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Memento Preisverleihung 2021 mit Dr. Ayoade Olatunbosun-Alakija

Gleich drei Memento Preise wurden am 2. Dezember in einer digitalen Zeremonie vergeben. In der Veranstaltung wurden die dramatischen Heraus­forderungen deutlich, mit denen die Weltgemeinschaft konfrontiert ist – und auch die große Verantwortung Deutschlands. Die Keynote für den Abend kam live aus Nigeria.

Die Rede von Dr. Ayoade Olatunbosun-Alakija, Ko-Vorsitzende der African Vaccine Delivery Alliance der Afrikanischen Union, entfaltete eine enorme Wucht. Sie legte pointiert die krasse Ungerechtigkeit in der Covid-19-Versorgung weltweit offen und die fehlende Bereitschaft, notwendige strukturelle Änderungen zur Verbesserung der Lage anzugehen: „Wir lassen Menschen sterben aufgrund von Egoismus. Wir lassen Menschen sterben aufgrund von Gier.“

Insofern passte die Preisverleihung in der Kategorie „politischer Wille“ an Ottmar von Holtz (MdB 2017-2021) ins Bild. Zählte von Holtz in der vergangenen Legislaturperiode doch zu den wenigen Stimmen im Bundestag, die beharrlich die Bedeutung der nachhaltigen Entwicklungsziele für eine gerechte globale Gesundheitsversorgung in den Fokus gerückt haben. Er mahnte die Notwendigkeit schneller und dringend notwendiger Covid-19-Maßnahmen weltweit an, etwa auch in Form eines Patent Waivers bei der WTO. Ein Engagement, das ­Manuel Koch von der DAHW im Namen des Memento-Bündnisses würdigte.

Auch abseits der Pandemie – und gerade, weil sie droht, alles andere in den Schatten zu stellen – gilt es, auf andere vernachlässigte Gesundheitsbedürfnisse aufmerksam zu machen, so Nicola Kuhrt, Leiterin der Memento Medienjury. Deshalb zeichnete sie Olivia Kortas (Text) und Johannes De Bruycker (Fotos) mit dem Medienpreis in Form eines Recherchestipendiums aus. Ihr Konzept für eine Reportage zu gesundheitsgefährdenden Schimmelpilzgiften in Lebensmitteln in ärmeren Ländern wusste zu überzeugen.
Mit ihrer langjährigen Arbeit in der Tuberkulose-Bekämpfung konnte Claudia Denkinger bei der Forschungsjury punkten. Prof. Dr. August Stich, Chefarzt der Tropenmedizin am Klinikum Würzburg Mitte und Leiter der Jury, würdigte entsprechend ihr Engagement für eine bessere Tuberkulosediagnostik für ressourcen­arme Settings.

In einer spannenden Diskussion wurde versucht, die Arbeit der Preistragenden zu verknüpfen. So wurde das Versäumnis der Politik kritisiert, in der Forschungsförderung nicht stärker auf konkrete Zugangsregelungen für die Endprodukte zu setzen. Die Folgen werden gerade bei Covid-19-Impfstoffen schmerzhaft deutlich. Abgerundet wurde der fruchtbare Austausch mit einigen Wünschen der Preistragenden an die neue Bundesregierung. Wichtigster Punkt: Eine pharmakritischere Haltung.

Max Klein von der BUKO Pharma-Kampagne, der die Veranstaltung moderierte, schloss die Preisverleihung mit einem Blick in die Zukunft ab: „Wir haben heute gehört, dass die Verantwortung Deutschlands für eine gerechte Gestaltung globaler Gesundheit groß ist. Wir haben zudem festgestellt: Der Rest der Welt nimmt sehr genau davon Kenntnis, ob Worten auch Taten folgen.“ 

Die Aufzeichnung der Preisverleihung finden Sie auf der Memento Homepage.
Infos gibt es auch auf Twitter: @memento_preis

Der Forschungspreis

Claudia Denkinger vom Uniklinikum Heidelberg erforscht unter anderem, wie die Diagnostik bei der Tuberkulose-Bekämpfung im Globalen Süden vereinfacht werden kann. Bei ihrer Arbeit in ressourcenschwachen Ländern bedeutete eine fehlende Diagnose oft, dass sie die vermutete Erkrankung nicht behandeln durfte: „Und so habe ich viele Menschen unnötig sterben sehen.“ Mit 1,4 Millionen Todesfällen im vergangenen Jahr ist die heilbare Infektionskrankheit immer noch eine der häufigsten vernachlässigten Krankheiten weltweit. Sie entwickelt erfolgreich bessere Tests für Menschen, die mit HIV leben und durch Tuberkulose besonders gefährdet sind. Denn nur eine frühe Diagnose sichert ihnen gute Behandlungschancen.

Der Medienpreis

Aflatoxine, gefährliche Giftstoffe, die von sich immer stärkerer verbreitenden Schimmelpilzen produziert werden, schwächen die Ärmsten und können sie ihr Leben kosten. Olivia Kortas und Johannes De Bruycker reisen mit ihrem Recherchestipendium nach Kenia, wo sich die Giftstoffe unter anderem in getrocknetem Fisch, Milchprodukten, Reis oder Mais, dem Grundnahrungsmittel, verstecken. „Die Aufnahme von geringen Mengen über einen langen Zeitraum kann mit Leberkrebs enden“, wissen die freien JournalistInnen schon jetzt. Aufgrund des Klimawandels verschärfen sich die Probleme. Produzieren werden sie eine Magazin-Reportage, um die kaum sichtbare Gesundheitskrise greifbar zu machen.

Der Politikpreis

Für seinen Einsatz für eine gerechtere Gesundheitsversorgung weltweit wurde der ehemalige Grünen-Bundestagsabgeordnete Ottmar von Holtz mit dem Politikpreis ausgezeichnet. Er hat in der vergangenen Legislatur immer wieder die Perspektive des Globalen Südens eingenommen und anhand der Corona-Pandemie auf strukturelle Missstände in der Globalen Gesundheitsversorgung hingewiesen. In der Diskussion um schnelle und notwendige Covid19-Maßnahmen weltweit hat er immer wieder die nachhaltigen Entwicklungsziele in den Fokus gerückt und somit den Forderungen des Memento-Bündnisses nach einem nachhaltigen Aufbau von Gesundheitsstrukturen und sozialen Sicherungs­systemen für alle Menschen weltweit Nachdruck verliehen.

(MK/CK)

Artikel aus dem Pharma-Brief 10/2021, S.6

Bild Preisobjekt © Ansgar Silies
Bild
Dr. Ayoade Olatunbosun-Alakija wurde uns zur freien Verfügung gestellt.
Bild Forschungspreis Claudia Denkinger © Tamara von Rechenberg
Bild Medienpreis Johannes De Bruycker und Olivia Kortas © Kasper Goethals
Bild Politikpreis Ottmar von Holtz © Kaminski