
Lepra: Die Geschichte eines jungen Mannes aus Liberia
15. April 2024
Lepra ist eine uralte Krankheit, beschrieben wird sie schon in der Antike. Heute ist die durch ein Bakterium ausgelöste chronische Krankheit heilbar, wenngleich noch immer kein Impfstoff entwickelt wurde. Lepra kommt in mehr als 120 Ländern vor. Jedes Jahr werden mehr als 200.000 neue Fälle gemeldet.1 Nur wenn die vernachlässigte Tropenkrankheit frühzeitig erkannt und behandelt wird, können dauerhafte körperliche Schäden und gesellschaftliche Ausgrenzungen verhindert werden.
Der 24-jährige Melvin aus dem ländlichen Sarngarplay im Inland Liberias erkrankte mit 16 Jahren an Lepra. Bis zur Diagnose und der richtigen Therapie war es ein langer Weg.
Melvin: „Alles begann mit einem Brennen am Knöchel und im Ellenbogen. Mein Vater schickte mich in ein erstes Krankenhaus. Dort sagte mir ein Arzt, ich hätte eine Hautkrankheit. Sie gaben mir Tabletten und verabreichten mir eine Injektion. Nichts davon half mir. Mein Vater und ich suchten noch einen zweiten Arzt auf. Weitere sieben Monate war ich erfolglos in medizinischer Behandlung.“
Nach weiteren Arztbesuchen hörte er vom Ganta Leprosy Rehabilitation Center. Die Anreise mit dem Motorrad war vor allem aufgrund der Entfernung kostspielig. Das Rehabilitation Center nahm Melvin auf, wertete seine Proben im Labor aus und versorgte ihn für eineinhalb Jahre mit den richtigen Medikamenten.
Melvin: „Dort bekam ich eine neue Diagnose. Ich hatte Lepra. Seitdem bin ich in Behandlung. Dieses Jahr wurden meine Werte wieder kontrolliert: Die Lepra ist besiegt. Das war´s. Aber die Zeit war ganz schön hart.“
I always felt the bitterness in my mouth, when I took the medicine.
Melvin: „Ich habe mich so schlecht gefühlt, dass ich an Selbstmord gedacht habe, weil ich von anderen ausgeschlossen wurde. Die Art und Weise, wie die Leute mich ansahen, beschämte mich. Lepra führt zu einer Schädigung der Nerven und beeinflusst das Sehvermögen. Die Muskeln werden schwach und man kann sein Tastgefühl verlieren. Gleichzeitig können Füße und Hände anschwellen.“
Ihm ist es wichtig, dass seine Mitmenschen über das Krankheitsbild informiert sind und ihnen bewusst ist, dass Lepra Menschen lähmen kann, wenn sie nicht rechtzeitig mit den nötigen Medikamenten versorgt werden. Lepra wird durch Tröpfcheninfektion übertragen, einfaches Händeschütteln oder gegenseitiges Umarmen führt zu keiner Ansteckung.2
When the sickness started, some family and friends were afraid to come closer. But for now, we are getting much closer than before.
Melvin: „Im Rehab Center habe ich gelernt, mich zu pflegen und meine Haut mit Vaseline einzureiben. Das Center versorgt mich mit Essen und hat einen Schlafplatz für mich. Wegen der Nebenwirkungen und körperlichen Folgen nehme ich noch immer Medikamente. Aber mein Leben ist viel besser geworden, ich verbringe wieder mehr Zeit mit Freunden. Nur zur Schule kann ich noch nicht wieder gehen.“
Die Schule hat er aufgrund der Erkrankung seit der siebten Klasse nicht mehr besuchen können. Trotzdem hat Melvin einen Traum.
Melvin: „Ich möchte Geschäftsmann werden. Auch möchte ich dem Center helfen, das Bewusstsein für Lepra zu schärfen, damit anderen Betroffenen so geholfen werden kann wie mir.“
Das Interview entstand in Zusammenarbeit mit dem Ganta Leprosy Rehabilitation Center in Liberia, vermittelt durch die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. und durchgeführt von Corinna Krämer (CK).
Zusammen mit Ärzte ohne Grenzen, Brot für die Welt und der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. engagiert sich die BUKO Pharma-Kampagne im Memento-Bündnis für vernachlässigte Tropenkrankheiten – auch zum Thema Lepra.3
- WHO (2023) Leprosy. 27 Jan www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/leprosy [Zugriff 25.03.2024] ↩︎
- DAHW (o. J.) Historie der „Biblischen Krankheit“. www.dahw.de/unsere-arbeit/medizinische-soziale-arbeit/lepra/2-historie-die-geschichte-einer-krankheit.html [Zugriff 25.03.2024] ↩︎
- Memento-Bündnis für vernachlässigte Krankheiten, https://memento-preis.de [Zugriff 25.3.2024] ↩︎