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Strafen für Big Pharma in den USA

Illegale Aktivitäten gehören offensichtlich zum Geschäftsmodell großer Pharmafirmen. 85% der 26 größten Firmen mussten über einen Zeitraum von 14 Jahren Strafzahlungen leisten, die meisten gleich mehrfach.[1]

Die Zahlen für den Zeitraum 2003-2016, die drei WissenschaftlerInnen aus den USA zusammentrugen, sind beeindruckend.[2] Doppelter Spit­zenreiter war die Firma GlaxoSmithKline mit 27 Verstößen und knapp 10 Milliarden US$ an Strafen. Dennoch machten die Bußen nur 1,55% des Firmenumsatzes im gleichen Zeitraum aus. Unter den 22 Firmen, die es mit dem Gesetz nicht so genau nahmen, finden sich auch zwei Firmen mit Sitz in Deutschland: Bayer mit 13 Verstößen und 603 Mio. US$ Bußgeldern sowie Boehringer Ingelheim mit 7 Verstößen und 416 Mio. US$ Bußen.

Dollarscheine vitph iStockHäufigster Grund für Gerichtsverfahren waren überhöhte Preise für Medikamente, die durch staatliche Programme finanziert wurden (78 Fälle). 50 Verfahren richteten sich gegen Vermarktung für nicht zugelassene Indikationen. Schmiergelder (Kickbacks) zur Umsatzsteigerung (33) und irreführende Vermarktungspraktiken (32) kamen etwa gleich häufig vor. Je 21-mal führten das Verschweigen von negativen Informationen und Umweltvergehen zu Verfahren, die in Bußgelder mündeten. Weitere Gründe waren Bestechung (9), Finanzvergehen (Steuerbetrug oder Insiderhandel, 7-mal) sowie fünf Fälle von Qualitätsmängeln oder der Verkauf von nicht zugelassenen Produkten.

Die Verstöße waren meist kein kurzer Fehltritt, im Mittel dauerten sie je nach Firma zwischen 4 und 11 Jahre an. Einzige Ausnahme war Perrigo, die nur einen Verstoß zu verzeichnen hatte, der sich über ein Jahr erstreckte.

Nur bei vier Firmen machten die Bußen mehr als 1% des Umsatzes aus, Spitzenreiter mit 2,05% war Schering-Plough.[3]Angesichts von wiederholten Verstößen gegen gesetzliche Regeln drängt sich der Verdacht auf, dass Strafen einfach eingepreist werden. Schon seit einiger Zeit gibt es in den USA deshalb die Forderung, die Bußen zu erhöhen und schwere Verstöße mit Haftstrafen für die verantwortlichen ManagerInnen zu belegen.  (JS)

Artikel aus Pharma-Brief 1/2021, S. 5

Bild Dollarscheine © vitpho/iStock

[1] Bei vier Firmen wurden im untersuchten Zeitraum keine Verstöße gefunden: Biogen Idec, Celgene, Gilead Sciences und Hospira.

[2] Arnold DG et al. (2020) Financial Penalties Imposed on Large Pharmaceutical Firms for Illegal Activities JAMA; 324, p 1995

[3] Inzwischen von Merck &Co aufgekauft.