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Zugang zur Versorgung für Frauen: Rolle der ethnischen Zugehörigkeit
11. Juli 2024
Befragungen aus 25 Ländern zeigen eine Verbesserung des Zugangs von Frauen im Globalen Süden zur Gesundheitsversorgung. Bedeutende Unterschiede gibt es nicht nur zwischen den Ländern, sondern auch innerhalb der Länder, vor allem zwischen verschiedenen Ethnien. Doch die Lücken zu schließen ist möglich, wie das Beispiel Ghana zeigt.
Gesundheitsversorgung für alle Menschen weltweit bis 2030 ist erklärtes Ziel der Vereinten Nationen. Doch der Zwischenbericht zur Agenda für nachhaltige Entwicklung von 2023 zeigt, dass der Fortschritt unzureichend ist.1 Seit 2015 wurden nur geringste Verbesserungen erreicht, seit 2019 stagniert die Entwicklung.2
Der Bericht „State of World Population 2024“ des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen ergänzt die Zahlen und möchte Frauen eine Stimme geben. Es wurden Befragungen zu ihrem Zugang zur Gesundheitsversorgung in 25 Ländern des Globalen Südens ausgewertet.3 Die Frauen wurden zu jeweils zwei verschiedenen Zeitpunkten gefragt, ob sie ernsthafte Schwierigkeiten sehen, im Krankheitsfall Zugang zur Gesundheitsversorgung zu erhalten. Bedeutsam sind insbesondere vier Hürden: Entfernung zur Gesundheitseinrichtung, Kosten der Behandlung, nicht alleine die Einrichtung aufsuchen zu wollen und nicht die Erlaubnis zu erhalten, sich in Behandlung zu begeben. Die Ergebnisse repräsentieren beinahe 300 ethnische Gruppen und rund ein Drittel der weiblichen Bevölkerung weltweit.
Die Rolle von Ethnien
Insgesamt zeigt sich ein schwach positiver Trend: Zwischen 2000 und 2022 sank der Anteil der Frauen, die ernsthafte Zugangshürden beschreiben, von 67% auf 61%. In einigen Ländern stockt jedoch die Entwicklung oder kehrt sich sogar um, wie in Kenia, Pakistan oder Senegal. Zwischen den Ländern bestehen teils große Unterschiede. So berichten 43% der Frauen in Gambia und 95% der Befragten in Peru von Schwierigkeiten. Die Unterschiede innerhalb der Länder sind jedoch oftmals noch größer, wie z. B. Burkina Faso zeigt. Mit 18% erlebten die Frauen des Senufo-Volks vergleichsweise wenige Zugangshürden, die Frauen des Tuareg/Bella-Volkes dagegen zu 95%. Aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit bestehen für Frauen oftmals sehr große Unterschiede im Zugang zu Gesundheitsdiensten, obwohl sich Bildungsniveau, Vermögen und Wohnort gleichen. In über der Hälfte der Länder vergrößerte sich die gesundheitliche Ungleichheit aufgrund der Ethnie im Zeitverlauf.
Das Beispiel Ghana
Nicht in allen Ländern ist die mit der Ethnie einhergehende Ungleichheit extrem ausgeprägt, wie ein vielversprechendes Beispiel zeigt: In Ghana bestand im Jahr 2014 zwischen den am meisten und am wenigsten marginalisierten Gruppen nur noch ein Unterschied von 3 Prozentpunkten beim selbstberichteten Zugang zur Gesundheitsversorgung von Frauen. Im Jahr 2008 waren es noch über 16 Prozentpunkte Unterschied. Auch insgesamt, zwischen weiteren ethnischen und sozioökonomischen Gruppen, konnte eine sich verringernde Lücke festgestellt werden. Das lässt auch auf eine allgemein verringerte Ungleichheit in Ghana schließen. Erklärungen hierfür könnten gesteigerte Ausgaben für den Zugang zur Gesundheitsversorgung in dem Land sein, einschließlich der Versorgung rund um Schwangerschaft und Geburt sowie die Errichtung einer nationalen Krankenversicherung, die auch Menschen aufnimmt, die im informellen Sektor tätig sind und für bestimmte Gruppen kostenfrei ist.4
Ungleichheit angehen
Der Bericht zeigt: Die Verbesserungen des Zugangs zu Gesundheitsdiensten für Frauen im Globalen Süden sind sehr ungleich verteilt. Die am stärksten marginalisierten Ethnien bleiben weit zurück. Politische Maßnahmen hin zu einer allgemeinen Gesundheitsversorgung können nur erfolgreich sein, wenn sie Gerechtigkeit für verschiedene ethnische Gruppen berücksichtigen. (SJ)
- United Nations (2023) The Sustainable Development Goals Report. Special Edition https://unstats.un.org/sdgs/report/2023/The-Sustainable-Development-Goals-Report-2023.pdf ↩︎
- World Health Organization (2023) UHC Service Coverage Index (SDG 3.8.1) www.who.int/data/gho/data/indicators/indicator-details/GHO/uhc-index-of-service-coverage [Zugriff 25.6.2024] ↩︎
- UNFPA (2024) State of World Population 2024 www.unfpa.org/sites/default/files/pub-pdf/swp2024-english-240327-web.pdf ↩︎
- National Health Insurance Scheme Ghana (o. J.) Brief introduction to the NHIS www.nhis.gov.gh/about [Zugriff 25.6.2024] ↩︎