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afrikanisches kleinkind krank mit malariamedizin im hintergrund, auf einer decke im hof liegend
© poco-bw/iStock

Mutter-Kind-Gesundheit

Prekarisierung der Situation von Schwangeren, Müttern und ihren Neugeborenen während der Covid-19-Pandemie

Während der Schwangerschaft, der Geburt und des Wochenbetts sind Familien mit großen Herausforderungen und Risiken konfrontiert. Mutter und Kind bedürfen in dieser Zeit besonderem Schutz. In Ländern des Globalen Südens konnte dieser bereits vor der Covid-19-Pandemie nicht immer gewährleistet werden. Die Versorgung von Müttern und ihren Neugeborenen hat sich unter den Pandemiebedingungen teils weiter bzw. erneut drastisch verändert. Insbesondere wurde die Situation für vulnerable Familien verschärft. Bereits vor Pandemiebeginn war die Müttersterblichkeit in einkommensschwachen Ländern (LMICs) 14-mal höher als in Einkommensstarken (HICs). Das Nachhaltigkeitsziel der Vereinten Nationen, die weltweite Müttersterblichkeitsrate bis 2030 auf weniger als 70 pro 100.000 Lebendgeburten zu senken, rückt somit wieder in weitere Ferne (Chmielewska et al. 2021).

Yessika Martinez (studierte Geburtenhelferin vom Colegio de Obstetras del Perú):

Gesundheitseinrichtungen und andere Akteur*innen im Bereich der reproduktiven und sexuellen Gesundheit berichten von entstandenen Versorgungslücken und fehlenden Präventionsmaßnahmen wie einem erschwerten Zugang zu wichtigen Gesundheitsdienstleistungen für Schwangere, Frauen und Familien. Dies umfasst wichtige Routine- und Vorsorgeuntersuchungen, die nicht mehr wahrgenommen wurden bzw. aufgrund abgebauter Kapazitäten weggefallen sind. Ebenso verschlechterte sich der Zugang zu notwendigen Medikamenten, Verhütungsmitteln, Beratungsangeboten sowie medizinisch sicheren Schwangerschaftsabbrüchen. Das verhinderte, dass gesundheitliche Probleme bei werdenden Müttern früh genug erkannt und behandelt werden konnten. Erste wissenschaftliche Untersuchungen zu den Auswirkungen der Pandemie weisen daher auf wieder zunehmende Fallzahlen von schwangerschaftsassoziierten Krankheiten und Todesfällen sowie auch auf einen Anstieg an Fehl- bzw. Frühgeburten hin (Aranda et al. 2022; Kingsley et al. 2021; Kotlar et al. 2021).

IMargarita Perez Silva (Dekanin am Colegio de Obstetras del Perú):

Zudem hat die Pandemie zu einer Prekarisierung der Lebensumstände von Müttern und Kindern geführt. Familien und speziell Frauen verloren ihre Einkommensmöglichkeiten, sodass es an existenziellen Gütern wie Lebensmitteln fehlte. Weiterhin stiegen die Zahlen häuslicher, geschlechtsspezifischer Gewalt und mentaler Störungen an (Chmielewska et al. 2021). Besonders betroffen sind heranwachsende Mädchen zwischen 10 und 19 Jahren. Bei ihnen besteht zusätzlich ein höheres Risiko für Komplikationen und Tod infolge einer Schwangerschaft. Die Gesundheit von Babys jugendlicher Mütter ist ebenfalls stärker gefährdet. Sie haben oft ein niedriges Geburtsgewicht, kommen zu früh zur Welt oder entwickeln schwere neonatale Erkrankungen (World Health Organization 2020). Soziale und sozioökonomische Folgen der Pandemie bedeuten für Mütter und Kinder daher auch einschneidende gesundheitliche Folgen.

Tshino Ramaite (Beraterin für Gemeinschaftszugang und Politik bei IPAS Südafrika):

Mehr zum Thema finden Sie hier: Mutter-Kind-Gesundheit im Fokus: Folgen der Pandemie


Aranda, Zeus; Binde, Thierry; Tashman, Katherine; Tadikonda, Ananya; Mawindo, Bill; Maweu, Daniel et al. (2022): Disruptions in maternal health service use during the COVID-19 pandemic in 2020: experiences from 37 health facilities in low-income and middle-income countries. In: BMJ global health 7 (1). DOI: 10.1136/bmjgh-2021-007247 .

Chmielewska, Barbara; Barratt, Imogen; Townsend, Rosemary; Kalafat, Erkan; van der Meulen, Jan; Gurol-Urganci, Ipek et al. (2021): Effects of the COVID-19 pandemic on maternal and perinatal outcomes: a systematic review and meta-analysis. In: The Lancet Global Health 9 (6), e759-e772. DOI: 10.1016/S2214-109X(21)00079-6 .

Kingsley, Jennifer Prince; Vijay, Paul Kingsley; Kumaresan, Jacob; Sathiakumar, Nalini (2021): The Changing Aspects of Motherhood in Face of the COVID-19 Pandemic in Low- and Middle-Income Countries. In: Maternal and child health journal 25 (1), S. 15–21. DOI: 10.1007/s10995-020-03044-9 .

Kotlar, Bethany; Gerson, Emily; Petrillo, Sophia; Langer, Ana; Tiemeier, Henning (2021): The impact of the COVID-19 pandemic on maternal and perinatal health: a scoping review. In: Reproductive health 18 (1), S. 10. DOI: 10.1186/s12978-021-01070-6 .

World Health Organization (2020): Adolescent pregnancy. Online verfügbar unter https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/adolescent-pregnancy.

World Health Organization (2021): New global targets to prevent maternal deaths. Access to a ‘continuum of care’ needed, before, during and after pregnancy and childbirth. Online verfügbar unter https://www.who.int/news/item/05-10-2021-new-global-targets-to-prevent-maternal-deaths.

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