
Holland und Baumhäuser
13. September 2018
So, jetzt war hier länger nichts mehr los…aber so ist das halt wenn man unterwegs ist, dass man nicht immer alles planen kann. Und so kams, dass wir in der Zwischenzeit einfach kein Internet hatten. Aber jetzt melden wir uns mal wieder.
Was haben wir so durchgemacht die letzten zwei Tage? Oder waren es Wochen? So kommt es uns jedenfalls vor. Zumindest haben wir das Gefühl, als kennen wir uns schon Ewigkeiten. Und wir haben einfach auch schon so viel erlebt und so viele Menschen getroffen!
Dortmund war wie ihr schon wisst unser zweiter Auftrittstag. Da hatten wir zwar super heißes Wetter, aber der Wind war wirklich krass, sodass wir unseren schwarzen Hintergrund gut festbinden mussten. Ein Pärchen blieb den ganzen lieben langen Tag von der ersten bis zur letzten Vorstellung und Claudia unsere tolle Managerin gab den Filmemachern fleißig Interviews. Nach vier Vorstellungen waren wir platt und machten uns auf die Reise ins Ausland. Davor musste natürlich noch das Auxkabel unauffällig dem Sprinter entwendet werden, so dass im PKW (der wie wir leider feststellen mussten, garkeinen Anschluss hat) auch schön Musik gehört werden kann. In Holland bei Jan (dem besten Rettungsarzt der Welt) angekommen, durften wir uns in seiner gemütlichen Wohnung breit machen, obwohl er nicht einmal zuhause war! Geld hatte er uns auch dagelassen, sodass wir lecker Pizza essen gehen konnten, was sich allerdings zeitlich sehr nach hinten verlagerte, denn…große Gruppen sind bekanntlich träge.
Am nächsten Tag war Aachen an der Reihe. Trotz unserer Befürchtungen lief mit dem Ordnungsamt alles glatt. Bei einer unser Vorstellungen meldete sich ein kleines Mädchen freiwillig als Held, sodass wir beschlossen sie später in unser Stück einzubauen, was sie wie ein Honigkuchenpferd strahlen lies und uns auch:) Das Publikum war allerdings nicht ganz so toll wie in Dortmund, sodass wir nach drei Vorstellungen und einer Suppe vom Bischof umsonst, beschlossen spontan den Auftrittsort zu wechseln.
Dazu begaben wir uns freiwillig in eine Polizeikontrolle. Und ja Claudia, wir haben das sogar noch angekündigt: Der nächste Auftrittsort war der Hambacher Forst.
Nachdem alle unsere Personalien aufgenommen waren durften wir auf „die Wiese“ fahren. Die Polizei war wirklich nett und sagte, uns „Künstler“ wollen sie ja auch nicht so einschränken. (Theoretisch hätten sie alles von Vorne bis Hinten durchsuchen müssen…aber wir wirkten vertrauenserweckend und deshalb beließen sie es bei den Koffern und ein paar Blicken in den Hänger.) Auf einem verdorrten Acker direkt vor dem Wald und einer kleinen Häuser, Tippi- und Wagensiedlung bauten wir unser Theater auf. Dieses Mal mit Wind aus der richtigen Richtung. Das Setting wirkte skurril. Vor uns Menschen mit teils vermummten Gesichtern, hinter uns ein paar hundert Meter die Polizei. Wer nicht weis wovon wir reden: es geht um den Stopp des Braunkohletagebaus. Bzw. um den Erhalt des „Hambi“ – Hambacher Forstes. Und diesen Menschen hier, die den Wald der ab dem 15. Oktober gerodet werden darf, schon seit Jahren besetzen, wollten wir sagen: ihr seid nicht allein im Kampf gegen den Klimawandel. Einige freuten sich und zeigten uns danach ihren Wald. Die Baumhäuser, Oaktown, den Tower oder einzelne Barrikaden. Und wir sahen, wie sie Wetten abschlossen, wann denn wohl die Polizei zum räumen kommt.
Viel zu spät (unserem Zeitplan nach) fuhren wir weiter nach Köln. Und hier sind wir jetzt, sattgegessen beim Türken in drei verschiedene Bleiben aufgeteilt. Den Gesundheitsladen, bei Moni oder Gregor.
Nachtrag: Heute morgen (13.09.) rückte die Polizei an…jetzt wird mit der Räumung begonnen. Einer der Gründe: fehlende Rettungsgassen und Feuerleitern an den Baumhäusern. Alles daher nur zum Schutz der Bewohner natürlich.