Zum Inhalt springen

Gelingt die globale Bekämpfung besser als bei Covid-19?

Wegen einer sich in der Demokratischen Republik Kongo schnell ausbreitenden neuen Variante der Viruserkrankung „Mpox“ hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Mitte August eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite ausgerufen.1 Betroffene leiden an Fieber und Hautausschlag. In der Theorie schützt ein vorhandener Impfstoff.2

Unterschieden werden zwei Virustypen, sogenannte „Kladen“: Die westafrikanische Klade (Typ II), die meist durch milde Verläufe charakterisiert ist und die auch bei den Ausbrüchen 2022-2023 in Europa und auf dem amerikanischen Kontinent vorherrschend war, und die zentralafrikanische Klade (Typ Ia und Ib), die derzeit mit gefährlicheren Verläufen in Verbindung gebracht wird. In der Demokratischen Republik Kongo grassiert die Variante Ia, an der sich häufig Kinder anstecken. Im Osten des Landes verbreitet sich gegenwärtig schnell die Variante Ib, die besonders Menschen in prekären Lebensverhältnissen wie Binnenflüchtlinge und Sexarbeiter*innen trifft. Im Kongo gab es allein in den letzten vier Wochen 807 neue laborbestätigte Fälle,3 im angrenzenden Burundi 302 (Stand 8.9.2024).4 Aufgrund eingeschränkter Diagnosemöglichkeiten liegt die Dunkelziffer weitaus höher. Die WHO spricht für dieses Jahr von bereits über 25.000 Verdachts- und bestätigten Mpox-Fällen und 723 Toten in 14 afrikanischen Ländern.5

Mpox im Überblick

Da die WHO bereits 2022 einen Notstand ausrief, werden die Fallzahlen gründlicher erfasst. Seit Januar 2022 wurden der WHO aus 20 afrikanischen Ländern über 8.000 durch Labor bestätigte Fälle übermittelt, davon allein seit Januar 2024 rund 5.776 aus 15 afrikanischen Ländern. Die Demokratische Republik Kongo (5.160), Burundi (385) und Nigeria (55) verzeichnen dieses Jahr die meisten Fälle auf dem afrikanischen Kontinent.7

Die seit Januar 2022 geführte Liste der Länder mit den meisten Fällen werden von den USA angeführt (33.556), gefolgt von Brasilien (11.841) und Spanien (8.104). Deutschland meldet seither knapp 3.900 Fälle. In diesen Ländern ist bislang nur die vergleichsweise mild verlaufenden Klade II verzeichnet worden. Allerdings war die Eindämmung von Mpox in diesen Ländern erfolgreich. 2024 gab es nur noch wenige Meldungen: auf dem amerikanischen Kontinent 290 und in Europa 100.6

Alle Fälle der gefährlicheren Klade I wurden auf dem afrikanischen Kontinent diagnostiziert, lediglich aus Schweden und Thailand wurde je ein (importierter) Fall gemeldet.8

Übertragung und Betroffene

Das Virus wird durch sexuellen Kontakt mit Infizierten und durch das Berühren der Hautwunden oder kontaminierter Materialien übertragen.2 Als sich 2022 die Klade IIb weltweit ausbreite, waren vor allem Männer betroffen, die Sex mit Männern hatten. Bei der aktuellen Ausbreitung der Klade Ib können alle Geschlechter betroffen sein.9 Die meisten Betroffenen weisen aktuell leichte Sym­ptome auf. Bei bestimmten Bevölkerungsgruppen wie Kindern, Schwangeren oder immungeschwächten Personen kann das Virus allerdings schwerere Krankheitsverläufe auslösen.7

WHO aktiv gegen Mpox

Im September beschloss die WHO einen Aktionsplan, der vor allem den derzeitigen Hotspot Ostkongo sowie weitere Länder in Afrika mit bedeutsamen Fallzahlen bei der Eindämmung von Mpox unterstützen soll.4 Aufklärung, bessere Erkennung, Behandlung und Isolierung stehen dabei im Vordergrund. Ein weiterer wichtiger Baustein sind Impfungen von Erkrankten und Kontaktpersonen. Die WHO schätzt den Bedarf für die kommenden sechs Monate auf vier Millionen Dosen. Länder, die einen Vorrat an Impfstoff, aber derzeit keinen Bedarf haben, werden von der WHO aufgefordert, Impfstoff abzugeben. Hersteller sollen auf bezahlbare Preise und ausreichende Kapazitäten auch für Länder mit niedrigem oder mittlerem Einkommen achten.

Impfstoffverteilung noch ungeklärt

Es gibt drei Impfstoffe: Der Pockenimpfstoff ACAM2000, der in den USA eine Notfallzulassung gegen Mpox erhielt und den in Japan zugelassenen Impfstoff LC16. Das dänische Pharmaunternehmen Bavarian Nordic stellt den einzigen in Europa zugelassenen Mpox-Impfstoff MVA-BN her. Die WHO hat den MVA-BN Impfstoff am 13.9. präqualifiziert,10 die beiden anderen Impfstoffe sollen in Kürze das WHO-Siegel bekommen. Das ermöglicht es der WHO und internationalen Geldgebern, mit den Herstellern zu verhandeln.11

Mit dem “Interim Medical Countermeasures Network (i-MCM-Net)” hat die WHO einen neuen provisorischen Mechanismus geschaffen, um eine bessere koordinierte Antwort auf Gesundheitskrisen zu bieten. Das ist notwendig, da sich die Verhandlung um einen verbindlichen Pandemievertrag hinziehen.12 Das i-MCM-Net beruht auf Freiwilligkeit und wird in Sachen Mpox das erste Mal aktiv und soll auch eine gerechte und ausreichende Versorgung mit medizinischen Gütern befördern. Immerhin wurde schon die Spende von rund 3,7 Mio. Dosen zugesagt, davon 3,6 Mio. aus Japan, der Europäischen Union und den USA und 105.000 von zwei Herstellern (Stand 11.9.2024).13 Deutschland hat angekündigt, 100.000 Impfdosen an die betroffenen Länder zu spenden.10

Bavarian Nordic will seine Produktionskapazitäten durch Technologietransfer an „ausgewählte afrikanische Hersteller“14 erhöhen. Bis Ende 2025 sollen zehn Millionen zusätzliche Impfstoffdosen ausgeliefert werden, davon zwei Millionen noch dieses Jahr. Zu welchen Konditionen das geschehen soll, ist unbekannt.

Jetzt wird es darauf ankommen, dass die zugesagten Dosen auch wirklich zeitnah geliefert werden und es gelingt, im Folgenden die breite Produktion zu gewährleisten und mit den Anbietern akzeptable Preise auszuhandeln. Sonst droht wie schon bei der Covid-19-Pandemie eine ungerechte Versorgungslücke und damit eigentlich vermeidbares Leid im Globalen Süden.  (CK)


  1. WHO (2024) WHO Director-General declares mpox outbreak a public health emergency of international concern. 14 Aug [Zugriff 5.9.2024] ↩︎
  2. ECDC (o. J.) Mpox. [Zugriff 4.9.2024] ↩︎
  3. Für den Kongo wurden die Zahlen nicht nach Klade Ia und Ib aufgeschlüsselt. ↩︎
  4. WHO (2024) Mpox Global strategic preparedness and response plan. September. [Zugriff 12.9.2024] ↩︎
  5. WHO (2024) WHO prequalifies the first vaccine against mpox. News Release 13 Sept. [Zugriff 14.9.2024] ↩︎
  6. WHO (2024) 2022-24 Mpox (Monkeypox) Outbreak: Global Trends. Stand der Daten 8. Sept. [Zugriff 14.9.2024] ↩︎
  7. Andrianou X and Skoglund JN (2024) Epidemiological update – Week 35/2024: Mpox due to monkeypox virus clade I. ECDC, 2 Sep [Zugriff 4.9.2024] ↩︎
  8. Nordling L (2024) Africa CDC Declares Mpox Emergency, Moving to Lead Response. [Zugriff 5.9.2024] ↩︎
  9. Der Impfstoff ist derzeit erst ab 18 Jahren zugelassen, die WHO hält den Einsatz bei Kindern, Schwangeren und Immunsupprimierten in Notfällen für vertretbar. Worauf diese Einschätzung beruht, ist uns nicht bekannt. ↩︎
  10. WHO (2024) WHO prequalifies the first vaccine against mpox. News release13 Sept. www.who.int/news/item/13-09-2024-who-prequalifies-the-first-vaccine-against-mpox [Zugriff 14.9.2024] ↩︎
  11. Pharma-Brief (2024) Kein Pandemievertrag. Nr. 5, S. 1 ↩︎
  12. WHO (2024) Interim Medical Countermeasures Network. [Zugriff 14.9.2024] ↩︎
  13. Menzel N (2024) Bavarian Nordic verstärkt globale Mpox-Impfstoffproduktion. Pharma+Food, 22. August [Zugriff 5.9.2024] ↩︎

Wenn Sie sich regelmäßig über die Pharma-Problematik informieren wollen, sollten Sie den Pharma-Brief abonnieren.

Jetzt abonnieren

BUKO Pharma-Kampagne
Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Google Analytics über den Google Tag Manager. Lesen Sie unsere Datenschutzerklärung.