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Die österreichische Agen­tur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) hat die Leitung der Medizinmarktaufsicht, die für die Zulassung von Medikamenten und Impfstoffen zuständig ist, neu besetzt. Und zwar ausgerechnet mit Helga Teben vom Lobbyverband Pharmig. Jetzt zog Gesundheitsminister Rauch doch noch die Notbremse. Für die Industrie sah es wie die Erfüllung der schönsten Träume aus, für den Verbraucher*innenschutz war es ein Alptraum: Helga Tieben, langjährige Mitarbeiterin beim Verband der pharmazeutischen Industrie (Pharmig) und dort für den Bereich Zulassung und Innovation zuständig, sollte Österreichs oberste Arzneimittelkontrolleurin werden. Dagegen hagelte es Proteste. Attac machte auf ein Video-Interview mit der Lobbyistin aufmerksam. Dort hatte Tieben die Arzneimittelzulassung als „enorm reguliert“ bezeichnet und beklagte, dass „das strenge Korsett der Regularien oftmals nicht zusammenpasst mit diesen innovativen neuen Technologien“. Ihr Ziel sei es, dass es „keine Hürden“ gebe, „damit diese Produkte zum Markt kommen.“1

Nach zahlreichen Protesten aus der Öffentlichkeit, hat der neue österreichische Gesundheitsminister Johannes Rauch am 2. April nun doch das Verfahren gestoppt. Die Stelle muss erneut ausgeschrieben werden. Warum Tieben ausgewählt wurde, bleibt rätselhaft. Sie hat im Gegensatz zu anderen Bewerber­Innen keinen naturwissenschaftlichen Hintergrund. Wegen Interessenkonflikten hätte sie ihre Funktionen bei der europäischen Zulassungsbehörde bestenfalls eingeschränkt ausüben können. Das Ministerium saß mit am Tisch, als die Entscheidung getroffen wurde. Tieben hat bereits ihren Arbeitsvertrag mit der Ages unterzeichnet. Ihr steht jetzt wohl eine Entschädigung zu.2 (JS)


  1. www.youtube.com/watch?v=bmLfYnSiYaY [Zugriff 4.4.2022] ↩︎
  2. Der Standard (2022) Pharmalobbyistin wird doch nicht Chefin der Medizinmarktaufsicht. 2. April ↩︎

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