
Public Health-Institut: BIÖG statt BIPAM
14. April 2025
Nur frischer Anstrich oder neue Struktur?
Kurz vor den Neuwahlen wurde am 13.2.2025 per Ministererlass die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) umbenannt. Wieviel hat das mit den umstrittenen Plänen für das Public Health Institut BIPAM zu tun?
Die ursprünglichen Pläne von Gesundheitsminister Lauterbach zur Gründung eines Bundesinstituts für „Prävention und Aufklärung in der Medizin“ (BIPAM) mit Fokus auf Aufklärung und medizinische Vorsorgemaßnahmen für ausgewählte Krankheiten waren im Vorfeld von der Fachwelt als falsches Verständnis von Public Health kritisiert worden (wir berichteten1, 2). Nach dem Bruch der Ampelkoalition fehlte es dem Gesetz an der notwendigen Mehrheit. Entsprechend kritisch wurde der Erlass als Alleingang von Karl Lauterbach zehn Tage vor der Bundestagswahl betrachtet. Nach eigenen Aussagen wollte er mit der Umbenennung ein weiteres Aufschieben der Veränderungen in die neue Legislaturperiode vermeiden.3 Vor dem Hintergrund des Wahlkampfes und der Bilanz der Arbeit des Gesundheitsministers, lässt sich über weitere mögliche Motive für diesen ungewöhnlichen Schritt nur spekulieren.
Nun weist seit dem 13. Februar die Webseite der ehemaligen BZgA eine neue Optik auf, samt neuem Namen und prominent platziertem Logo des BIÖG. Fraglich ist, welche konkreten Veränderungen folgen werden. Bislang wurde nur ein Kooperationsvertrag zwischen Robert Koch-Institut (RKI) und BIÖG unterzeichnet.4 „Es ist lediglich eine Umfirmierung, quasi ein Etikettenschwindel“, so Thomas Altgeld von der Bundesvereinigung für Prävention und Gesundheitsförderung.5 Ohne Gesetz kam es immerhin nicht zur befürchteten Zerschlagung des RKIs, das nach den ursprünglichen Plänen den Bereich nicht übertragbare Krankheiten an das BIPAM (jetzt BIÖG) abtreten sollte, was einem modernen Public Health Ansatz direkt widersprochen hätte.
Offen bleibt vorerst, wie es unter der neuen Regierung mit dem Institut weitergeht und ob ein umfangreiches Verständnis von Gesundheit, einschließlich des Health in all Policies-Ansatzes sowie Verhältnis- und Verhaltensprävention, gelebt werden wird. Die Süddeutsche Zeitung berichtet über zwiespältige Reaktionen aus der Public Health-Community: Eine engere Kooperation des neuen Instituts mit dem RKI sei aus Sicht der Deutschen Gesellschaft für Public Health grundsätzlich zu begrüßen. Doch bleibe momentan der Beitrag des BIÖG zur Stärkung von Public Health offen, ebenso wie die Frage nach substanzieller Finanzierung.3 (SJ)
- Pharma-Brief (2023) Deutsches Public Health-Institut – eine verpasste Chance? Nr. 8, S. 4 ↩︎
- Pharma-Brief (2024) Weiter Kritik am Public-Health Institut. Nr. 8, S. 2 ↩︎
- Brinkamm B & Uhlmann B (2025) Lauterbach gründet noch mal eben eine neue Behörde. Süddeutsche Zeitung, 13. Feb. www.sueddeutsche.de/politik/lauterbach-bundesinstitut-gesundheit-li.3201547 [Zugriff 13.2.2025] ↩︎
- BIÖG (2025) Kooperationsvereinbarung zwischen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und dem Robert Koch-Institut (RKI) zur Stärkung der Öffentlichen Gesundheit https://www.bioeg.de/fileadmin/user_upload/PDF/250212_KoopVereinbarung_RKI_BZgA_final_BZgA.pdf [Zugriff 7.3.2025] ↩︎
- Operation Gesundheitswesen (2025) „Bislang ein reines Fantasieprodukt des Ministers“. Public-Health-Experte Thomas Altgeld übt scharfe Kritik am BIÖG. 4 (25), S. 9 ↩︎