Bericht zum Jubiläumsjahr 2021 der Pharma-Kampagne
Vor 40 Jahren ist die BUKO Pharma-Kampagne angetreten, um sich für eine bessere globale Gesundheit, eine gute Arzneimittelversorgung für alle Menschen und für gerechte Strukturen einzusetzen. Bis heute ist das unser Arbeitsauftrag. Und noch immer bleibt viel zu viel zu tun. Ganz gleich, ob es um weltweite Pandemien, vernachlässigte Krankheiten, fehlenden Schutz von PatientInnen oder große Lücken in der weltweiten Versorgung geht. Wir packen die Dinge an und haben 2021 viel bewegt.
Unseren runden Geburtstag konnten wir zwar nicht wie geplant mit einem großen Fest feiern, aber doch mit einem eindrucksvollen und spannenden digitalen Ereignis: Die zweitägige Fachkonferenz “One World – One Health. Antibiotikaresistenzen als globales Gesundheitsproblem” brachte vom 30. April bis 1. Mai knapp 200 ExpertInnen und NGO-VertreterInnen aus 11 Ländern zusammen. Die Teilnehmenden diskutierten die zunehmende Verbreitung resistenter Erreger bei Mensch und Tier und in der Umwelt, zeigten Wechselwirkungen auf, beleuchteten regionale Unterschiede und entwickelten globale und nationale Lösungsansätze. Entstanden ist auch ein Positionspapier zum Kampf gegen ABR. Bereits zum Weltantibiotikatag im Dezember bot es eine gute Grundlage für die gemeinsame Advocacy-Arbeit, bzw. für einen gemeinsamen Appell human- und veterinärmedizinischer Organisationen. Haben Sie unsere Konferenz verpasst? Kein Problem! Spannendes Material zum Nachhören und Nachlesen bietet unsere ansprechend gestaltete Konferenz-Website.
ABR-Ausstellung ging auf die Reise
Einen Besuch wert ist zudem unsere virtuelle Ausstellung zu Antibiotika-Resistenzen weltweit. Über 700 NutzerInnen verzeichnete die Ausstellungs-Website im vergangenen Jahr. In der zweiten Jahreshälfte 2021 konnte dann endlich auch unsere Wanderausstellung „Nicht zu stoppen?“ auf die Reise gehen. Die multimedialen Exponate wurden bei diversen Fach- und Verbrauchermessen, an zwei Universitäten, in der Bielefelder Stadtbibliothek sowie in der Volkshochschule Krefeld gezeigt. Insgesamt 1.600 BesucherInnen sahen sich die Ausstellung an.
Großbaustelle Arzneimittelversorgung
Im Mai startete ein neues ambitioniertes Bildungsprojekt, das die „Großbaustelle Arzneimittelversorgung“ genauer unter die Lupe nimmt. Geplant sind Online-Kurse für MitarbeiterInnen entwicklungspolitischer Organisationen. Die Fortbildungsreihe soll die unterschiedlichen Facetten und Herausforderungen rund um die globale Arzneimittelversorgung abbilden und dabei auch viele Beispiele aus der praktischen Arbeit bieten. Bestandteil der Kursreihe sind u.a. etliche spannende Podcasts, die wir 2021 produziert haben. Stimmen aus Mexiko, Sierra Leone und Malawi sowie anderen afrikanischen Ländern kommen darin zu Wort. Hören Sie doch mal rein!
Zugang mangelhaft
Auch COVID-19 hat uns weiterhin stark beschäftigt. Der global gerechten Verteilung von Impfstoffen widmete sich ein großer Teil unserer Pressearbeit, aber auch der Advocacy-Aktivitäten. Allein zu COVID-Impfstoffen und einer möglichen Patentfreigabe veröffentlichte die Pharma-Kampagne zwölf Aufrufe gemeinsam mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen.
Zudem nahmen wir in unserem Projekt „Unbezahlbar krank?“ hochpreisige Krebsmedikamente ins Visier. Im Frühjahr publizierten wir eine 28-seitige Fachbroschüre, die die unterschiedlichen Hürden beim Zugang zu Krebsmitteln anhand von fünf anschaulichen Länderbeispielen aus Afrika, Asien und Lateinamerika deutlich macht. Bundesweit veranstalteten wir zur Thematik sechs Seminare in Kooperation mit anderen entwicklungs- und gesundheitspolitischen Akteuren und erreichten damit eine breite Öffentlichkeit.
Folgen der Pandemie
Seit Mitte 2021 beleuchten wir die Folgen von SARS-CoV-2 für die weltweite Gesundheitsversorgung. Gemeinsam mit Partnerorganisationen in Ghana, Südafrika und Peru führen wir Fallstudien durch, um Daten und Informationen zu gewinnen und stehen dazu auch mit vielen deutschen Akteuren im Austausch. Im Fokus stehen vor allem die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Infektionsschutz-Maßnahmen auf die Kontrolle von HIV, Tuberkulose und Malaria, aber auch die Mutter-Kind-Gesundheit sowie die Versorgung von PatientInnen mit Krebs oder Diabetes. Die gewonnenen Informationen präsentieren wir demnächst in einem Pharma-Brief Spezial, außerdem sind Schulmaterialien, eine 10-tägige Theatertournee in NRW und zahlreiche Informationsveranstaltungen geplant.
Unsere Arbeit wirkt!
Zu all diesen Themen und Arbeitsbereichen leisteten wir eine intensive Öffentlichkeitsarbeit und gaben nicht zuletzt unserer Homepage und dem Pharma-Brief ein moderneres Gesicht. MitarbeiterInnen der BUKO Pharma-Kampagne waren bei 68 Veranstaltungen vertreten, leiteten Workshops, hielten Vorträge oder nahmen an Gesprächen mit Abgeordneten oder Ministerien teil. 71 JournalistInnen gaben wir Auskunft, lieferten umfassende Hintergrundinformationen, vermittelten Kontakte oder gaben Interviews. Die Resonanz: Stattliche 133 Rundfunk- und Presseberichte thematisierten unsere Arbeit. Wir kamen im Fernsehen in der „Story im Ersten“ zum Thema Krebsmedikamente und bei einer ARD Doku und Panorama zu Corona zu Wort. Besonders gefreut haben wir uns darüber, dass wir für die ZDF-Sendung „Die Anstalt“ (Sendetermin 2.2.2021) umfassende Hintergrundinformationen in Sachen Forschung, Produktion, Verfügbarkeit und Verteilung von COVID-19 Impfstoffen zur Verfügung stellen konnten und daraus sehr gelungenes politisches Kabarett entstanden ist. All das macht deutlich: Unser Engagement wird öffentlich wahrgenommen und es zeigt Wirkung.
Die kleinen und großen Erfolge aus 40 Jahren Kampagnenarbeit haben wir im Jubiläumsjahr noch einmal Revue passieren lassen – etwa im Pharma-Brief Spezial 2/2021 oder in einem 17-minütigen Jubiläumsfilm, der auf unserer Website zu finden ist . Immer wieder haben unsere Projekte und Aktionen in den vergangenen vier Jahrzehnten dafür gesorgt, dass riskante Medikamente vom Markt genommen und skandalöse Versorgungsengpässe breit thematisiert wurden. Wir haben politische Debatten zu Arzneimittelpatenten angezettelt, Lösungsansätze für eine bedarfsgerechte Forschung entwickelt und auch dazu beigetragen, zivilgesellschaftliches Engagement in Deutschland und weltweit besser zu vernetzen. All das wäre aber nicht möglich gewesen ohne die vielen Organisationen, Gruppen und Einzelpersonen im In- und Ausland, die die Pharma-Kampagne seit Jahren begleiten, tragen und fördern. Ihnen allen gilt unser besonderes Dankeschön! (CJ)
Artikel aus dem Pharma-Brief 1/2022, S.6
Bild Jubiläumsjahr © Jörg Schaaber
Bild Wanderausstellung © Solveig Bruchhof