Antibiotikaresistenzen weltweit

Einführung

Mensch

Tier

Umwelt

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Zusammengepfercht…|…und hochgegepäppelt mit Antibiotika|82 mg pro Kilo Nutzvieh|Massentierhaltung kommt ohne sie nicht aus|Resistente Keime im Discounter-Hühnchen|… landen auch auf unserem Teller|Was darf´s kosten?

Tierisch eng

In der Massentierhaltung leben Schweine, Kühe oder Hühner auf engstem Raum. Durch die schlechten Haltungsbedingungen werden sie leicht krank und stecken schnell andere Tiere im Stall an. Häufig erhalten sie deshalb vorbeugend oder zur Wachstumsförderung Antibiotika. Das begünstigt die Entstehung resistenter Keime. Hühner bekommen besonders viele Antibiotika – mehr als jedes andere Nutztier.

Denn die Hühner kommen mit wenig Platz aus. Die Tiere werden mit immer mehr Antibiotika hochgepäppelt. Meistens dienen diese Arzneimittel als Alternative für eine artgerechte Haltung in der Massentierhaltung – egal ob in reichen oder armen Ländern. Dieses Vorgehen kritisiert auch der Tierschutzbund.

„Es ist günstiger für die Landwirte und Landwirtinnen Antibiotika einzusetzen, um Krankheiten zu bekämpfen.“ (Balichene Madoshi, Tierarzt, Tansania)

Viele indische Kleinbäuer*innen betreiben die Geflügelmast als Nebenerwerb. Große Fleischkonzerne liefern die Eintagsküken, das Futter, die Medikamente und holen später die schlachtreifen Tiere wieder ab. Die Regierung des Bundesstaates Karnataka setzt dagegen: Sie will stattdessen die traditionelle Geflügelzucht profitabel machen und unterstützt die Landwirt*innen mit kostenlosen Fortbildungen.

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Wissen fördert Gesundheit

In Tansania werden viele Tiere gehalten, aber es gibt kaum Tierärzt*innen. Im ganzen Land arbeiten nur rund 250 Tierärzte und Tierärztinnen - in Deutschland sind es ca. 11.500. Landwirt*innen können Medikamente zur Behandlung ihrer Tiere im Laden kaufen – auch Antibiotika. Aber sie wissen zu wenig über die richtige Anwendung. Veterinär*innen in Tansania fordern deshalb mehr Aufklärung und Bewusstseinsbildung.

Dabei kommen häufig Antibiotika zum Einsatz. Eigentlich dürfen nur Tierärzt*innen Antibiotika verschreiben, das wird in der Realität aber kaum überprüft. Vor allem auf dem Land praktizieren nur wenige Veterinär*innen. Deshalb werden in den Dörfern sogenannte Paravets ausgebildet. Diese Tierarzthelfer*innen beraten die Bauern und Bäuerinnen und geben ihnen das Nötigste zur Behandlung der Tiere.

„In Tansania haben wir Regulierungen, dass man Antibiotika oder andere Medikamente nicht kaufen kann, wenn man kein Tierarzt ist. Aber es ist schwierig, das zu überwachen, ohne ausreichend qualifiziertes Personal in ländlichen Gebieten.“ (Robinson Mdegela, Tierarzt, Tansania)

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„Die Bauern und Bäuerinnen sehen häufig nicht den Zusammenhang zwischen der Antibiotikaresistenz ihrer Nutztiere und der Resistenz bei Menschen.“ (Nenene Qekwana, Tierarzt, Südafrika)

Auch in Südafrika werden viele Antibiotika ohne tierärztliche Kontrolle verkauft. Besonders in entlegenen Regionen werden die Tiere nach eigenem Ermessen behandelt. Dadurch steigt der Antibiotikaverbrauch und Resistenzen entwickeln sich. Die Regierung will deshalb Mensch, Tier und Umwelt bei der Resistenzkontrolle in den Blick nehmen und hat ein interdisziplinäres Expertenkomitee eingerichtet. Der One-Health Ansatz wird in Südafrika großgeschrieben. Tierärzt*innen bleiben aber skeptisch, denn eine Reduzierung des Antibiotikaverbrauchs in der Massentierhaltung kann nur gelingen, wenn die Landwirt*innen miteingebunden werden.

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Kranke Tiere, kranke Menschen

Antibiotika zur Wachstumsförderung von Tieren sind in der EU verboten. Trotzdem werden in der Massentierhaltung in Deutschland viele Antibiotika eingesetzt. Das treibt die Resistenzbildung voran und führt zu hohen Einträgen von Antibiotika in die Umwelt. Beides hat letztlich auch Folgen für die menschliche Gesundheit, denn Resistenzen können vom Tier auf den Menschen übertragen werden. Insbesondere Personen, die mit den Tieren arbeiten, z.B. Landwirte und Landwirtinnen, tragen resistente Bakterien in sich. “Es ist mittlerweile so, dass jeder Landwirt, der in eine Klinik eingeliefert wird, als erstes auf Resistenzen untersucht wird.“ (Paul Kröfges, Gewässerschutzexperte, Deutschland)

99 % aller deutschen Hähnchen stammen aus Betrieben mit über 10.000 Tieren – im Durchschnitt sind es 30.000 Hühner, in Sachsen-Anhalt sogar 143.000. Erkranken einzelne Tiere, werden direkt alle über das Futter oder Wasser mit Antibiotika behandelt. Dieser massenweise Einsatz sorgt für hohe Resistenzraten bei Masthähnchen und Puten. Weitere Informationen zur Antibiotikaabgabe bei Nutztieren und den Einfluss auf unsere Lebensmittel liefert das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Um den hohen Antibiotikaverbrauch in der Massentierhaltung zu verringern, müssten die Tiere artgerecht gehalten werden. Es dürfen nicht einzig die Leistung und der Profit im Vordergrund stehen. Robuste Rassen versprechen weniger Ertrag, sind aber nicht so anfällig für Krankheiten.

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Was wäre zu tun im Bereich Landwirtschaft und Ernährung?

Claudia Jenkes (BUKO Pharma-Kampagne) sprach darüber mit Bernhard Burdick von der Verbraucherzentrale NRW.

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Resistente Keime stoppen! Das können Sie tun!

Was können Tierärzt*innen und Landwirt*innen tun, um den Antibiotikaverbrauch zu reduzieren? Wo ist die Politik gefragt und nicht zuletzt wir selbst als Verbraucher*innen?

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Verbraucher*in

  • Kaufen Sie Fleisch aus artgerechter Haltung.
  • Achten Sie bei der Verarbeitung von rohem Fleisch auf Hygiene. Hinweise zu den Tierwohl-Siegeln finden Sie hier
  • Achten Sie beim Kauf von Fisch und Garnelen auf das Siegel des ASC. Diese Aqua-Kulturen müssen hohe Standards erfüllen.

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Gesundheitspersonal

  • Vermeiden Sie Gruppenbehandlungen und orale Antibiotikaabgaben.
  • Vermeiden Sie den Gebrauch wichtiger Reserveantibiotika.
  • Besprechen Sie mit den Landwirt*innen, was sie für eine bessere Tiergesundheit tun können.

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Landwirt*in

  • Verbessern Sie die Stallhygiene oder ihr Haltungskonzept.
  • Überlegen Sie, was Sie für mehr Tierwohl tun können.

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BUKO Pharma-Kampagne 2020