
Wie die Klimakrise Gewalt gegen Frauen in Subsahara-Afrika anfacht
11. November 2024
Mehr Hitze, kürzere Zündschnur
Der Klimawandel bedroht die menschliche Gesundheit weltweit. Einige dieser Bedrohungen sind offensichtlich, andere bleiben eher verborgen, wie häusliche Gewalt. Eine neue Veröffentlichung des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) prognostiziert mit fortschreitender Klimakrise eine Zunahme an Gewalt gegen Frauen in Subsahara-Afrika.
Weltweit berichtet knapp ein Drittel aller Frauen zwischen 15 und 49 Jahren von körperlicher oder sexualisierter Gewalt in ihrer Partnerschaft. Trotz abnehmender Zahlen seit der Jahrtausendwende sind nach wie vor besonders viele Frauen in Subsahara-Afrika betroffen, in manchen Regionen mehr als die Hälfte aller Frauen und Mädchen.1
Die Klimakrise hat bereits jetzt massive Auswirkungen in Subsahara-Afrika: steigende Temperaturen, Dürren und extreme Regenfälle.1 Infolge dessen können sich Infektionskrankheiten leichter ausbreiten, Ernteeinbußen begünstigen Mangelernährung, Kreislaufversagen ist eine lebensbedrohliche Folge von Hitze und Waldbrände bedrohen Leib und Leben. Verschärft sich die Bedrohungslage, sind Menschen häufiger gezwungen zu fliehen. Tragischerweise haben besonders betroffene Länder selbst zumeist eher wenig zur Klimakrise beigetragen, da sie weniger Treibhausgasemissionen erzeugen.2
Nach Analysen des UNFPA in Zusammenarbeit mit dem International Institute for Applied Systems Analysis und der Universität Wien nimmt Gewalt gegen Frauen durch den Klimawandel zu, vor allem in Gegenden mit niedrigem Einkommensniveau. Dieser Zusammenhang ist besonders ausgeprägt für junge Frauen zwischen 15 und 34 Jahren, Frauen mit geringer Bildung sowie in zentralen und südlichen Regionen Afrikas. Überdurchschnittlich hohe Temperaturen gelten als Treiber von aggressivem Verhalten, einschließlich Gewalt in der Partnerschaft. Hinzukommen Klimawandelfolgen, die die Gewalt fördern können, wie z. B. geringere Ernährungssicherheit, Wasserknappheit, sinkende Chancen auf dem Arbeitsmarkt und zusammenbrechende soziale Netze nach Extremwetterkatastrophen.1
Ein Blick in die Zukunft
Sollte sich die Klimakrise ungebremst verschärfen und sozio-ökonomische Entwicklungen auf der Strecke bleiben, werden 2060 rund 140 Millionen Frauen in Subsahara Afrika von Gewalt betroffen sein. Dies wären nahezu dreimal mehr Frauen als im Jahr 2015. Selbst im etwas weniger pessimistischen Szenario würde sich die Zahl der betroffenen Frauen noch verdoppeln. Der Negativtrend könnte nur durch einen Wandel hin zu Nachhaltigkeit, globaler Kooperation, Verlangsamung des Bevölkerungswachstums und starken Verbesserungen im Bereich Bildung im Globalen Süden gestoppt werden. In diesem Szenario würden aufgrund verringerter CO2-Emissionen auch weniger Temperaturextreme auftreten.
Es braucht ganzheitliche Lösungen
Letztendlich sind globale Zusammenarbeit, Klimaschutzmaßnahmen weltweit, Klimaanpassungen vor Ort und eine Stärkung der sozio-ökonomischen Entwicklung essenziell zum Schutz von Frauen in Subsahara-Afrika. Aber auch der Zugang zur Gesundheitsversorgung, gesetzlicher Schutz vor häuslicher Gewalt sowie Männer als Fürsprecher von Geschlechtergerechtigkeit gelten als wichtige Schlüsselfaktoren bei der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen. (SJ)
- UNFPA (2024) Climate Change Impacts and Intimate Partner Violence in Sub-Saharan Africa. [Zugriff 17.10.2024] ↩︎
- IPCC (2023) The Synthesis Report of the Sixth Assessment Report. [Zugriff 21.10.2024] ↩︎