
Taliban machen Frauen krank
17. März 2023
Afghanistan ist einer der gefährlichsten Orte der Welt, um ein Kind zu gebären. Schon vor der Machtübernahme der Taliban starben 638 von 100.000 Frauen bei der Geburt ihres Kindes.1 Expert*innen befürchten, dass sich die Müttersterblichkeit im Land mehr als verdoppeln und auf Werte aus dem Jahr 2001 ansteigen könnte. Denn der öffentliche Gesundheitssektor ist weitgehend zusammengebrochen, weil sich internationale Geber zurückgezogen haben.
Durch Arbeitsverbote für Frauen hat sich der Mangel an Fachpersonal weiter vergrößert. Hinzu kommen drastische Einschränkungen bei der Mobilität. Frauen dürfen z.B. nicht ohne Begleitung das Haus verlassen.2 Nach dem Regierungswechsel brach die Nutzung und Verfügbarkeit von Gesundheitsdiensten für Schwangere und Mütter um rund 25% ein – gleiches gilt für lebensrettende Eingriffe bei Frauen und Kindern, so Expert*innen von WHO und UNICEF.3 In mehreren Großstädten haben die Taliban den Verkauf von Verhütungsmitteln gestoppt. „Sie kamen zweimal mit Waffen in mein Geschäft und bedrohten mich, damit ich keine Verhütungspillen mehr verkaufe.“, zitiert die britische Tageszeitung The Guardian einen Apotheker aus Kabul.4 Durch die Verkaufsverbote sind die Schwarzmarktpreise für Verhütungsmittel drastisch gestiegen. (AS)
- Ezadi Z et al. (2022) Afghan women and access the health care in the past 25 years. eClinicalMedicine; 43, p 101235 https://doi.org/10.1016/j.eclinm.2021.101235 ↩︎
- Howard S, Krishna G (2023) How the Taliban are destroying female doctors in Afghanistan. BMJ; 380, p 519 https://doi.org/10.1136/bmj.p519 ↩︎
- Dawi A (2022) Afghanistan Faces Return to Highest Material Mortality Rates. VOA, 7. März www.voanews.com/a/afghanistan-faces-return-to-highest-maternal-mortality-rates-/6474248.html [Zugriff 13.03.2023] ↩︎
- Janjua H (2023) Taliban fighters stop chemists selling contraception. Guardian 17. Feb. www.theguardian.com/global-development/2023/feb/17/taliban-ban-contraception-western-conspiracy [Zugriff 13.03.2023] ↩︎