
Forschung: Doch nicht so teuer?
17. Juli 2024
Die Ausgaben für die Entwicklung eines neuen Medikaments sind eine beliebte Rechtfertigung für hohe Preise. Glaubwürdige Schätzungen sind jedoch Mangelware. Die meisten Veröffentlichungen stützen sich auf Angaben der Industrie. Es werden Kosten von bis zu 4,46 Milliarden US$ pro erfolgreichem Medikament genannt, wobei fiktive Kapitalkosten1 rund die Hälfte der Summe ausmachen. Eine vom US-Gesundheitsministerium geförderte Studie kam jetzt zu deutlich niedrigeren Zahlen.2 Das Team um Aylin Sertkaya wählte einen anderen Ansatz: Sie beschafften sich von privaten Pharmadienstleistern Daten, die die tatsächlichen Ausgaben für klinische Studien widerspiegeln. Nach ihren Berechnungen kostet die Entwicklung eines Medikaments unter Einbeziehung von Fehlschlägen 515,8 Mio. US$. Rechnet man die Kapitalrendite dazu, kommt man auf 879,3 Mio – ein Fünftel der von der Industrie behaupteten Zahl. Die Einrechnung der Kapitalkosten ist ein umstrittenes Konzept, nicht zuletzt, da Pharmafirmen die Forschung meist aus laufenden Einnahmen finanzieren. (JS)
- Gewinne, die man mit dem Betrag hätte erzielen können, wenn man das Geld anders angelegt hätte. ↩︎
- Sertkaya A et al. (2024) Costs of Drug Development and Research and Development Intensity in the US, 2000-2018. JAMA Network Open; 7, p e2415445 https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2024.15445 ↩︎