
Geheime Tabak-Deals in Laos
9. September 2025
Niedrige Steuern auf Kosten der Gesundheit
Keine Seltenheit: Tabakkonzerne schließen Abkommen mit finanzschwachen Ländern mit autoritären Regierungen, die dafür sorgen, dass Zigaretten billig und leicht erhältlich bleiben. Das Risiko trägt die Bevölkerung, das zeigt das Beispiel Laos.
Während in fast allen reichen Ländern wegen Aufklärung, Verboten und hohen Steuern die Raucher*innenquote zurückgeht, wächst der Tabakmarkt in Asien und Afrika.1 Im Jahr 2001 vereinbarte die laotische Regierung hinter verschlossenen Türen einen Deal mit dem britischen Tabakkonzern Imperial Brands, dem fünftgrößten Anbieter auf dem internationalen Tabakmarkt.2
Interessenkonflikte
Der laotische Premierminister Bounnhang Vorachit, der seit 2016 auch Präsident ist, genehmigte die Gründung des Gemeinschaftsunternehmens Lao Tobacco Ltd. – gemeinsam mit Imperial Brands, der Regierung und dem Unternehmer Sithat Xaysoulivong. Er ist der Schwiegervater des damaligen Premierministers – ein klarer Interessenkonflikt. Der Vertrag sicherte dem neuen Unternehmen für 25 Jahre Schutz vor Steuererhöhungen auf Zigaretten. Die Konsequenz: Laos hatte weltweit mit die niedrigsten Zigarettenpreise – und eine der höchsten Raucherquoten in der Region. Kush Amin von Transparency International sagt dazu: „Das weist alle Merkmale eines korrupten Systems auf.“2
Vertragsvorteile
In den ersten fünf Jahren musste das Unternehmen keine Steuern auf seine Gewinne zahlen. Zusätzlich senkte die Regierung die Zölle auf Rohstoffe und gewährte den sogenannten „Meistbegünstigtenstatus“ – was bedeutet: Kein Wettbewerber durfte bessere Konditionen erhalten. Außerdem legte der Vertrag eine Obergrenze für Tabakverbrauchsteuern fest. Die Regierung durfte also nur bis zu einem bestimmten Betrag Steuern auf Produkte wie Zigaretten erheben. Das Ergebnis: Aus einer Anfangsinvestition von lediglich 4,6 Millionen US-Dollar erwirtschaftete Imperial Brands rund 145 Millionen US-Dollar an Dividenden.
Gesundheitliche Auswirkungen
Auf die beliebteste Zigarettenmarke in Laos entfallen nur 12% Steuern vom Verkaufspreis. Zum Vergleich: Die WHO empfiehlt eine Steuerlast von mindestens 75%, in Thailand liegt sie sogar bei 79%. Die Folgen zeigen sich deutlich in der Gesundheit der Bevölkerung: 37% der Männer rauchen und auch unter Jugendlichen ist der Konsum weit verbreitet. Ärzt*innen vor Ort berichten zunehmend von rauchbedingten Erkrankungen wie Lungenkrebs, Bronchitis und Pneumonie. Der laotischen Regierung entgingen durch die Steuerbremse rund 140 Millionen US-Dollar – Geld, das in dringende Maßnahmen zur Tabakkontrolle und für die Gesundheit hätte fließen können.
Ende in Sicht?
Der Vertrag läuft 2026 aus, Gesundheitsorganisationen fordern, keine neuen Sonderrechte für die Tabakindustrie zu gewähren, da deren Produkte die öffentliche Gesundheit massiv schädigen. Wie neue Vereinbarungen mit Imperial oder einem anderen Hersteller aussehen werden, ist unklar. (EF)
- Pharma-Brief (2023) Jenseits von Nikotin. Nr. 6-7, S. 8 ↩︎
- Mc Lure et al. (2025) How Imperial Brands’ confidential contract kept cigarette prices low in Laos — while secretly enriching a political insider. The Examination, 17 June [Zugriff 15.8.2025] ↩︎