Für ihren Einsatz für bezahlbare Impfstoffe, Diagnostika und Medikamente wird die SPD-Bundestagsabgeordnete Heike Baehrens mit dem diesjährigen Memento Politikpreis ausgezeichnet. „Es darf uns nicht gleichgültig sein, wenn Menschen sterben, weil das Medikament, das geholfen hätte, zu teuer ist oder wegen mangelnder Renditeerwartung nicht entwickelt wurde“, so die Preisträgerin, Vorsitzende des Unterausschusses Globale Gesundheit des Deutschen Bundestages. Die Preisverleihung wird nicht wie geplant am Mittwoch, dem 11. März stattfinden, sondern wird auf Grund der aktuellen epidemiologischen Situation bei der Lungenerkrankung COVID-19 (Coronavirus SARS-CoV-2) und der veränderten gesundheitspolitischen Empfehlungen seitens des Bundesministeriums für Gesundheit auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.
„Heike Baehrens gehört zu den Menschen, die ihr Mandat und ihre Fähigkeiten im besonderen Maße einsetzen, um Missstände zu verändern. Wir möchten sie für ihr Engagement zu vernachlässigten Gesundheitsbedürfnissen weltweit auszeichnen“, so die Jury. „Denn die gesundheitlichen Bedürfnisse von Menschen in ärmeren Ländern werden seit langem vernachlässigt. Impfstoffe, Diagnostika und Medikamente gegen Krankheiten wie Chagas oder Tuberkulose sind entweder nicht vorhanden, veraltet oder ungeeignet für die klimatischen und strukturellen Gegebenheiten vor Ort, nicht für Bedürfnisse von Kindern zugeschnitten und für die Betroffenen oft unbezahlbar.“
Der Memento Forschungspreis für vernachlässigte Krankheiten geht an Dr. rer. nat. Anke Osterloh vom Forschungszentrum Borstel und PD Dr. med. Christian Keller vom Universitätsklinikum Marburg. Die Jury würdigt damit ihr Engagement für die Forschung zu Rickettsien in Asien und Afrika. Sie entwickeln mit neuen Labormodellen innovative Ansätze für Therapien und für eine Impfung gegen Rickettsien-Infektionen wie Fleckfieber. Einige der Arbeiten entstanden am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. „Vernachlässigt heißt oft auch unbekannt. Infektionen durch Rickettsien kennen die wenigsten, und doch haben sie große Bedeutung als Erreger schwerer, oft sogar lebensbedrohlicher Infektionskrankheiten auf allen Kontinenten“, sagt Jurymitglied Prof. Dr. August Stich, Chefarzt der Tropenmedizinischen Abteilung der Missioklinik Würzburg.
Der Memento Preis in der Kategorie Journalismus geht an die freien Journalistinnen Theresa Breuer und Vanessa Schlesier. Mithilfe des Recherchestipendiums möchten sie einen multimedialen Beitrag darüber verwirklichen, wie Menschen in der Demokratischen Republik Kongo mit Unterstützung kenianischer TherapeutInnen ihr Trauma bewältigen und danach anderen dabei helfen, Erfahrungen mit Krieg und Gewalt zu verarbeiten. Die Preisträgerinnen zu ihrer Motivation: „Es ist schwer, Traumatisierung darzustellen, deshalb wird so selten darüber berichtet.“
Der Memento Preis für vernachlässigte Krankheiten wird 2020 zum siebten Mal vergeben. Ziel der Initiatoren des Preises – Ärzte ohne Grenzen, Brot für die Welt, der BUKO Pharma-Kampagne und der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. – ist es, Aufmerksamkeit für die vernachlässigten Gesundheitsbedürfnisse von Menschen in ärmeren Ländern schaffen. So sieht das Memento-Bündnis auch die Bundesregierung in der Pflicht, mehr Geld für die Forschung im Bereich der vernachlässigten Krankheiten bereitzustellen, damit sie ihrer Führungsrolle in der Globalen Gesundheit gerecht wird.