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Arzneimittelrückstände gelangen vor allem durch menschliche Ausscheidungen über die Toilette ins Abwasser. Aber auch durch die unsachgemäße Entsorgung in WC oder Waschbecken werden Rückstände direkt in die Kanalisation eingeleitet. Die herkömmlichen drei Reinigungsstufen in Kläranlagen entfernen Arzneimittelreste nicht vollständig.1 Folglich gelangen sie aus den Anlagen in natürliche Gewässer und unser Trinkwasser.2

Die kommunale Abwasserrichtlinie (KARL) der EU ist im Januar 2025 in Kraft getreten und beinhaltet u.a., dass kommunale Abwasserbehandlungsanlagen ab 150.000 Einwohnerwerten3 eine zusätzliche Reinigungsstufe nachrüsten müssen. Die Umsetzung bis 2045 soll den Mitgliedstaaten ausreichend Planungs- und Umsetzungszeit ermöglichen.4

Die Aufwertung von Kläranlagen ist ein wichtiger Schritt für unsere Wasserqualität, wenngleich die vierte Reinigungsstufe ebenfalls keine vollständige Entfernung von Arzneimittelresten verspricht. Mit den neuen Techniken könnte aber eine Reduzierung von beispielsweise Diclofenac um immerhin 80% erfolgen.5

KARL sieht außerdem vor, die Verursacher des Problems in die Verantwortung zu nehmen, daher soll die Pharma- und Kosmetikindustrie den Großteil der Kosten für die Nachrüstungen tragen. Die Drohung einiger Hersteller, Präparate vom Markt zu nehmen, spielt letztlich zwei für Gesundheit grundlegende Dinge gegeneinander aus, nämlich sauberes Wasser und adäquate Medikamentenversorgung.6

Die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) wiederum fordert, bis 2027 alle Gewässer Europas in einen „guten Zustand“ zu bringen.7 Sie listet dafür prioritäre Stoffe, die besonders überwacht werden sollen. Eine Beobachtungsliste (EU-Watchlist) sammelt Daten über potenziell gefährliche Stoffe – darunter auch Arzneimittel.8


  1. UBA (2023) Abwasser. [Zugriff 30.7.2025] ↩︎
  2. BUND (2020) Positionspapier Arzneimittel in der Umwelt. [Zugriff 30.7.2025] ↩︎
  3. Rechengröße in der Abwasserreinigung ↩︎
  4. Richtlinie (EU) 2024/3019 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. November 2024 über die Behandlung von kommunalem Abwasser (Neufassung). [Zugriff 30.7.2025] ↩︎
  5. Hillenbrand T et al. (2016) Maßnahmen zur Verminderung des Eintrages von Mikroschadstoffen in die Gewässer – Phase 2. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt [Zugriff 7.8.2025] ↩︎
  6. Zantke M (2025) Gesundheitsministerkonferenz fordert Nachbesserungen bei Abwasserrichtlinie. DAZ, 18. Juni [Zugriff 30.7.2025] ↩︎
  7. UBA (2022) Die Wasserrahmenrichtlinie. Gewässer in Deutschland 2021. Fortschritte und Herausforderungen. [Zugriff 7.8.2025] ↩︎
  8. UBA (2020) Beobachtungsliste für Chemikalien in Gewässern aktualisiert. [Zugriff 31.7.2025] ↩︎

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