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US-Dokumentarfilmer in Italien angeklagt

Der US-Filmemacher Kelly Duda hatte aufgedeckt, dass mit Viren belastetes Blut von Gefängnisinsassen in Arkansas in die ganze Welt verkauft worden war. Die Blutprodukte gingen auch nach Italien. Dort steckten sich in den 1980 und 1990er Jahren 2.605 Menschen, denen Gerinnungsfaktoren fehlen und die deshalb auf Ersatz angewiesen sind, mit HIV und Hepatitis an. Duda war 2017 in Neapel Zeuge im Prozess gegen zehn VertreterInnen der Firma, die die Blutprodukte vertrieben hatte sowie gegen Duilio Poggiolini, Chef der zuständigen Abteilung des Gesundheitsministeriums zur Zeit des Blutskandals.[1]

Während der Anhörung versuchte Staatsanwalt Lucio Giugliano, die Aussage von Duda zu unterbrechen und unglaubwürdig zu machen, obwohl der Filmemacher Zeuge der Anklage war. Duda war empört und sagte nach der Anhörung zu Giugliano, dass ein solches Verhalten in den USA als „schändlich“ bezeichnet würde. Dieser Vorwurf an ihn sei ein Verbrechen, konterte der Staatsanwalt und ließ Duda vorübergehend verhaften. Die Angeklagten wurden 2019 freigesprochen.

Doch damit war die Geschichte nicht zu Ende. Denn jetzt steht Duda vor Gericht. Und zwar auf der Grundlage eines Gesetzes aus der Mussolini-Zeit, das die Beleidigung der Ehre und des Prestiges eines Staatsanwalts unter Strafe stellt. Im Januar 2022 gab es eine erste Anhörung. Der Europarat hat eine Warnung auf seiner Plattform zum Schutz des Journalismus veröffentlicht. Eine Antwort Italiens steht noch aus.  (JS)

 Artikel aus dem Pharma-Brief 1/2022, S.5

[1] Giuffrida A (2022) US film-maker tried in Italy on fascist-era charge over tainted blood testimony. Guardian 20 Jan. www.theguardian.com/world/2022/jan/20/kelly-duda-trial-us-film-maker-italy-tainted-blood-scandal