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Die Herausforderungen für politisches Handeln sind aktuell immens, auch in Deutschland. Da mag das Thema NTDs zunächst wenig dringend wirken. Doch die veränderten Verbreitungsmuster weltweit und der abrupte US-amerikanische Rückzug aus der globalen Gesundheitspolitik zwingen gerade europäische Länder, sich diesem Gesundheitsproblem stärker zu widmen. Was also tun?

Die kurze Antwort lautet: Den bisherigen Worten mehr Taten folgen lassen. Die längere Antwort rät zu folgenden Schritten:

Lokale Basisversorgung weltweit unterstützen

Deutschland unterstützt weltweit Staaten dabei, ihre Gesundheitssysteme im Sinne von UHC robuster und zugänglicher zu machen.1 Dies muss auch der NTD-Bekämpfung zugutekommen, bei der die lokale Versorgung im ländlichen Raum besonders wichtig ist. Das deutsche Engagement sollte gerade angesichts des Rückzugs der USA verstärkt werden und gleichzeitig darauf hinwirken, in endemischen Ländern für die Zukunft mehr „Ownership“ für NTD-Programme zu erreichen.

Forschung zu NTDs in Deutschland und in Staaten des Globalen Südens ausbauen

Zahlreiche Forscher*innen und Einrichtungen leisten mit öffentlicher Förderung aus Deutschland wichtige Beiträge zur NTD-Bekämpfung. Erfolgreiche Kooperationsformate mit Partner*innen im Globalen Süden, etwa in Form der „Forschungsnetzwerke für Gesundheitsinnovationen in Subsahara-Afrika“, sollten weiter vertieft werden. V. a. in den endemischen Ländern selbst gilt es, Forschungskapazitäten auszubauen. Ein besonderes Augenmerk sollte generell auf der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Bereich der NTDs liegen.

Regionale Produktion fördern

Deutschland unterstützt im Pharma-Sektor die Stärkung regionaler Produktionskapazitäten, etwa von Impfstoffen in Afrika.2 Bei solchen Initiativen für eine dezentralere Herstellung von Arzneimitteln sollten NTDs mehr in den Fokus rücken. Für den afrikanischen Kontinent wäre z. B. die Produktion von Gegengiften ein lohnenswertes Ziel für geförderte Kooperationen, da hier bislang hoher Bedarf mit äußerst geringen Kapazitäten einhergeht.

Zugang zu Produkten weltweit sichern

Innovation kann ihren Nutzen erst entfalten, wenn sie angemessen zugänglich ist. Als Mitglied im Memento Bündnis für vernachlässigte Krankheiten sind wir überzeugt, dass staatliche Finanzierung dies berücksichtigen muss, gerade auch im Kontext von NTDs. Unser gemeinsames Positionspapier von 2024 fordert daher: „Konkret sollte öffentliche Forschungsförderung an Zugangsbedingungen für die entwickelten Produkte gekoppelt werden, den Technologietransfer unterstützen, um eine kostengünstige Produktion durch mehrere Hersteller zu ermöglichen sowie den Daten- und Wissenstransfer stärken, damit andere Forschende daran anknüpfen können.“3 Dies kommt am Ende Patient*innen im Globalen Süden ebenso zugute, wie in Deutschland.

Wissen zu NTDs in Deutschland auch in der Breite stärken

Kenntnisse über NTDs sind hierzulande nur sehr gering verbreitet. Das gilt für die Allgemeinbevölkerung, aber auch für Personen in der medizinischen Versorgung, wie etwa die genitale Schistosomiasis der Frau zeigt.4 Für die Zukunft gilt es daher, eine bessere Wissensgrundlage zu schaffen. Dies fordert im Übrigen die Bevölkerung selbst ein. So empfahlen z. B. jüngst Bürger*innen in einem vom Umweltbundesamt durchgeführten Dialog mehr Aufklärung zur Verbreitung von Tropenkrankheiten.5


  1. BMZ (2025) Starke Gesundheitssysteme – Basis für eine gute Gesundheitsversorgung. www.bmz.de/de/themen/gesundheitssysteme [Zugriff 19.3.2025] ↩︎
  2. BMZ (2024) Deutscher Beitrag zur Förderung der Impfstoff- und Pharmaproduktion in Afrika. https://www.bmz.de/resource/blob/104328/impfstoffproduktion-afrika.pdf [Zugriff 19.3.2025] ↩︎
  3. Memento Bündnis (2024) Für bedarfsgerechte Forschung und weltweiten Zugang zu Arzneimitteln. https://memento-preis.de/wp-content/uploads/Positionspapier-Memento-2024.pdf [Zugriff 11.3.2025] ↩︎
  4. Marchese V et al. (2025) Awareness and knowledge regarding female genital schistosomiasis among European healthcare workers: a cross-sectional online survey. Globalization and Health, 21 ↩︎
  5. Umweltbundesamt (2024) Empfehlungen aus dem Dialog KlimaAnpassung www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/11850/publikationen/36_2024_cc_dialog_klimaanpassung.pdf [Zugriff 11.3.2025] ↩︎

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