Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Mitte Dezember 2023 ihre Liste der vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTDs) um die entstellende und lebensbedrohliche Erkrankung Noma (Wangenbrand) ergänzt.[1] Früher auch in Europa präsent, betrifft sie heute vor allem Menschen südlich der Sahara. Der sogenannte „Noma-Gürtel“ streckt sich vom Senegal bis Äthiopien. In Asien und Lateinamerika werden ebenfalls noch Fälle gemeldet, doch sind belastbare Zahlen weltweit rar. Für die Aufnahme in die Liste hatte sich besonders Nigeria bei der WHO stark gemacht, unterstützt von über 30 anderen Staaten sowie zivilgesellschaftlichen Organisationen.

Noma befällt das Gesicht, primär von Kindern zwischen zwei und sechs Jahren. Die vermutlich opportunistische Infektion durch Mikroorganismen entsteht zumeist bei einem geschwächten Immunsystem, etwa infolge von Mangelernährung oder Erkrankungen wie zum Beispiel Masern, und Hygienemängeln im Mundbereich.[2] Was als lokale Zahnfleischentzündung beginnt, ufert ohne Therapie rasant aus und führt in wenigen Tagen zu klaffenden, entstellenden Wunden im Gesicht. Noma ist nicht ansteckend aber bis zu 90% der Erkrankten sterben.[3] Patient*innen leiden unter physischen Folgen, etwa beim Atmen und Essen, sowie den psychischen, bedingt durch Stigma und Ausgrenzung. Die Armutskrankheit ist vermeidbar und, wenn früh entdeckt, auch recht einfach und gut behandelbar. Doch Hürden wie Unwissen, Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit medizinischer Hilfe sowie Forschungslücken erschweren die globalen Gegenmaßnahmen.  (MK)

Dieser Artikel wird 2024 im Pharma-Brief erscheinen. 

[1] WHO (2023) WHO officially recognizes noma as a neglected tropical disease. News release, 15 Dec

[2] Farley E et al. (2021) Noma (cancrum oris): A scoping literature review of a neglected disease (1843 to 2021). PLoS Neglected Tropical Diseases; 15, p 12

[3] Khammissa RAG et al. (2022) Noma staging: a review. Tropical Medicine and Health; 50, p 40