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Zwei Zivilisten und eine Person mit gesundheitsbezogenem Hintergrund sitzen auf einer Bank und gehen ein Formular zur Malaria Prävention durch
President's Malaria Initiative/Flickr

HIV und Tuberkulose während COVID-19

Ressourcenmangel und Rückschläge im Kampf gegen HIV und TB

Weltweit gelten HIV und Tuberkulose als die gefährlichsten Infektionskrankheiten. Sie stehen stark mit Armut in Verbindung und sind zudem häufig miteinander verstrickt. Eine Koinfektion ist keine Seltenheit; TB stellt sogar die häufigste Todesursache für Menschen mit HIV dar (Joint United Nations Programme on HIV/AIDS 2022). Umso härter sind die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie für Betroffene aus einkommensschwachen Ländern. Zum einen besteht für sie aufgrund krankheitsbedingter Immunschwäche und fehlender körpereigenen Schutzressourcen ein hohes Risiko für eine Infektion mit dem Coronavirus sowie einen schwerwiegenden Krankheitsverlauf. Zum anderen verschärften strikte Lockdowns und andere Schutzmaßnahmen die Situation.

Prof. Linda-Gail Bekker (Spezialistin für Infektionskrankheiten am Tutu HIV-Center in Südafrika):

Dr. Julia Rios (Geschäftsführende Direktorin der Direktion für Tuberkuloseprävention und -bekämpfung des Gesundheitsministeriums Peru):

Viele Ressourcen, die eigentlich zur Prävention und Kontrolle von HIV bzw. TB bestimmt waren, für die Bekämpfung von Covid-19 umgelenkt, weshalb es in diesen Bereichen zu nicht auffangbaren Defiziten kam (OECD 2021). So sanken die globalen Ausgaben für beide Erkrankungen substanziell. Die für HIV verfügbaren internationalen Ressourcen waren 2021 um 6% niedriger als im Jahr 2010, sodass unter anderem auch niederschwellige Angebote wie die Bereitstellung von Kondomen reduziert werden mussten (Joint United Nations Programme on HIV/AIDS 2022; Chanda-Kapata et al. 2022). Für die Prävention, Diagnostik und Behandlung von TB standen rund 500 Mio. US-Dollar weniger zur Verfügung. Die Investitionen erreichten damit nur rund 40% der Summe, die eigentlich für eine effektive globale TB-Bekämpfung notwendig wäre (World Health Organization 2021).

Cecilia Lodonu-Senoo (geschäftsführende Direktorin von „Hope for Future Generations“ in Ghana):

Dr. Jennifer Furin (Klinikärztin für Infektionskrankheiten und medizinische Anthropologin):

Es mangelte jedoch nicht nur an Geldern. Gleichermaßen fehlte es an Personal, Material und Laborkapazitäten, um Dienstleistungen weiterhin bedarfsdeckend anzubieten (Velavan et al. 2021; The Global Fund 2022). Im Zusammenspiel mit weiteren Faktoren wie einer eingeschränkten Logistik, Exportstopps von antiretroviralen Arzneimitteln und reduzierten Transportmöglichkeiten führte dies dazu, dass der systemische Zugang zur (vorbeugenden) Behandlung von HIV und TB erschwert wurde (Rewari et al. 2020). Einschränkungen in der Diagnostik sind für geringere Fallentdeckungen verantwortlich. So zeigen erste Untersuchungen einen Rückgang diagnostizierter Tuberkulose-Fälle von 7,1 Mio. im Jahr 2019 auf 5,8 Mio. im nachfolgenden ersten Covid-Jahr (World Health Organization 2021). In Bezug auf TB-Behandlungen gab es ein Minus von 19%, was rund einer Million Behandlungen weniger entspricht. Bei extrem-resistenter TB soll es sogar einen Rückgang der Behandlungen um 37% gegeben haben. Im Fall von HIV erhielten zwar knapp 22 Millionen Menschen eine lebenserhaltende Therapie, also 9% mehr als 2019. Doch mit Programmen zur Aids-Prävention wurden rund 11% weniger Menschen erreicht. Überdies ist die Zahl derjenigen Personen, die sich 2020 auf das HI-Virus testen ließen, im Vergleich zu 2019 um 22% gesunken (The Global Fund 2022).

Melecio Mayta (geschäftsführende Direktor von ASPAT in Peru):

Samuel Dodoo (Exekutivdirektor und Gründer von Media Response):

Dr. Linda Gail Bekker:

Podcast: Folgen der Pandemie für die Tuberkuloseversorgung in Südafrika

 

Mehr Informationen finden Sie bei den Schulmaterialien: Globale Folgen der Pandemie 


Chanda-Kapata, Pascalina; Ntoumi, Francine; Kapata, Nathan; Lungu, Patrick; Mucheleng’anga, Luchenga Adam; Chakaya, Jeremiah et al. (2022): Tuberculosis, HIV/AIDS and Malaria Health Services in sub-Saharan Africa – A Situation Analysis of the Disruptions and Impact of the COVID-19 Pandemic. In: International journal of infectious diseases : IJID : official publication of the International Society for Infectious Diseases. DOI: 10.1016/j.ijid.2022.03.033 .

Joint United Nations Programme on HIV/AIDS (2019): Women and HIV. A Spotlight on Adolescent Girls and Young Women. Geneva. Online verfügbar unter https://www.unaids.org/sites/default/files/media_asset/2019_women-and-hiv_en.pdf.

Joint United Nations Programme on HIV/AIDS (2022): In Danger. UNAIDS Global AIDS Update 2022. Geneva. Online verfügbar unter https://www.unaids.org/en/resources/documents/2022/in-danger-global-aids-update.

OECD (2021): Strengthening the frontline: How primary health care helpshealth systems adapt during the COVID-19 pandemic. Online verfügbar unter https://read.oecd-ilibrary.org/view/?ref=1060_1060243-snyxeld1ii&title=Strengthening-the-frontline-How-primary-health-care-helps-health-systems-adapt-during-the-COVID-19-pandemic.

Rewari, Bharat Bhushan; Mangadan-Konath, Nabeel; Sharma, Mukta (2020): Impact of COVID-19 on the global supply chain of antiretroviral drugs: a rapid survey of Indian manufacturers. In: WHO South-East Asia journal of public health 9 (2), S. 126–133. DOI: 10.4103/2224-3151.294306 .

The Global Fund (2022): Results Report 2021. Online verfügbar unter https://www.theglobalfund.org/media/11304/corporate_2021resultsreport_report_en.pdf.

Velavan, Thirumalaisamy P.; Meyer, Christian G.; Esen, Meral; Kremsner, Peter G.; Ntoumi, Francine (2021): COVID-19 and syndemic challenges in ‚Battling the Big Three‘: HIV, TB and malaria. In: International journal of infectious diseases : IJID : official publication of the International Society for Infectious Diseases 106, S. 29–32. DOI: 10.1016/j.ijid.2021.03.071 .

World Health Organization (2021): Global tuberculosis report 2021: supplementary material. Geneva. Online verfügbar unter www.who.int/publications/i/item/9789240037021.

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