDollarscheine vitph iStock
Strafen für Big Pharma in den USA

Illegale Aktivitäten gehören offensichtlich zum Geschäftsmodell großer Pharmafirmen. 85% der 26 größten Firmen mussten über einen Zeitraum von 14 Jahren Strafzahlungen leisten, die meisten gleich mehrfach. Weiterlesen

Doppelkonferenz zu Antibiotikaresistenzen & JubiläumSave the date
30.4.-1.5.2021 in Bielefeld oder online

Am Freitag, 30. April, beginnt unsere Konferenz „One World – One Health. Antibiotika-Resistenzen als globales Gesundheitsproblem“ mit einem internationalen Teil in englischer Sprache. Es referieren ExpertInnen aus dem In- und Ausland, darunter Prof. Eva Ombaka aus Tansania, Dr. Gopal Dabade aus Indien, Dr. Schwarzkopf-Steinhauser, München und Christian Baars vom NDR. Am Samstag geht es im zweiten Konferenzteil auf Deutsch weiter mit der Frage, was wir in Deutschland gegen Antibiotikaresistenzen tun können. SprecherInnen sind u.a. Dr. Tim Eckmanns vom Robert-Koch-Institut, Dr. Julia Steinhoff-Wagner von der Uni Bonn und viele andere. Schließlich werden wir am Abend des zweiten Tages 40 Jahre Pharma-Kampagne feiern. Merken Sie sich den Termin schon einmal vor. Wir planen je nach aktueller Pandemielage eine kleinere oder etwas größere Präsenzveranstaltung. Auf jeden Fall wird die ganze Veranstaltung live gestreamt. In Kürze können Sie sich auch anmelden. Schauen Sie auf unserer Website nach.

Pharma-Kampagne – One Health im Fokus
Arbeiten unter erschwerten Bedingungen: Jahresbericht 2020

Gesundheitskrisen erzeugen Handlungsdruck. Sie beschleunigen Innova­tionen und eröffnen Chancen für strukturellen Wandel. Das hat die Covid-19-Pandemie schmerzhaft bewiesen. Neben den vielen Schwierigkeiten, die uns das Corona-Jahr auferlegt hat, hat es zugleich auch Visionen und Ziele beflügelt: Die Rufe nach globalen Gesundheitsstrategien, einem gerechten Zugang zu innovativen Forschungsprodukten, nach internationaler und interdisziplinärer Zusammenarbeit wurden 2020 deutlich lauter. Weiterlesen

Aus aller Welt

  • Gelbfieber: Ein Fünftel tut’s auch
  • Covid-19: Impfstoffhersteller und Verantwortung
  • Covid-19: Extraprofit für Pfizer
  • Nahrungsergänzung: Stopp für Versprechen
  • Europa: Kooperation für niedrigere Preise

Download: Pharma-Brief 1/2021 [PDF/382 kB]

Bild Dollarscheine © vitpho/iStock

 


Globale Impfstoffversorgung in der Sackgasse?

Mit dem Covid-19-Impfstart in einigen Ländern wird der Blick auf die Verteilungspraxis kritischer. Dabei rücken besonders die verschiedenen Initiativen bei der WHO und der WTO in den Fokus.

Während in Deutschland eine Debatte darüber tobt, wann in den kommenden Wochen die notwendigen Impfstoffmengen gegen Covid-19 zur Verfügung stehen, stellt sich für den Großteil des globalen Südens die Frage, wie viele Monate oder Jahre vergehen mögen, bis es ausreichenden Zugang gibt.


Industriespende für Forschung löst die Probleme nicht

Anfang Juli 2020 versprach der internationale Verband von Big Pharma (IFPMA) knapp eine Milliarde US$ für die Erforschung neuer Antibiotika.[1] Damit reagiert die Industrie auf die Kritik an ihrem weitgehenden Ausstieg aus der Entwicklung von Medikamenten gegen resistente bakterielle Krankheitserreger.

Wer meint, dass sich die Industrie eines Besseren besonnen hat, und selbst wieder in die Erforschung neuer Antibiotika einsteigt, wird enttäuscht. Die Großen der Branche werden weiterhin in lukrativeren Bereichen wie Krebs oder Diabetes investieren. Das Geld soll an kleinere Biotechunternehmen gehen. Auf sie wird das Risiko abgewälzt, das mit der Erforschung neuer Wirkprinzipien und kleinen Absatzmärkten verbunden ist. Big Pharma will diesen Firmen „technische Unterstützung und Zugang zum Know-how gewähren, um die Antibiotika-Entwicklung zu stärken und den Zugang und den angemessenen Einsatz von Antibiotika zu unterstützen.“[1]

Health E Mikroskop Antibiotika AblasshandelGar nicht so viel

Eine Milliarde, das klingt nach viel Geld. Aber die Summe soll über zehn Jahre verteilt fließen und es beteiligen sich 24 Unternehmen. Das bedeutet im Schnitt pro Firma rund vier Millionen Euro pro Jahr.

Verteilt werden soll das Geld durch ein vom IFPMA ins Leben gerufenes Public Private Partnership, den „AMR action fund“. Kommissarischer Geschäftsführer ist Martin Bott, Vice-President Finance bei Eli Lilly. Laut dem Pharmaverband sind die Europäische Investmentbank, der Wellcome Trust und die WHO mit im Boot.

Das kann man durchaus auch als Konkurrenzgründung zum Global Antibiotic Research and Development Partnership (GARDP) verstehen, das 2016 von der Weltgesundheitsorganisation und der gemeinnützigen Drugs for Neglected Diseases initiative (DNDi) gegründet wurde und unter anderem von Deutschland finanziell unterstützt wird. Auch hier gibt es eine Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen und der Industrie, aber die WHO und DNDi haben den Hut auf.

Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn hob bei der öffentlichen Vorstellung des AMR action fund hervor, dass dadurch zusätzliche Mittel für die Antibiotikaforschung zur Verfügung gestellt würden, mahnte aber eine enge Abstimmung mit dem WHO Aktionsplan gegen Resistenzen und existierenden AMR-Initiativen wie GARDP an. Auch sei es notwendig, bereits während der Entwicklung an den sorgsamen Gebrauch der neuen Produkte zu denken.[2]

WHO Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus begrüßte den neuen Fonds, weil die Firmen die Antibiotikaforschung vernachlässigt hätten und öffentliche Förderung die Lücke nicht ganz schließen könne. Angesichts der schwierigen Finanzlage der WHO – besonders seit dem angekündigten Ausstieg der USA – greift der WHO Chef offensichtlich nach jedem Strohhalm, notwendige Projekte zu finanzieren. Dabei ist absehbar, dass auch dieses Public Private Partnerships ebenso viele Probleme verursachen wird, wie es zu lösen versucht. Wie die Entscheidungsstrukturen des AMR action fund gestaltetet werden sollen, ist derzeit weder der Website des Fund noch den Mitteilungen von IFPMA zu entnehmen.

Marktreformen?

Es gibt aber noch einen weiteren kritischen Punkt auf der Agenda des AMR action fund: „Eine Allianz aus Industrie und Nicht-Industrie-Partnern zusammen[zu]bringen – darunter gemeinnützige Organisationen, Entwicklungsbanken und multilaterale Organisationen – in der Hoffnung, Regierungen den Anstoß zu geben, Marktreformen umsetzen, die wieder nachhaltige Investitionen in die Antibiotika-Pipeline ermöglichen.“[1] Im Klartext bedeutet das eine Lobby für höhere Preise für Antibiotika, damit das Ganze für die AktionärInnen zum lukrativen Geschäft wird.

Rechenexempel

Last but not least: Der AMR action fund will innerhalb von zehn Jahren zwei bis vier neue Antibiotika auf den Markt bringen. Das ist höchst erstaunlich, reichen doch eine Milliarde US$ nach bisherigen Angaben der Indus­trie nicht mal für die Entwicklung eines einzigen Medikaments aus.  (JS)

Artikel aus dem Pharma-Brief 6/2020, S.1

Bild Mikroskop © Health-e

[1] IFPMA (2020) Neuer AMR Action Fund soll mit Investitionen der Pharmaindustrie in Höhe von 1 Mrd. US-Dollar die vom Zusammenbruch bedrohte Antibiotika-Pipeline retten. Pressemitteilung vom 9. Juli www.ifpma.org/resource-centre/new-amr-action-fund-steps-in-to-save-collapsing-antibiotic-pipeline [Zugriff 11.8.2020]

[2] AMR action fund (2020) Global launch highlights from Berlin. 23 July https://amractionfund.com/resource/global-launch-highlights-from-berlin [Zugriff 11.8.2020]


PHARMA-BRIEFE AUS DEM JAHR 2021


PHARMA-BRIEFE AUS DEM JAHR 2020


Hier finden Sie eine separate Auflistung des Pharma-Brief Spezial. Dies sind Sonderausgaben, die sich auf unterschiedliche Themenschwerpunkte konzentrieren.

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Unsere Fachzeitschrift Pharma-Brief erscheint acht Mal pro Jahr und bietet gut recherchierte Beiträge rund um das Thema globale Gesundheit. Sie informiert über Zugangsprobleme bei Medikamenten, Arzneimittelrisiken und Nutzenbewertung, mangelnde Transparenz des Arzneimittelmarktes, vernachlässigte Krankheiten, illegale Pharmageschäfte, internationale Gesundheitspolitik und auch über Projekte der BUKO Pharma-Kampagne. Zweimal jährlich erscheint außerdem eine Doppelausgabe mit dem Pharma-Brief Spezial als Beilage. Die Broschüren beleuchten jeweils ein Schwerpunktthema.
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