
USA: Ein bisschen Preiskontrolle
16. September 2022
Der in den USA jetzt beschlossene „Inflation Reduction Act“ bietet dem staatlichen Unterstützungsprogramm Medicare erstmals die Möglichkeit, Verhandlungen über Arzneimittelpreise zu führen. Das war ihm bislang ausdrücklich untersagt.1 Dabei ist Medicare der größte Käufer für verschreibungspflichtige Arzneimittel in den USA. Die Industrielobby hat es allerdings geschafft, das Gesetz gegenüber dem ersten Entwurf gründlich zu verwässern. So dürfen Preisverhandlungen erst neun Jahre nach Markteinführung geführt werden und für Biologika beträgt die Schutzfrist sogar 13 Jahre. Außerdem dürfen Preise anfänglich nur für maximal zehn Arzneimittel pro Jahr verhandelt werden, später sollen es bis zu 20 werden. Im Gegensatz dazu wird der Preis neuer Arzneimittel in vielen Ländern sofort bei Markteintritt verhandelt2 – Beschränkungen der Zahl gibt es nirgendwo. Eine weitere Klausel, die sofort in Kraft tritt, betrifft Preissteigerungen: Überschreiten sie die Inflationsrate, können Strafen verhängt werden. Außerdem werden die Zuzahlungen für Insulin auf 35 US$ pro Monat beschränkt. (JS)
- Hwang TJ et al. (2022) New Reforms to Prescription Drug Pricing in the US. JAMA, Published Online 19 August. https://doi.org/10.1001/jama.2022.15268 ↩︎
- In Deutschland gelten die ausgehandelten Preissenkungen nach einem Jahr. ↩︎