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Patente und Profite
Patente garantieren der Pharmaindustrie weltweit hohe Preise – oft ohne dass dem ein relevanter (Zusatz-)Nutzen gegenüber stünde. Mit Gründung der Welthandelsorganisation (WTO) wurden Arzneimittelpatente globalisiert. Das TRIPS-Abkommen der WTO schreibt weltweit einen 20jährigen Patentschutz auf Arzneimittel fest. Ausnahmeklauseln, die z.B. Zwangslizenzen zur Kostensenkung ermöglichen, werden von den betroffenen Firmen und Regierungen der Industrieländer massiv bekämpft. Deshalb trauen sich nur wenige Staaten, diese Instrumente zu nutzen. Dabei wären sie nach den Regeln der WTO zulässig, um die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Mehr lesen
Die Festschreibung des Patentschutzes bevorzugt die Industrieländer, denn er könnte nur einstimmig wieder abgeschafft werden. Doch immerhin ist die WTO noch ein multilateraler Mechanismus, bei dem ärmere Länder die Stimmenmehrheit haben. Industrieländer empfinden dies als Blockade ihrer Interessen und schwächen die WTO. Häufig schließen Industriestaaten bi- und multilaterale Handelsabkommen mit armen Ländern ab und nutzen dabei ihre überlegenen Verhandlungspositionen für noch restriktivere Bedingungen.
Solche Abkommen zwischen jeweils wenigen Ländern erschweren den Zugang zu günstigen Arzneimitteln. Denn sie berücksichtigen vor allem die Interessen multinationaler Konzerne und sichern deren Marktstellung. Besonders problematisch sind dabei Investitionsschutz-Abkommen, die Konzernen ein Klagerecht auf entgangene Gewinne einräumen. Das heißt, Firmen können gegen einen Staat Klage erheben, wenn ihnen durch eine Gesetzesänderung wirtschaftliche Einbußen drohen. Über solche Klagen entscheiden nicht nationale Gerichte, sondern sogenannte Schiedsgerichte, die keiner demokratischen Kontrolle unterliegen.
Aber auch andere Aspekte solcher bilateraler Abkommen können Arzneimittel zusätzlich verteuern, zum Beispiel niedrigere Anforderungen bei der Patentierung von Arzneimitteln oder ein über die Patentlaufzeit hinausreichender Unterlagenschutz, der die Einführung von preiswerten Generika verzögert.
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21. Dezember 2024
Patente für Unentbehrliches
Der Medicines Patent Pool (MPP) hat seine Datenbank zum Patentstatus für Medikamente erweitert.

11. Juli 2024
Tödliche Preise – auch in Europa: Zugang zu Arzneimitteln in Industrieländern nicht gesichert
Wenn über mangelnde Versorgung mit Medikamenten gesprochen wird, denkt man zuerst an den Globalen Süden. Doch die Probleme fangen schon in unseren Nachbarländern an. Das hat eine journalistische Recherche-Kooperation eindrucksvoll dokumentiert.
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12. Juni 2024
Kein Pandemic Treaty: Verabschiedung des internationalen Pandemieabkommens vertagt
Der Zeitplan sah die Verabschiedung auf der 77. Weltgesundheitsversammlung Ende Mai vor. Mehr oder minder blieb das erfolglos.
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15. April 2024
Pandemic Treaty: Uneinigkeit über Patentaufhebung in Krisen
Im März 2024 traf sich das Verhandlungsgremium zum neunten Mal, um ein internationales Pandemieabkommen auszuarbeiten. Wird es im Mai zu einer solidarischen Lösung kommen?
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16. September 2022
Medikamente für Alle oder für die Reichen?
Justizministerium hört Meinungen zum Patent-Waiver für Covid-19 Produkte
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10. September 2021
Patente sind auch keine Lösung
Warum wir andere Wege gehen müssen, um Forschung zu finanzieren
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11. Dezember 2020
WTO: Patente wegen Covid-19 aussetzen?
Die Covid-19-Pandemie hat bestehende Konflikte innerhalb der WTO verschärft. Das zeigen jüngste interne Diskussionsprozesse rund um das Thema geistige Eigentumsrechte. Das zähe Ringen um die neue Führung der Organisation erschwert die Situation.
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15. März 2018
Kampagne: Soziale Patentverwertung
Soziale Patentverwertung ist der Schlüssel für einen besseren Arzneimittel-Zugang in armen Ländern. Das zweijährige Projekt (2016-2018) will dazu beitragen, dass Hochschulen ihre Erfindungen auch für Menschen in ärmeren Ländern nutzbar machen.