Zum Inhalt springen

An neuen Antibiotika wird zu wenig geforscht, weil sie für die Industrie weniger lukrativ sind als andere Medikamente. Die EU-Kommission will dem mit einem untauglichen Instrument abhelfen: Wenn eine Firma ein Antibiotika entwickelt, bekommt sie einen Voucher, mit dem sie für ein anderes Medikament eine längere Exklusivvermarktung innerhalb der EU erhält. Diesen Voucher kann sie auch meistbietend verkaufen. Der Vorschlag stammt ursprünglich vom europäischen Pharmaverband EFPIA.

Der europäische Verbraucherverband hat ausgerechnet, dass zum Beispiel ein Jahr zusätzlicher Schutz für das Brustkrebsmedikament Trastuzumab die europäische Gesundheitsversorgung 600 Mio. € kosten würde.1 Die European Public Health Alliance (EPHA) und Health Action International (HAI)2 protestierten gegen diese kostspielige Lösung. Auch die Pharma-Kampage unterzeichnete einen offenen Brief an die Vertreter*innen der Mitgliedsstaaten. Offensichtlich zeigt die Kritik Wirkung: Wie wir aus gut informierten Kreisen erfuhren, lehnen die Niederlande gemeinsam mit 13 weiteren Staaten den Voucher ab. Sie halten stattdessen eine gezielte öffentliche Forschungsförderung für angezeigt. Für die Koordinierung sei die neue europäische Gesundheitsbehörde HERA prädestiniert. Außerdem fordern sie, dass per EU-Gesetz der rationale Einsatz von Antibiotika vorgeschrieben wird.3 (JS)


  1. BEUC (2022) Factsheet: Transferable exclusivity vouchers for medicines: disrupting markets, unfair to consumers www.beuc.eu/sites/default/files/publications/BEUC-X-2022-101_Transferable_vouchers.pdf [Zugriff 1.12.2022] ↩︎
  2. EPHA et al. (2022) Antibiotic incentives in the revision of the EU pharmaceutical legislation https://epha.org/wp-content/uploads/2022/07/antibiotic-incentives-pharma-legislation-joint-paper-2022.pdf ↩︎
  3. Open Letter to the Council of the European Union Concerning Transferable Exclusivity Vouchers for Antimicrobials. 5 Dec 2022 https://bukopharma.de/images/aktuelles/Joint_CSO__letter_AM_Voucher_2022.pdf ↩︎

Wenn Sie sich regelmäßig über die Pharma-Problematik informieren wollen, sollten Sie den Pharma-Brief abonnieren.

Jetzt abonnieren

Wir überlassen Big Pharma nicht das Feld! Mit Ihrer Spende bereiten Sie uns und unserer Arbeit Boden...

Jetzt spenden