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Psychische Gesundheit in der Krise

Psychische Belastungen können sich in Krisen verschärfen – der Klimawandel gilt als eines der drängendsten Probleme der heutigen Zeit. Wie genau steht es global eigentlich um die psychische Gesundheit und welche Belastungen ergeben sich im Zuge der Klimakrise?

Psychische Erkrankungen gehören zu den nicht übertragbaren Krankheiten (NCDs) und können auch infolge einer anderen NCD – beispielsweise einer Krebserkrankung – auftreten. Die Belastung durch diese Erkrankung ist dann so stark, dass sich eine psychische Begleiterkrankung entwickelt.1

Jeder Mensch ist unterschiedlich anfällig für psychische Erkrankungen. Es gibt viele Ursachen, die sich wechselseitig beeinflussen. So sind die individuellen Voraussetzungen, wie z.B. Alter, Genetik oder körperliche Stressreaktion, bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt. Aber auch soziale Erfahrungen wie Familie oder Bildung beeinflussen, wie wir auf Anforderungssituationen wie z.B. Weltkrisen reagieren.2

Globale psychische Gesundheit

Im Jahr 2020 lebte weltweit jede zehnte Person mit einer psychischen Erkrankung – Tendenz steigend. Die Lebenserwartung von Menschen mit einer psychischen Erkrankung ist laut WHO – global betrachtet – im Durchschnitt um 20 Jahre verringert. Zu den häufigsten psychischen Erkrankungen gehören Depressionen, bipolare Störungen und Angsterkrankungen.4

Nicht selten betreffen psychische Erkrankungen Jugendliche. 2021 lebten weltweit mehr als ca. 13% der Jugendlichen im Alter von 10 bis 19 Jahren mit einer diagnostizierten psychischen Störung.8 Außerdem befragte der United Nations Children’s Fund (UNICEF) rund 31.000 Jugendliche nach ihrer größten Challenge, gesund zu bleiben: 23% gaben den Umgang mit Stress an.9 Stress wird durch verschiedene Ereignisse beeinflusst.

Krisen und psychische Gesundheit

Die Covid-19-Pandemie zeigte den Anstieg psychischer Belastungen in Krisensituationen mehr als deutlich. So stieg die Zahl der Personen mit einer Depression oder Angststörung weltweit um 25% an.10 Doch auch andere Krisen wie der Klimawandel belasten die mentale Gesundheit. Neben Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit, aufgrund von Hitze, Extremwetterereignissen oder Ernährungsunsicherheit, hat diese auch Auswirkungen – direkte und indirekte – auf die psychische Gesundheit.

Direkte Auswirkungen der Klimakrise

Erlebnisse, verbunden mit z. B. Hitze oder Extremwetter und Naturkatastrophen können psychische Erkrankungen auslösen oder bestehende verschlimmern. Erhebungen zeigen, dass Menschen, die Naturkatastrophen durchlebten und deren Existenzgrundlagen zerstört wurden, ein doppelt so hohes Risiko für die Entwicklung einer psychischen Erkrankung haben wie Menschen, die solche Erfahrungen nicht machen mussten. Solche Erlebnisse können z. B. zu einer posttraumatischen Belastungsstörung führen.11

Zusätzlich stellen Zukunftsängste eine große Belastung dar. Die Erde erhitzt sich zunehmend und Biodiversität geht verloren – zwei Bereiche, die von der Menschheit aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Folge ist eine voranschreitende Zerstörung unserer Lebensgrundlagen, die mit möglichen gesundheitlichen Bedrohungen einhergeht. Das Wissen darum kann beispielsweise zu Hoffnungslosigkeit, Wut, Panik oder Überforderung führen. In diesem Zusammenhang wird auch der Begriff „Klimaangst“ verwendet.11

Indirekte Auswirkungen der Klimakrise

Klimawandelbedingte Naturkatastrophen wie Brände oder Überschwemmungen bringen häufig verschlechterte Lebensbedingungen mit sich. Dies kann zu weniger Verfügbarkeit von Nahrung und Wasser führen. Mangelernährung wird mit negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit in Verbindung gebracht. Beispielsweise werden depressive Verstimmungen, andauernde Erschöpfung der Gedächtnisschwäche damit assoziiert.11

Viele Menschen müssen aufgrund klimawandelbedingter Ereignisse ihre Heimat verlassen. U.a. führt der Verlust sozialer Netzwerke oder Arbeitsplatzunsicherheit zu verstärkten Belastungsfaktoren. Diese gefährden die psychische Gesundheit und erhöhen das Risiko für Angststörungen. Nicht zuletzt haben Personen mit Fluchterfahrung ein höheres Risiko für psychische Erkrankungen. Auch kann der spätere Anpassungsprozess für Migrant*innen Depressionen hervorrufen und ihr Suizidrisiko erhöhen.11

Klimaungerechtigkeit

Menschen sind unterschiedlich von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen, z.B. weil sie Katastrophen geografisch bedingt vermehrt ausgesetzt sind, Vorerkrankungen haben oder über begrenzte Anpassungs- oder Bewältigungskapazitäten verfügen.11

Auch ist das Behandlungsangebot in verschiedenen Ländern und Weltregionen, aber auch innerhalb von Nationen unterschiedlich gut ausgeprägt. So ist das fehlende, flächendeckende Behandlungsangebot gerade für Länder des Globalen Südens ein Problem. In afrikanischen Ländern liegen die Staatsausgaben für psychische Gesundheit pro Kopf im Durchschnitt bei 0,5 US-Dollar – die Empfehlung der WHO liegt jedoch bei 2 US-Dollar. Nicht zuletzt kommt auf dem afrikanischen Kontinent lediglich ein*e Psychotherapeut*in auf 500.000 Einwohner*innen. Die WHO empfiehlt, dass es etwa hundertmal so viele geben sollte.4

Kinder und Jugendliche in der Klimakrise

Kinder und Jugendliche setzen sich oft intensiver als Erwachsene mit der Zukunft auseinander. Die deutsche Initiative Psychologists for Future hebt hervor, wie stark diese Altersgruppe unter Zukunftsängsten im Zusammenhang mit der Klimakrise leidet. In ihrer sensiblen Entwicklungsphase verfügen sie noch nicht über die ausgereiften Bewältigungsstrategien, die Erwachsenen zur Verfügung stehen, was sie besonders anfällig gegenüber den psychischen Belastungen macht.13

Laut einer Studie, die 10.000 Personen im Alter von 16 bis 25 Jahren aus 10 Ländern befragte, haben 75% der Jugendlichen Angst vor der Zukunft. Knapp die Hälfte berichtete über negative Gefühle in Bezug auf den Klimawandel – sie nehmen diesen als beängstigend wahr. Auch berichten Jugendliche über Schuldgefühle gegenüber unserem Planeten und darüber, sich nicht entsprechend darum sorgen zu können.14 Sicher ist aber, dass die Klimakrise nur kollektiv und nicht durch Einzelne bewältigt werden kann. Die Psychologists for Future betonen die Relevanz der Selbstwirksamkeit. Das aktive Engagieren im Hinblick auf den Klimawandel und das Erleben kleiner Fortschritte führe zu weniger Ohnmacht, mehr Hoffnung und fördere das Gefühl, etwas bewirken zu können.12 (EF)


  1. DKFZ (2025) Seelische Belastungen bei Krebs. Stand 4.4.2023 [Zugriff 13.5.2025] ↩︎
  2. Hochschule Magdeburg-Stendal (2020) Zur Entstehung von Psychischen Störungen. [Zugriff 13.5.2025] ↩︎
  3. WHO (2022) Mental health. [Zugriff 13.5.2025] ↩︎
  4. DGVN (2023) Wie steht es um die globale psychische Gesundheit? Ein Überblick. [Zugriff 13.5.2025] ↩︎
  5. Gesund.bund.de (2025) Depression. [Zugriff 19.5.2025] ↩︎
  6. Marnhill J W (2023) Bipolare Störung. Definition. MSD Manuals. [Zugriff 19.5.2025] ↩︎
  7. Marnhill J W (2023) Überblick über Angststörungen. Definition. MSD Manuals. [Zugriff 19.5.2025] ↩︎
  8. UNICEF (2021) The State of the World’s Children 2021: On My Mind – Promoting, protecting and caring for children’s mental health. New York ↩︎
  9. UNICEF (2025) U-Report Poll on Healthy Habits. [Zugriff 13.5.2025] ↩︎
  10. WHO (2022) COVID-19 pandemic triggers 25% increase in prevalence of anxiety and depression worldwide. [Zugriff 13.5.2025] ↩︎
  11. DGPPN (2022) Klimawandel und psychische Gesundheit. Positionspapier 16.11.2022. Berlin ↩︎
  12. United Nations (o. J.) The 17 Goals. [Zugriff 13.5.2025] ↩︎
  13. Meller L (2023) Psychische Auswirkungen der Klimakrise auf Jugendliche. SWR, 3 Mar [Zugriff 13.5.2025] ↩︎
  14. Hickman C et al. (2021) Climate anxiety in children and young people and their beliefs about government responses to climate change: a global survey. Lancet Planet health; 5, p 63 ↩︎

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