
Herzgesundheitsgesetz: Statine für alle?
12. Juli 2024
Kontrovers diskutiert wird das geplante Herzgesundheitsgesetz, das den vorbeugenden Einsatz von Medikamenten erheblich ausweiten soll.1 Statt einer evidenzbasierten transparenten Diskussion hat das Gesundheitsministerium auf Expert*innenmeinungen gesetzt. Dass der per Gesetz zuständige Gemeinsame Bundesausschuss dabei ausgebootet wurde, ist mehr als eine Fußnote.2 Zumal weder der Nutzen des geplanten Screenings noch der frühen Massenmedikation wissenschaftlich gut abgesichert sind. Interessenkonflikte spielen auch eine Rolle: So gibt einer der beteiligten Experten Zahlungen von einem Dutzend Firmen an. Er propagiert eine nicht evidenzbasierte starke Cholesterinsenkung, für die teure Medikamente erforderlich sind.3 Das EbM-Netzwerk kritisiert auch den „bedenklichen gesundheitspolitischen Trend, präventive Maßnahmen allein an der individuellen Verhaltensprävention anzusetzen und nicht parallel die strukturellen, insbesondere auch sozioökonomischen und sozialraumabhängigen Einflussfaktoren auf die allgemeine und die kardiovaskuläre Gesundheit in den Blick zu nehmen.“1,4 (JS)
- EbM-Netzwerk (2024) Stellungnahme zum Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der Herzgesundheit.2. Juli www.ebm-netzwerk.de/de/veroeffentlichungen/pdf/stn-ghg-ebmnetzwerk-20240702.pdf ↩︎
- G-BA (2024) Stellungnahme zum Gesundes-Herz-Gesetz (GHG) vom 5. Juli www.g-ba.de/jump/17/98/5739 ↩︎
- Makhmudova U et al. (2023) Clinical Research in Cardiology https://doi.org/10.1007/s00392-022-02147-3 ↩︎
- Pharma-Brief (2023) Deutsches Public Health-Institut – eine verpasste Chance? Nr. 8, S. 4 ↩︎