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In Kooperation mit der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld veranstaltete die Pharma-Kampagne am 5. April 2024 eine Konferenz, die den interdisziplinären Austausch und den Wissenschaftsnachwuchs stärken sollte. Referentinnen aus dem Globalen Süden und Deutschland widmeten sich den Folgen der Covid-19-Pandemie. Sie nahmen die Kinder- und Frauengesundheit in den Blick und was aus der Pandemie für künftige Krisen zu lernen ist.

Nach einem kurzen Einblick in unser Projekt begann die Konferenz mit einem Vortrag der äthiopischen Gesundheitswissenschaftlerin Abigiya Wondimagegnehu (Universität Addis Abeba). Sie berichtete über psychosoziale Herausforderungen für Frauen mit Krebs im ländlichen Raum Äthiopiens. Bei 70 % der Patient*innen in Äthiopien, darunter vermehrt Frauen, wird die Erkrankung erst in fortgeschrittenem Stadium festgestellt. Während der Pandemie sank die Erkennungsrate, die Prognosen verschlechterten sich noch weiter. Besonders Frauen waren zudem z.B. von einem Anstieg häuslicher Gewalt während der Pandemie betroffen, was psychosoziale Herausforderungen im Kontext Krebs verstärkte.

Virginia Wangare Greiner, erste nicht-deutsche Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, setzt sich mit ihrer Diaspora-Organisation Maisha e.V. für afrikanische Frauen in Deutschland ein. Während der Pandemie zog der Verein aus der Not heraus ein Informations- und Aufklärungsprojekt zu Covid-19 auf, um strukturelle Lücken in der Versorgung ihrer Community auszugleichen. Dennoch bleibt ihr Netzwerk für Frauen, die aus dem System fallen, laut Wangare Greiner „nur ein Tropfen auf den heißen Stein“. Dr. Garnet Parris, Koordinator des Modellprojekts, ergänzte, dass in Deutschland Covid-Impfprogramme für Minderheiten gefehlt hätten und Maisha e.V. schließlich nur aufgrund überschüssiger Dosen Impfaktionen für die Community anbieten konnte.

In einem Workshop stellte die Gesundheits- und Politikwissenschaftlerin Hannah Eger (Universität Bielefeld) das in ihrer mit Preisen ausgezeichneten Masterarbeit entwickelte Framework zu Feminist Global Health Policy vor. In Kleingruppen wendeten die Konferenzteilnehmenden das Framework mit seinen machtkritischen, intersektionalen und menschenrechtsbasierten feministischen Prinzipien auf Praxisbeispiele an.

Stephanie Johanssen (Ärzte ohne Grenzen) berichtete über sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte von Frauen insbesondere im Globalen Süden. Unsichere Schwangerschaftsabbrüche stellen immer noch einen wichtigen Faktor für Müttersterblichkeit dar. In Krisen steigt das Risiko zusätzlich aufgrund einer De-Priorisierung sexueller und reproduktiver Gesundheit, was sich z.B. in fehlenden Anlaufstellen zeigt. Auch Natalia Wiik (GIZ) unterstreicht, dass es in der Pandemie vielerorts zu Einschränkungen beispielsweise der Ernährungssicherheit und Bereitstellung essenzieller Gesundheitsdienste kam sowie in der Folge zu vermehrter gesundheitlicher Ungleichheit. Gerade in Krisensituationen sind nachhaltig finanzierte und widerstandsfähige Gesundheitssysteme extrem wichtig.

Die Teilnehmenden der Konferenz, überwiegend Studierende und Lehrende der Gesundheitswissenschaften, diskutierten nach den Beiträgen darüber, wie in Krisensituationen die gesundheitlichen Bedürfnisse von Frauen und Kindern im Blick behalten und ihre Versorgung aufrechterhalten werden können. Eine Teilnehmerin berichtete zum Ende: „Ich gehe mit Weltschmerz und gleichzeitig habe ich so viele Menschen gehört, die sich einsetzen und engagieren.“ Es braucht vermehrt Ansätze, die soziale und umgebungsbezogene Faktoren bei der Bekämpfung von Krankheiten berücksichtigen. Etablierte Projekte sollten verstetigt werden, um Angebote und ihre personellen sowie fachlichen Ressourcen dauerhaft sicherzustellen. Zielgruppenorientierte, partizipative und interdisziplinäre Angebote müssen auf struktureller Ebene verankert werden, nicht zuletzt um Kontinuitäten über Legislaturperioden hinaus zu schaffen. All dies kann die Resilienz von Gesundheitssystemen für Frauen und Kinder generell sowie für Krisen stärken.  (SJ)

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