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Arzneimittel tragen maßgeblich zur Erfüllung des Menschenrechts auf Gesundheit bei, zugleich wirken sich ihre Produktion, Anwendung und Entsorgung negativ auf die Gesundheit des Planeten aus.1 Dieser Zielkonflikt ist gerade für Deutschland hoch relevant, denn Prognosen sehen v.a. im Zuge des demografischen Wandels eine dramatische Zunahme des Arzneimittelverbrauchs.2 Damit drängt ein Problem stärker in den Fokus: die Belastung von Wasser, Böden und Lebewesen durch Arzneimittelrückstände.

Bislang wurden in Deutschland trotz großer Datenlücken schon über 400 verschiedene Arzneimittelwirkstoffe, deren Metabolite oder Transformationsprodukte in der Natur nachgewiesen.3 Darunter sind Veterinär-, aber eben auch viele Human-Arzneimittel. Besonders häufig vertreten sind in Bächen, Flüssen und Seen z.B. die Rückstände von Diclofenac (Schmerzmittel), Metformin (Antidiabetikum) und Röntgenkontrastmitteln.4 Zu möglichen Wechselwirkungen bestehen große Wissenslücken. Über die Wassergewinnung gelangen Stoffe zwangsläufig ins Trinkwasser5 und reichern sich zudem in landwirtschaftlichen Nutzpflanzen an.6 Der Klimawandel verschärft das Problem global.7

Die deutsche Politik hat sich prominent zum One Health-Ansatz bekannt.8 Dieser zielt darauf, die miteinander verknüpfte Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt nachhaltig zu verbessern. Die Problematik von Arzneimittelrückständen berührt dieses Spannungsfeld unmittelbar. Antimikrobielle Resistenzen in der industriellen Landwirtschaft sind das bekannteste Beispiel.9

Weniger Aufmerksamkeit erhalten bislang die Umweltrisiken durch Medikamente aus der Humanmedizin. Dabei betreffen sie maßgeblich die Gesundheit von Bürger*innen, die ihrer Nutz- und Haustiere sowie der uns umgebenden Flora und Fauna. Apotheker*innen und Ärztinnen betonen zunehmend die Bedeutung des Themas10, sie sind in ihrem Engagement auch auf politische Unterstützung angewiesen. Dieser Leitfaden richtet sich v.a. an politische Stakeholder*innen in Deutschland. Er bietet wissenschaftlich fundierte Informationen zum Problem sowie konkrete Handlungsoptionen für wichtige Interventionspunkte.


  1. Moermond C et al (2025) Eco-pharma dilemma: Navigating environmental sustainability trade-offs within the lifecycle of pharmaceuticals – A comment. Sustainable Chemistry and Pharmacy ↩︎
  2. UBA (2025) Umweltaspekte von Humanarzneimitteln in der medizinischen Praxis. [Zugriff 28.7.2025] ↩︎
  3. UBA (2025) Arzneimittelrückstände in der Umwelt. [Zugriff 28.7.2025] ↩︎
  4. Pharma-Brief Spezial (2025) Arzneimittel in der Umwelt. Die unsichtbare Gefahr. Nr. 2 ↩︎
  5. DPA (2023) Mehr Arzneimittelreste in der Umwelt. [Zugriff 28.7.2025] ↩︎
  6. Sleight H et al. (2023) Uptake of Pharmaceuticals by Crops: A Systematic Review and Meta-analysis. Environmental Toxicology and Chemistry; 40, p 2091–2104. ↩︎
  7. Price K (2025) Pharmaceutical pollution is widespread across the world’s waterways. [Zugriff 28.7.2025] ↩︎
  8. So schlossen beispielsweise sechs Bundesministerien 2022 eine gemeinsame One Health-Forschungsvereinbarung [Zugriff 28.7.2025] ↩︎
  9. CWH Europe, PAN Germany (2022) Tierarzneimittel in der europäischen Lebensmittelproduktion: Perspektiven für die Umwelt, die öffentliche Gesundheit und den Tierschutz. [Zugriff 28.7.2025] ↩︎
  10. So existiert beispielsweise bei der Bundesapothekerkammer seit 2023 ein Fortbildungscurriculum „Klima, Umwelt und Gesundheit“. ↩︎

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