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© Kathleen Wesner

In tiefen Gedanken

Nach langen abendlichen Debatten um 2 – 5 Minuten mehr oder weniger Schlaf, entschieden wir uns dafür, zu spät loszufahren. Der Weg nach Rostock war gezeichnet durch plötzliche Wettereinbrüche, Staus und positive Lichtblicke. Bei der Ankunft wartete Colin – der selbsterklärte “Pollerkönig von Rostock” – schon an besagten Tor der Sehnsüchte zur Fußgängerzone. Mit dem richtigen Code für das absenkbare Hindernis konnten wir uns unserer neuen Theaterbühne nähern und begannen sofort mit dem Aufbau ebenjener. Der Tag versprach sehr erfolgreich zu werden, da sowohl einige von Colin´s Kommililtonnen, als auch gleichzeitig einige Bewohnerinnen der Hausgemeinschaft bei der wir später unterkommen sollten, vorbeischauten.

Die Shows fanden im Schatten des Kröpeliner Tors statt und unser Schiff wurde regelmäßig als die AIDA von leuchtenden Kinderaugen begutachtet. Besonders mit einer Aufführung konnten wir an diesem Tag den gesamten Platz in den Bann ziehen, was wir an dem Indiz festmachten, dass wir selbst von den umliegenden Bänken Applaus ernteten. Mit Rostock als erstes Ziel der Straßentheatertour im Osten Deutschlands wollen wir ganz besonders das angenehme und teilweise sogar gerührte Publikum hervorheben, welches das Stück und seine Darsteller mit besonders schönen Worten beehrte. Zuguterletzt war der tolle und mit vielen Gedanken ausgewählte Platz natürlich dem Ex-Schlucker Colin zu verdanken, der das Straßentheater auch nach Rostock eingeladen hatte und sich mit den verschiedensten Ansprüchen der Grünanlagen-, Stadtanlagen- und Ordnungsamtvorgaben im Voraus herumgeschlagen hatte. In den gemeinsam verbrachten Stunden, lernten wir von Colin viel über die Vergangenheit der Tour, tauschten viele kleine Insider aus und diskutierten die Zukunftsrelevanz von Straßentheatern im Allgemeinen. Dabei kamen wir zu dem Schluss, dass (trotz omnipräsenter Zeitknappheit und immer weiter fortschreitender Individualität der Menschen in einer Gesellschaft, die möglicherweise auch den politischen Diskurs und damit auch die Suche nach Common-Ground erschwert) die Herangehensweise an ein Thema wie die Vernachlässigten Tropenkrankheiten über einen künstlerischen Ansatz wesentlich ansprechender und nachhaltiger sei, als beispielsweise Flyer zu verteilen. Natürlich auch im eigenen Interesse als Schauspieler des Stückes waren wir uns einig, dass ein Theaterstück und vor allem spezifische Bühnenbilder eher in den Köpfen der Menschen verankert bleiben würden, als halbherzige Meinungsaustausche in kurzen Momenten der Kollision im hektischen Straßentrubel.

Diesen Moment der Selbstsicherheit nutzten wir, um noch einen kurzen Abstecher nach Warnemünde zu machen und uns der überwältigen Kälte des Meeres zu stellen. Colin, der – die Kälte mittlerweile ignorierende – Pharma-Vater und der abgehärtete Kapitän hielten es im Wasser am längsten aus, während Isabella und die Schiffsratte relativ schnell das Weite suchten. Abends gab es dann Pizza und mit Colin fühlte es sich fast so an, als wäre unsere Gruppe um ein weiteres Mitglied angewachsen.

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