
10 Fakten zum Klimawandel
4. Juli 2024
Klimawandel macht krank (1)

Die Erdtemperatur ist in den letzten 100 Jahren im Durchschnitt um 1,3°C gestiegen.1 Der Mensch ist für diese Entwicklung maßgeblich verantwortlich. Vor allem durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Erdöl oder Erdgas hat die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre seit Beginn des Industriezeitalters um 50% zugenommen.2
Mehr CO2-Gas in der Atmosphäre sorgt dafür, dass sich die Erde aufheizt. Immer weniger von der Wärme, die die Erde abstrahlt, kann ins Weltall entweichen. Die Folgen: Polkappen und Gletscher schmelzen, der Wasserspiegel der Ozeane steigt an und ganze Inselstaaten sind vom Untergang bedroht. Extreme Wetterereignisse wie Stürme, Starkregen, Hitzewellen und Dürren nehmen zu und rauben Menschen ihre Existenzgrundlage. Abgesehen davon gehen mit der Erderwärmung zahlreiche weitere Gesundheitsrisiken einher – vom Tod durch extreme Hitze bis hin zur Ausbreitung von Infektionskrankheiten.3
Der Klimawandel trifft vor allem arme Länder hart, aber auch Bevölkerungsgruppen, die gesundheitlich besonders gefährdet sind – etwa ältere Menschen oder Kinder. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rechnet ab 2030 mit jährlich 250.000 zusätzlichen Todesfällen, die durch den Klimawandel verursacht werden.4
Lebensbedrohliche Wetterextreme (2)

Klimatische Veränderungen machen sich überall auf der Erde bemerkbar. Von den Tropen bis in die Arktis und auch in Europa beeinflussen sie auf direkte oder indirekte Weise unser Leben. Wetterextreme wie Starkregen und Überflutungen gefährden Leben und Gesundheit.5 Auch Wirbelstürme wie Hurrikan Irma, der 2017 Haiti und Kuba traf, zerstören Besitz und Lebensgrundlagen.6 Steigende Meeresspiegel erhöhen zusätzlich das Risiko von Überflutungen in Küstenregionen. Und gerade diese Gebiete sind besonders dicht besiedelt: Mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung lebt nicht weiter als 100 km vom Meer entfernt.7 Über 600.000 Menschen starben in den letzten 20 Jahren durch wetterbedingte Naturkatastrophen – 95% der Todesopfer entfallen armen Ländern.Überschwemmungen verursachen Verletzungen und Todesfälle. Sie machen Menschen obdachlos und zwingen sie zur Flucht. Die Fluten erhöhen aber auch das Risiko für Infektionskrankheiten. Wenn Quellen und Brunnen von schmutzigem Wasser überspült werden, gelangen Fäkalien und Bakterien ins Trinkwasser. Dann können gefährliche Krankheiten wie Cholera und Typhus ausbrechen. Unter den Folgen der Naturkatastrophen leiden vor allem arme Menschen, Minderheiten und alte Menschen. Frauen und Kinder haben bei Extremwetter-Ereignissen ein deutlich höheres Sterberisiko. Indirekt betroffen sind sie häufig auch: Frauen und Mädchen sind z.B. in vielen Ländern verantwortlich für die Versorgung mit Trinkwasser. Je weiter die Wege zum Wasser auf Grund von Dürren, desto weniger Zeit bleibt ihnen z. B. für Schule und Ausbildung.8
Unterernährung (3)

Steigende Temperaturen und veränderte Niederschlagsmengen beeinträchtigen die Landwirtschaft. Auch Starkregen oder anhaltende Trockenheit, die mit dem Klimawandel einhergehen, führen zu massiven Ernteverlusten. Und zwar insbesondere in tropischen Regionen, wo die Ernährungssicherheit schon heute bedroht ist. Unterernährung tötet jedes Jahr viele Millionen Menschen weltweit. Todesursache ist dabei nicht allein die fehlende Nahrung. Hungernde Menschen sind auch anfälliger für Infektions- und Atemwegs-Erkrankungen.9 Und die Krankheit vergrößert die Armut: In einkommensschwachen Ländern gehen jedes Jahr 3-16% (oder sogar noch mehr) des Bruttoinlandsproduktes infolge von Mangelernährung verloren, schätzt die Weltbank. Denn geschwächte und kranke Menschen sind weniger leistungsfähig oder können gar nicht arbeiten. Das führt nicht nur zu individuellen Verlusten und finanziellen Einbußen. Es entsteht auch ein volkswirtschaftlicher Schaden.10 Extreme Dürreperioden verschärfen die Unter- und Mangel-Ernährung besonders in den Ländern des globalen Südens. Denn viele Menschen leben dort vom Ackerbau und produzieren hauptsächlich für den Eigenbedarf. Bei ausbleibendem Regen oder bei Überschwemmungen verlieren sie schnell ihre Existenzgrundlage. Immer mehr Bäuerinnen und Bauern werden dadurch gezwungen, in die Städte zu ziehen.9
Hygienebedingte Erkrankungen (4)

Trockenheit und Dürreperioden werden in Folge des Klimawandels deutlich zunehmen und länger anhalten. Das verschärft in vielen Regionen den Mangel an Trinkwasser. Schon heute leiden 4 von 10 Menschen auf der Erde unter Wasserknappheit. Dabei ist Wasser nicht nur überlebenswichtig für Menschen, Tiere und Pflanzen. Der Mangel an Wasser verursacht auch massive Hygiene-Probleme. Denn wo Wasser knapp ist, können Menschen ihre Hände, ihren Körper und ihre Kleidung nicht waschen und auch Lebensmittel vor dem Verzehr nicht reinigen.11 Jedes Jahr sterben 1,4 Millionen Menschen durch unzureichende Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung und fehlende Hygiene. Durch diese Zustände leiden Millionen von Menschen an Krankheiten wie Durchfall, Darmwürmer, und Trachom. Dieses wäre mittels einer adäquaten Wasserversorgung vermeidbar.12
Trachom ist eine chronische eitrige Binde- und Hornhautentzündung der Augen und verbreitet sich da, wo Wasserversorgung schlecht ist und damit die Hygiene leidet. 40 Millionen Menschen sind von der Krankheit betroffen. Das Trachom ist die häufigste Ursache für Erblindung weltweit.13
Wassermangel zwingt Menschen auch dazu, ihr Trinkwasser in Tanks oder großen Behältern über lange Zeiträume zu speichern. Dadurch wächst das Risiko von Verunreinigungen. Krankheitserreger können sich im Wasser vermehren und Krankheiten auslösen.14
Ausbreitung von Malaria, Dengue und Co. (5)

Klimatische Bedingungen haben großen Einfluss auf Krankheiten, die durch Vektoren verbreitet werden – also durch lebende Organismen wie Mücken, Fliegen, Würmer oder Zecken. Diese sogenannten Wirtstiere übertragen den Erreger von einer Person auf eine andere. Ihr Stoffwechsel, ihre Vermehrung, Entwicklung und Verbreitung sind stark von der Umgebungs-Temperatur abhängig. Klima-Veränderungen können daher den saisonalen Übertragungs-Zeitraum solcher Krankheiten verlängern und auch die geographische Ausbreitung begünstigen. Eine dieser vektor-übertragenen Infektionen ist Malaria. Der Erreger wird durch die Anopheles-Stechmücke übertragen. Die Mücke profitiert einerseits von wechselhaften Niederschlägen, insbesondere von Starkregen und Überschwemmungen. Denn sie legt im stehenden Wasser und in Pfützen ihre Eier ab. Andererseits begünstigen hohe Temperaturen die Vermehrung der Moskitos. Wenn es warm ist, entwickeln sich die Mückenlarven z.B. schneller. Mit dem Anstieg der Temperaturen könnte die Mücke und mit ihr der Malaria-Erreger auch neue Regionen erobern, in denen er bisher nicht oder kaum verbreitet war.
Rund eine halbe Million Menschen sterben schon heute jedes Jahr an Malaria. 90% aller Erkrankungen treten in afrikanischen Ländern auf und besonders hoch ist die Todesrate bei Kleinkindern. Die Weltgesundheitsorganisation rechnet ab 2030 jährlich mit 60.000 zusätzlichen Todesfällen durch Malaria – bedingt durch den Klimawandel. ExpertInnen befürchten, dass dadurch bisherige Erfolge bei der Krankheitsbekämpfung zunichte gemacht werden.15
Lungen Erkrankungen (6)

Durch das Verbrennen von Kohle, Öl und Holz werden große Mengen von Treibhausgasen, aber auch Feinstäube und andere Schadstoffe freigesetzt. 9 von 10 Erdbewohnern atmen verschmutzte Luft ein. Das wirkt sich massiv auf ihre Gesundheit aus. Denn eine hohe Konzentration von Feinstaub in der Luft führt zu Stressreaktionen in der Lunge und in den Blutgefäßen. Das Risiko für Lungenkrebs steigt deutlich an. Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle werden durch die Inhalation von Feinstäuben verschlimmert bzw. ausgelöst. Bereits einige Stunden Aufenthalt in einer stark belasteten Umgebung reichen aus, um das Sterblichkeitsrisiko zu erhöhen. Dauerhaftes Einatmen von schmutziger Luft führt zu Lungenschäden und verringert die Lebenserwartung. Ungefähr 400.000 Menschen sterben in Europa jährlich verfrüht durch Luftverschmutzung. Der Smog in Großstädten birgt ein zusätzliches Gesundheitsrisiko: Auto-Abgase sorgen bei Sonnenschein für bodennahes Ozon, das durch komplexe chemische Reaktionen entsteht. Die Folge sind Schleimhautreizungen, tränende Augen, Kopfschmerzen, Atembeschwerden und eine Verschlechterung der Lungenfunktion.16 Feinstaub und Ozon verschlimmern außerdem chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen (COPD). Die PatientInnen leiden unter Husten, vermehrtem Auswurf und Atemnot bei Belastung. ExpertInnen warnen, dass die Sterblichkeitsrate an COPD in den kommenden Jahrzehnten massiv steigen wird. Schon jetzt tötet die Krankheit jedes Jahr über 3 Millionen Menschen. 250 Millionen Menschen leiden weltweit an COPD – über 90% leben in armen Ländern.17
Allergien und Asthma (7)

Krankheiten wie Allergien und Asthma werden ebenfalls durch den Klimawandel beeinflusst. Die WHO geht davon aus, dass sich die Anzahl der Asthma-PatientInnen bei zunehmender Erwärmung weltweit erhöhen wird. Denn die Konzentration von Pollen und anderen Allergenen in der Luft nimmt bei großer Hitze zu. Zusätzlich verlängern sich Pollen-Flug-zeiten durch mildere Winter und fremde Pflanzenarten mit hohem allergenem Potenzial wandern in neue Gebiete ein. All diese Faktoren führen zu einer Verbreitung der Krankheit und einer Zunahme von Asthma-Anfällen. Und auch Luftverschmutzung ist ein Risikofaktor. Weltweit leiden 262 Millionen Menschen unter Asthma, schätzt die WHO. Asthma ist aber auch die häufigste chronische Erkrankung bei Kindern. Über 80% der Todesfälle durch Asthma treten in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen auf. Denn dort haben PatientInnen häufig keinen Zugang zu wirksamen Therapien. Lebenswichtige Medikamente wie Asthma-Sprays sind oft nicht verfügbar oder unerschwinglich teuer.18
Hitze Stress (8)

Hitzewellen können ebenfalls die Gesundheit stark beeinträchtigen. Sie können zu Hitzestress führen und zu erhöhten Todesfällen durch Thrombosen, Nierenversagen, Herz-Kreislauf oder Atemwegs-Erkrankungen. Besonders alte Menschen sind bei extremer Hitze gefährdet. Denn im Alter wird häufig das Herz schwächer. Auch das Durstempfinden lässt nach, was schnell zur Austrocknung des Körpers führen kann. Jüngste Studien berechneten für den Rekordsommer 2003 in Westeuropa mit Temperaturen von über 40°C rund 70.000 zusätzliche Todesfälle. Auch in Deutschland starben Tausende.
Forscher der EU-Kommission prognostizieren, dass in der Europäischen Union zum Ende des Jahrhunderts jährlich 152.000 Menschen durch Extremwetterereignisse umkommen werden – fast alle durch Hitze.19
Psychische Erkrankungen (9)

Die Folgen des Klimawandels – immer längere Dürre-perioden, Überschwemmungen oder Stürme – stürzen Menschen in Existenznöte. Sie verursachen Angst und psychischen Druck. Die Betroffenen zeigen häufig post-traumatische Belastungsstörungen – eine Krankheit, wie sie z.B. Soldaten nach einem Kriegseinsatz ent-wickeln. Depressionen, Alkoholmissbrauch, sexuelle Übergriffe, häusliche Gewalt und auch Selbstmorde nehmen in Folge von Extremwetter-Ereignissen zu.
Aber auch schleichende klimatische Veränderungen erfordern eine hohe Anpassungsfähigkeit und verursachen Stress. In vielen Gebieten beeinflusst der Klimawandel z.B. massiv die Landwirtschaft, die Infrastruktur und auch die Lebensqualität. Dauerhafte ökologische Veränderungen können Menschen schließlich dazu zwingen, ihre Heimat zu verlassen. Durch Flucht und Migration verlieren sie ihr gewohntes soziales Umfeld. Auch das kann ihre psychische Gesundheit beeinträchtigen.20
Klimaschutz fördert die Gesundheit (10)

Maßnahmen zur Verringerung der Treibhausgas-Emissionen wirken sich nicht nur positiv auf das Weltklima aus. Sie machen die Menschen auch gesünder, z. B. eine veränderte Verkehrspolitik, die den öffentlichen Nahverkehr fördert und den Bedürfnissen von FußgängerInnen und RadfahrerInnen Rechnung trägt. Sie trägt dazu bei, dass Menschen sich mehr bewegen. Auch die Luft in den Städten würde besser. Es gäbe weniger Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Krankheiten. Und auch eine nachhaltige Landwirtschaft könnte klimaschädliche Gase deutlich reduzieren. Mehr noch: Weniger Massentierhaltung bedeutet zugleich ein Plus für die Gesundheit. Denn sie fördert eine gesündere Ernährung.
- Scientists for Future Mainz (2024) Klima-Report. Wo wir derzeit stehen [Letzter Zugriff 4.7.24] ↩︎
- Umweltbundesamt (2024) Atmosphärische Treibhausgas-Konzentration [Letzter Zugriff 4.7.24] ↩︎
- Rechid D (2021) Ursachen und Folgen des Klimawandels. Bundeszentrale für politische Bildung [Letzter Zugriff 4.7.24] ↩︎
- WHO (2023) Climate Change. World Health Organization [Letzter Zugriff 4.7.24] ↩︎
- Seneviratne SI et al. (2021) Weather and Climate Extreme Events in a Changing Climate. In Climate Change 2021: The Physical Science Basis Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York, NY, USA, p.1513 ↩︎
- Kehse U (2021) Wie sich ein Monster – Hurrikan formiert: Chronik einer Katastrophe. GEO [Letzter Zugriff 4.7.24] ↩︎
- Reimann L et al. (2023) Population development as a driver of coastal risk: Current trends and future pathways. Cambridge University Press ↩︎
- Dohmen C (2024) Überschwemmungen: Wie gefährlich ist Hochwasser für Kinder? UNICEF [Letzter Zugriff 4.7.24] ↩︎
- Kühn M, Schubert J (2021) Herausforderung Klimawandel. Welthungerhilfe [Letzter Zugriff 05.07.2024] ↩︎
- World Bank Group (2023) The World Bank and Nutrition: Overview [Letzter Zugriff 5.7.24] ↩︎
- Oxfam Deutschland (2024) Wasserknappheit [Letzter Zugriff 5.7.24] ↩︎
- World Health Organization (2024) Sanitation [Letzter Zugriff 5.7.24] ↩︎
- World Health Organization (2024) Trachoma [Letzter Zugriff 5.7.24] ↩︎
- World Health Organization (2024) Diarrhoeal disease [Letzter Zugriff 5.7.24] ↩︎
- World Health Organization (2023) World malaria report 2023 ↩︎
- Vicedo-Cabrera AM (2023) Climate change and respiratory health: a European Respiratory Society position statement. European Respiratory Jorunal; 62 ↩︎
- World Health Organization (2023) Chronic obstructive pulmonary disease (COPD) [Letzter Zugriff 5.7.24] ↩︎
- World Health Organization (2024) Asthma [Letzter Zugriff 5.7.24] ↩︎
- Kaspar-Ott I (2020) Wie sich der Klimawandel auf unsere Gesundheit auswirkt. Journalclub; 12, S. 38 doi.org/10.1007/s15033-020-1836-z
↩︎
- Heinz A et al. (2022) Klimawandel und psychische Gesundheit. Positionspapier einer Task-Force der DGPPN. ↩︎