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Arbeiten unter erschwerten Bedingungen: Jahresbericht 2020

Gesundheitskrisen erzeugen Handlungsdruck. Sie beschleunigen Innova­tionen und eröffnen Chancen für strukturellen Wandel. Das hat die Covid-19-Pandemie schmerzhaft bewiesen. Neben den vielen Schwierigkeiten, die uns das Corona-Jahr auferlegt hat, hat es zugleich auch Visionen und Ziele beflügelt: Die Rufe nach globalen Gesundheitsstrategien, einem gerechten Zugang zu innovativen Forschungsprodukten, nach internationaler und interdisziplinärer Zusammenarbeit wurden 2020 deutlich lauter.

Nicht zuletzt das One-Health-Konzept, das wir mit unserem Projekt zu Antibiotika-Resistenzen stark in den Fokus genommen hatten, gewann plötzlich eine neue Brisanz. Denn der größte Teil neuartiger Infektionskrankheiten stammt – wie auch Covid-19 – vom Tier. Die komplexen Zusammenhänge der Gesundheit von Tier, Mensch und Umwelt in den Blick zu nehmen, ist das Gebot der Stunde. Nur der Schulterschluss verschiedener Bereiche macht es möglich, neu­artige oder auch resistente Krankheitserreger künftig besser eindämmen zu können.Straßentheater Huhn

Beim Thema Covid-19 hat sich die BUKO Pharma-Kampagne energisch für eine globale Sichtweise engagiert. Schon früh thematisierten wir wunde Punkte der Pandemiekontrolle und haben mit dafür gesorgt, dass der weltweite Zugang zu Impfstoffen ein wichtiges Thema in der öffentlichen Debatte wurde. Unsere neue Webseite zu Covid-19 präsentiert inzwischen die zahlreichen Artikel und Meldungen, die wir zum Thema veröffentlicht haben.

HIV: Kein Ende in Sicht!

Auch HIV/Aids stand weiterhin auf unserer Agenda. Denn Stigmatisierung, Kriminalisierung und hohe Preise schließen immer noch viele Menschen von Prävention und Behandlung aus. Unser neuer E-Learning-Kurs zeigt die vielfältigen Probleme mit gut verständlichen Texten und ansprechenden Fallbeispielen auf. Kurze Videos leiten jedes neue Kapitel ein und geben einen guten Überblick über die vielen Facetten des Themas. Der Kurs ging Mitte 2020 online und verzeichnete bis Jahresende erfreulicherweise bereits 732 Nutzungen. Waren Sie schon dort? Ein Besuch der informativen Webseiten lohnt sich und ist auch auf mobilen Endgeräten möglich! Nach Registrierung und Abschluss des kompletten Kurses können Sie ein Zertifikat erwerben.

Resistente Erreger:
Nicht zu stoppen?

Mit einem 64-seitigen Pharma-Brief Spezial zu Antibiotika-Resistenzen veröffentlichten wir im Frühjahr 2020 die Ergebnisse unserer Länderstudie zu Deutschland, Indien, Tansania und Südafrika. Die Broschüre steht in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung. Sie liefert Daten zur Resistenzlage und beleuchtet die Ursachen und Folgen resistenter Erreger bei Menschen, Tieren und in der Umwelt. Die Länderberichte waren richtungsweisend für die Konzeption einer Präsentation: Unsere 16m2 große Wander­ausstellung „Nicht zu stoppen“ bietet mit Stellwänden, Display-Säulen und Monitoren ungewohnte Perspektiven auf die Resistenz-Problematik in Süd und Nord. Im September wurde sie in Steinfurt erstmals öffentlich gezeigt, alle anderen Termine mussten jedoch wegen Covid-19 ausfallen. Sobald es die Infektionslage zulässt, wollen wir die Ausstellung 2021 erneut auf die Reise schicken.

Unsere gleichnamige Online-Ausstellung in völlig anderer Form ging im Oktober 2020 erfolgreich an den Start. Sie integriert zahlreiche Kurzfilme mit authentischen Berichten aus verschiedensten Teilen der Welt. Schauen Sie rein und geben Sie uns Ihr Feedback!

Viel Theater mit Corona

49 Auftritte, viel Sonnenschein und über 2.000 ZuschauerInnen machten unsere Theatertournee zu Antibiotika-Resistenzen trotz erschwerter Bedingungen zum vollen Erfolg. Die SchauspielerInnen überzeugten mit einem überwiegend pantomimischen Maskentheater. Doch nicht nur hier machte uns die Corona-Pandemie bzw. der erhebliche Mehraufwand zu schaffen. Mehr als ein Dutzend Veranstaltungen, die wir allein oder gemeinsam mit anderen Akteuren vorbereitet hatten, mussten entfallen oder verschoben werden. Andere Aktivitäten wurden komplett neu geplant oder abgewandelt, um sie Covid-19 kompatibel zu machen. All das kostete viel zusätzliche Mühe.Abstand halten Hinweis

Viel Gehör gefunden

Trotzdem haben MitarbeiterInnen der Kampagne – digitaler Technik sei Dank – an über 50 Veranstaltungen teilgenommen. Die Pharma-Kampagne hat 13 Aufrufe und offene Briefe unterstützt und zudem eine äußerst erfolgreiche Pressearbeit geleistet: 51 JournalistInnen gaben wir Auskunft und insgesamt 65 Medienberichte thematisierten unsere Arbeit. Beeindruckend ist dabei die Bandbreite der Themen und Presseorgane: So führten wir Hintergrundgespräche mit Redakteuren des Spiegels, von ARD und ARTE zu diversen Themen mit Pharmabezug. Über die fehlende Transparenz bei klinischen Studien berichtete der Süddeutsche Rundfunk, das Deutsche Ärzteblatt, die Süddeutsche Zeitung und die Deutsche Apotheker Zeitung. Selbst die Apotheken-Umschau widmete der Thematik einen zweiseitigen Artikel.

Corona: Vernachlässigte Aspekte

Einen besonderen Schwerpunkt unserer Pressearbeit bildete gezwungenermaßen die Covid-19-Pandemie. Die Pharma-Kampagne veröffentlichte hierzu drei eigene Pressemitteilungen und über 100 Beiträge in sozialen Medien. Immer wieder war unsere kritische Einschätzung und Stellungnahme gefragt. Dem Evangelischen Pressedienst, Frontal 21, Report München oder auch dem NDR lieferten wir z.B. Hintergründe zur Covid-19-Forschung. Dem ARD Mittagsmagazin gaben wir Auskunft zu den Akteuren in der Pharmaforschung. Häufig kreisten Pressegespräche um Hürden des globalen Zugangs zu Impfstoffen, etwa bei WDR 5 oder der Deutschen Welle. Beiträge mit O-Tönen der Pharma-Kampagne brachten außerdem The Nation/USA, Times of Oman, Deutschlandfunk, Neues Deutschland oder die Zeitschrift Weltsichten.

Berichterstattung rund um unser Projekt zu Antibiotika-Resistenzen gab es besonders im Zeitraum unserer Theatertournee, die der Problematik größere Aufmerksamkeit verschaffte. Selbst in der Tagesschau kam die Pharma-Kampagne zu diesem Thema zu Wort.

Daneben waren auch hohe Preise für Krebsmedikamente ein Arbeitsbereich mit guter Presseresonanz: Das ARD Fernsehen plant dazu einen längeren Sendebeitrag und führte ein Interview mit Jörg Schaaber. Der FAZ lieferten wir Informationen und Zitate für den Artikel „Heilung um jeden Preis“.

Was gibt’s Neues?

Im vergangenen Jahr haben wir uns an die Suchmaschinen-Optimierung unserer Website herangetastet und werden hier auch 2021 am Ball bleiben. Unter anderem wird es demnächst größere Veränderungen auf unserer Startseite geben. Sie dürfen gespannt sein…

Und auch beim Pharma-Brief gibt es positive Neuerungen: Ende 2020 haben wir mit der Digitalisierung unserer Pharma-Brief-Artikel begonnen. Seit Ausgabe 7/2020 stehen nun alle Artikel auch einzeln online. Sie müssen nicht mehr umständlich eine PDF öffnen und bis zum gesuchten Beitrag blättern. Auch können die Beiträge nun leichter über Suchmaschinen gefunden oder von anderen Akteuren verlinkt werden. Für unsere Arbeit ist das ein großer Gewinn. Wir arbeiten daran, auch ältere Artikel nach und nach einfacher zugänglich zu machen.

Ohne die Unterstützung durch unsere Spenderinnen und Spender hätten wir all das nicht stemmen können! Auch die schnelle und unbürokratische Umwidmung von Geldern durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW hat sehr dazu beigetragen, dass wir unsere Projekte in diesem schwierigen Jahr erfolgreich durchführen konnten. Ein großes Dankeschön an alle, die unsere Arbeit kontinuierlich fördern und damit Veränderung möglich machen!  (CJ)

Artikel aus Pharma-Brief 1/2021, S. 6

Bilder © Claudia Jenkes