
USA verursachen Kahlschlag bei Forschung in Südafrika
18. Juli 2025
Kein Geld mehr für medizinische Wissenschaft und Hilfe
Die Folgen der neuen US-Wissenschaftspolitik reichen weit über den nationalen Kontext hinaus. Das zeigt eine Reportage der New York Times über die Auswirkungen auf die medizinische Forschung in Südafrika.1
Die US-Regierung plant das Budget der National Institutes of Health (NIH), der wichtigsten Behörde für biomedizinische Forschung, um 18 Milliarden US$ zu kürzen.2 Damit verbleiben nur noch 29 Milliarden für das kommende Haushaltsjahr.3 Bereits jetzt gelten Ausgabensperren und geförderte Forschungsprojekte werden unter politischen Gesichtspunkten überprüft.4 Das führt jetzt schon zu massenhaften Kündigungen und auch zum Abbruch laufender klinischer Studien in den USA. Aber auch Südafrika wird schwer von den Kürzungen getroffen: Mindestens 260 Millionen US$ von den NIH fehlen für die Forschung, dazu bleiben Mittel in dreistelliger Millionenhöhe von weiteren US-Institutionen aus, wie den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) und der US-Entwicklungshilfe USAID,5 die ebenfalls drastische Kürzungen erlitten. USAID wurde gleich ganz aufgelöst und ein kleiner Teil der bisherigen Aufgaben dem Außenministerium zugeschlagen.
Erfolgreiche Strukturen zerschlagen
Südafrika verfügt über eine gut ausgebaute Infrastruktur für medizinische Forschung und gilt bei HIV/Aids und Tuberkulose als führend. Ein kleiner Reminder: das Land führte in der Covid-Pandemie Impfstoffstudien durch und entdeckte als erstes die neue Virusvariante Omicron. Dieses Wissen teilte es mit der Welt und ermöglichte so eine schnelle Anpassung der Impfstoffe.
Wegen der fehlenden Mittel des NIH herrscht in mehreren großen südafrikanischen Forschungseinrichtungen mit vielen Beschäftigten plötzlich gähnende Leere, weil kein Geld mehr da ist, das Personal zu bezahlen. Es droht ein Brain Drain, denn qualifizierte Wissenschaftler*innen haben in anderen Ländern gute Jobchancen.
Sanktionen gegen Südafrika
Natürlich leben nicht alle in Südafrika Forschenden von US-Mitteln, es gibt auch eine nationale Förderung und Unterstützung aus anderen Ländern. Pharmafirmen, die wegen der guten Strukturen und geringeren Kosten bislang gerne Studien in Südafrika durchführten, halten sich bezüglich neuer Projekte ebenfalls bedeckt. US-Präsident Trump hat heftige Sanktionen gegen das Land angedroht. Das würde die Forschungsprojekte von US-Firmen in Südafrika direkt betreffen.
Bei fehlender Hilfe droht ein doppelter Verlust
Wegen der hohen Zahl von Betroffenen lässt sich nirgendwo sonst so gut wie in Südafrika zu HIV und Tuberkulose forschen. Das Ende der Unterstützung von Behandlungsprojekten durch USAID bedroht nicht nur das Leben der Patient*innen, es zerstört auch die für die medizinische Forschung notwendige Infrastruktur. Und damit das Potenzial für bessere neue Medikamente und Behandlungsstrategien. Das „Centre for the AIDS Program of Research“ in Durban wurde 2002 von den NIH gegründet. Es verlor durch die Streichungen die Hälfte seines Budgets. Nicht besser erging es Einrichtungen, die in Südafrika zu Krebs forschen. Harold Varmus, Medizinnobelpreisträger und ehemaliger Chef der NIH sagte dazu: „Wir haben dort viele wichtige gemeinsame Arbeiten laufen. […] Dies einfach wegzukürzen, das verstehe ich einfach nicht. Das ist selbstzerstörerisches Verhalten.“1 (JS)
- Nolen S (2025) South Africa Built a Medical Research Powerhouse. Trump Cuts Have Demolished It. New York Times, 17 June [Zugriff 2.7.2025] ↩︎
- Grossi G (2025) White House Proposes Deep Cuts to HHS in FY2026 Budget, Reducing NIH to 8 Centers. AJMC, 4 June [Zugriff 2.7.2025] ↩︎
- Das US-Haushaltsjahr 2026 beginnt am 1. Oktober 2025 ↩︎
- Kotzlov M (2025) NIH still screens grants in process a judge ruled illegal. Nature, 27 June [Zugriff 2.7.2025] ↩︎
- United States Agency for International Development ↩︎