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Jahresrückblick 2017

Drei große Jahresprojekte mit zahlreichen Aktivitäten prägten die Arbeit der BUKO Pharma-Kampagne im vergangenen Jahr. Gemeinsam mit unseren Netzwerk-Partnern und internationalen ExpertInnen entwickelten wir Strategien für eine bessere globale Gesundheit und leisteten zu unseren Themen eine hartnäckige Advocacy- und professionelle Presse-Arbeit.

Unser besonderes Augenmerk lag 2017 auf der weltweiten Zunahme von Antibiotika-Resistenzen. Wir machten uns mit unserer politischen Arbeit für tragfähige Handlungsalternativen stark und für strukturelle Veränderungen, die dazu beitragen können, Resistenzen zu vermeiden und die Forschung zu antibiotischen Wirkstoffen anzukurbeln. Im Januar 2017 luden wir GesundheitswissenschaftlerInnen und Fachleute aus Human- und Veterinärmedizin zu einer Konferenz nach Bielefeld ein, um gemeinsam wirksame Strategien zu entwickeln. Unsere Broschüre „Wettlauf gegen die Zeit“ fasst die Diskussionsergebnisse der Tagung ansprechend und informativ zusammen.

Advocacy zum G-20 Gipfel

Ins­besondere im Vorfeld des G-20-Gipfels führten wir zahlreiche Gespräche mit politischen EntscheidungsträgerInnen und vielen anderen Akteuren – so etwa beim Runden Tisch Gesundheit von BMZ / BMBF im Januar in Bonn. Wir zeigten gefährliche Forschungs-Engpässe bei antibiotischen Wirkstoffen auf und trugen dazu bei, das Thema in Hamburg und anderswo auf die politische Tagesordnung zu bringen.

Finanzspritze für die Antibiotika-Forschung

Erfreulicher­wei­se sagte Bundes­ge­sund­­heits­minister Hermann Gröhe im September über 50 Millionen Euro für das Forschungsprojekt GARDP zu, einer von der WHO und der Drugs for Neglected Diseases (DNDi) initiierten Partnerschaft zur Antibiotika-Forschung.

Unser kritisch-konstruktiver Blick auf die deutsche Politik fand nicht zuletzt Eingang in einen Schattenbericht über Deutschlands Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen: Im Bericht „Großbaustelle Nachhaltigkeit - Deutschland und die globale Nachhaltigkeitsagenda 2017“ war unser Mitarbeiter Christian Wagner-Ahlfs Mitautor eines Kapitels zu Antibiotika-Re­sistenzen als globaler Herausforderung.

Bildungsarbeit zu Tuberkulose

Weiterhin stand die Armutskrankheit Tuberkulose im Fokus unserer Projektarbeit: Die neue Unterrichtsmap­pe „Da kriegste die Motten!“ wurde intensiv beworben und ist inzwischen in gut einem Dutzend Online-Portalen zum Globalen Lernen und Suchmaschinen für Lehrmaterialien aufzufinden. Die Mappe wurde an knapp 70 Mediotheken und Online-Portale sowie an rund 100 Lehrkräfte und MultiplikatorInnen entwicklungspolitischer Bildungsarbeit verschickt. Sie steht auf unserer Website zum kostenlosen Download bereit und wird dort durch Online-Angebote, Filmtipps, weiterführende Literatur und Exkursionsvorschläge sinnvoll ergänzt. Bei zahlreichen Fortbildungen und Fachtreffen haben wir unsere Materialien vorgestellt und bei fünf Unterrichtsbesuchen an weiterführenden Schulen und Berufsschulen eingesetzt.

Straßentheater

Nicht zuletzt führte unsere Theatergruppe Schluck&weg die Probleme bei der Tuberkulose-Bekämpfung eindrucksvoll vor Augen. Die Tournee erreichte mit 15 Auftritten an Schulen über 1.100 SchülerInnen. Zusätzlich sahen weit über 2.000 PassantInnen. die Vorführungen auf der Straße. Eine filmische Dokumentation des Theatertücks „Schiller und die Gesundheitsräuber“ ist online verfügbar und wurde auch auf der Jugendwebsite EineWeltblabla eingestellt.

Gerechte Lizenzen

Mit einem 2017 gestarteten Projekt zur sozial gerechten Patentverwertung tragen wir dazu bei, innovative Forschungs-Produkte im globalen Sü­den besser verfügbar machen. Gemeinsam mit einer Juristin entwickelten wir Vertragsbausteine, um al­ter­nativen Lizenzverträgen im Bereich der öffentlichen Forschung den Weg zu ebnen. Bei sechs öffentlichen Veranstaltungen an Universitäten und sechs Fachseminaren mit Lizenz-Verwertungsagenturen stellten wir gerechte Lizenzmodelle vor.

Nicht zuletzt haben wir zahlreiche Wis­senschaftlerInnen zu einer sozial gerechten Verwertung ihrer Forschungsergebnisse beraten.

Veranstaltungen und Vorträge

Die Pharma-Kampagne war bei rund 70 Veranstaltungen, Fachtreffen und Konferenzen im In- und Ausland vertreten, häufig mit Vorträgen, dezidierten Stellungnahmen oder auf dem Podium. Allein zehn Vorlesungen und Fachvorträge hielten wir an deut­schen Universitäten und auch bei vielen Veranstaltungen unserer Bündnispartner war unsere Expertise gefragt: So referierten wir beim 15jährigen Jubiläum des Aktionsbündnis gegen Aids, bei einer Veranstaltung von Brot für die Welt mit dem Titel „How will we achieve affordable medicines for all?“, bei einer Tagung der Plattform Globale Gesundheit oder auch bei einem Europatreffen der EU for Health Alliance. Weiterhin unterstützen wir das IPPNW-Studierendentreffen mit ei­nem Workshop zur Rolle der Pharma­industrie in der globalen Arzneimittelversorgung.

Pressearbeit

Im vergangenen Jahr publizierten wir zehn Pharma-Briefe und erreich­ten mit unserer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ein beachtliches Medienecho. Über unsere Themen und Aktivitäten berichteten u.a. Arte, Frontal 21, Report Mainz, Monitor, verschiedene ARD-Radiosendungen sowie der Deutsch­landfunk, aber auch die Zeit, der Evangelische Pressedienst, die Wirtschaftswoche sowie die Zeitschriften Gesundheitswesen und Dr. med Mabuse. Wir standen bei 62 Anfragen von JournalistInnen Rede und Antwort – lieferten stichhaltige Informationen, führten Interviews und Hintergrund­gespräche oder vermittelten Kontakte zu ExpertInnen im In- und Ausland. Und auch über soziale Medien haben wir unsere Themen intensiv kommuniziert: Wir verfassten 191 Einträge bei Facebook und verschickten 251 Tweets zu aktuellen politischen Entwicklungen. Dabei standen vor allem unsere Schwerpunktthemen Tuberkulose und Antibiotika-Resistenzen, aber auch die Beeinflussung der WHO durch die Gates-Stiftung im Fokus.

Neue Website geht an den Start

Auf unserer Website stellten wir 61 aktuelle Meldungen bereit und wollen unser Online-Informationsangebot künftig noch weiter ausbauen. Im Herbst haben wir deshalb mit einem Relaunch unserer Website begonnen: Unser Internetauftritt soll nutzerInnen-freundlicher werden, unsere Arbeitsschwerpunkte übersichtlicher präsentieren und auch kompatibel für Smartphones sein. Die neue Homepage geht demnächst an den Start.

Wir bedanken uns bei allen, die unsere Arbeit durch ihre Spende, ihre fachliche Unterstützung oder auch durch ihr freiwilliges Engagement unterstützt haben. (CJ)

 

Artikel aus dem Pharma-Brief 2/2018, S. 6
Bild © Tim Rohlfs