Glyphosat wirkt ähnlich wie ein Antibiotikum - auch auf Mikroorganismen
Im Rahmen einer Begleitveranstaltung zu unserer Ausstellung präsentierte Prof. Dr. Finkh, Fachgebietsleiterin Ökologischer Pflanzenschutz im Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften gestern an der Uni in Witzenhausen ihre Forschungsergebnisse zu Glyphosat. Über 160 Personen nahmen an der Hybridveranstaltung teil.
Laut Finckh finden sich Rückstände von Glyphosat heute nahezu überall – in Pflanzen und Tieren ebenso wie in Lebensmitteln oder im menschlichen Urin. Besonders problematisch: Das Herbizid wirkt ähnlich wie ein Antibiotikum auch auf Mikroorganismen. Es verändert also die mikrobielle Zusammensetzung im Boden, in Pflanzen, Tieren und Menschen und könne zu Resistenzen gegenüber klinisch wichtigen antibiotischen Wirkstoffen führen, so Finckh. Diesen indirekten Wirkungen des Totalherbizids auf die Gesundheit werde bislang kaum Beachtung geschenkt.
Der spannende Vortrag von Prof. Dr. Maria R. Finckh kann online nachgehört werden: Glyphosat: indirekte Wirkungen auf die Gesundheit über das Mikrobiom
Vor diesem Hintergrund ist es besonders erschreckend, dass die EU-Kommission bereits daran arbeitet, die Zulassung für Glyphosat über 2022 hinaus zu verlängern. Eine von der Kommission benannte Arbeitsgruppe (Assessment Group on Glyphosate, AGG) hat im September einen Bericht vorgelegt und empfiehlt darin, die bestehende Einstufung der Chemikalie nicht zu ändern. Gute Aussichten also für die zahlreichen Verlängerungsanträge der Hersteller. Die European Food Safety Authority EFSA und die Europäische Chemikalienagentur ECHA führen seit dem 24. September 2021 parallel stattfindende öffentliche Konsultationen zum Bewertungsbericht von Glyphosat durch. Noch bis zum 22.11.2021 ist es möglich, zusätzliche Informationen einzureichen und sich an der laufenden wissenschaftlichen Bewertung zu beteiligen: Glyphosat: EFSA und ECHA starten Konsultationen
Bild Unkrautvernichtung © pixabay hpgruesen