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2024-artikel

Armutskrankheit wird häufiger und Impfstoffe fehlen

Schlechte hygienische Bedingungen durch fehlende Kanalisation oder verunreinigtes Trinkwasser sind wesentliche Treiber dieser vermeidbaren Krankheit. Kriege, Flucht und Naturkatastrophen geben der Cholera Aufwind. Gleich­zeitig werden die Impfstoffe extrem knapp.

Die Weltgesundheitsorganisation meldete mit Ausbrüchen in 30 Ländern für 2023 eine Rekordzahl an Choleraerkrankungen: Über 708.200 Fälle und 4.300 Tote.[1] Damit werden die bereits hohen Zahlen von 2022 um 50% überschritten, die Todesfälle nahmen sogar um 83% zu.[2] Die aktuellen Werte sind wegen noch unvollständiger Daten wahrscheinlich eine Unterschätzung.

Besonders betroffen war letztes Jahr Malawi mit 1.771 Toten. Wesentlicher Grund für das rasante Ansteigen der Ansteckungen waren dort schwere Überschwemmungen durch zwei Tropenstürme. Das macht wieder einmal deutlich, dass die Folgen des Klimawandels bereits jetzt verheerend sein können.

Haiti folgte mit 1.172 Opfern. Hier sind die soziale und politische Dauerkrise bei krasser Armut und fehlender Zugang zu sauberem Trinkwasser und hygienischen Latrinen das Hauptproblem. Choleraausbrüche gehören in dem Karibikstaat leider zum Alltag.

Generell ist der afrikanische Kontinent stark betroffen, aber viele Cholerafälle gibt es auch in Syrien und Afghanistan. Neue Ansteckungsherde gab es im Sudan wegen der durch den Bürgerkrieg desolaten Verhältnisse.

Ein Blick zurück

Einst waren auch in Deutschland Cholera-Ausbrüche gefürchtet, den letzten gab es 1892 in Hamburg mit 8.605 Toten. Ungefiltertes Trinkwasser aus der Elbe und katastrophale Wohnbedingungen für die Arbeiter*innen waren Treiber der Epidemie. Damals war der Krankheitserreger identifiziert und die Übertragungswege bereits bekannt. In der Hansestadt wurden entschiedene Maßnahmen eingeleitet, die eine Wiederholung eines Massenausbruchs der Cholera unmöglich machten.[3] Sichere Trinkwasserversorgung und Kanalisation wurde in ganz Deutschland in den folgenden Jahren ausgebaut. Leider kann man das im globalen Maßstab auch 130 Jahre später noch nicht sagen.

Leere Impfstofflager

Zur Eindämmung von Choleraausbrüchen spielen Impfungen eine wichtige Rolle. Doch wegen des großen Bedarfs musste die WHO ihren sich schnell leerenden Notfallvorrat rationieren. Seit Oktober 2022 wurden nur noch eine Dosis statt zwei Dosen pro Kopf in die betroffenen Länder geschickt. Die Situation hat sich seither noch verschärft. Von Januar 2023 bis Januar 2024 konnte die WHO nur 38 Mio. Impfdosen ausliefern, der Bedarf der betroffenen Staaten lag mit 76 Millionen Impfdosen doppelt so hoch. Aktuell ist der Notfallvorrat komplett leer.[4] Eine schnelle Besserung ist nicht in Sicht.

Nachdem Sanofi letztes Jahr aus der Produktion ausgestiegen ist,[5] gibt es nur noch zwei Hersteller, die durch die WHO qualitätsgesicherte Cholera-Impfstoffe liefern. Einer der beiden Impfstoffe wurde von dem gemeinnützigen International Vaccine Institute (IVI) in Südkorea entwickelt und wird von einem kommerziellen Hersteller (EuBiologics Co.) produziert.[6] Das IVI hat im vergangenen Jahr eine Lizenzvereinbarung mit der südafrikanischen Firma Biovac geschlossen, jene hofft, dieses Jahr die ersten Chargen für klinische Studien herzustellen. Die Anlaufphase wird von zwei privaten Stiftungen unterstützt.[7]

So wichtig die Behandlung des Flüssigkeitsverlusts der Erkrankten ist (siehe Kasten) und Impfungen zur Unterbrechung der Ansteckungsketten sind, es bleibt dabei: Bekämpfung der Armut, sauberes Trinkwasser, hygienische Toiletten und Maßnahmen zum Schutz vor den Folgen des Klimawandels – und natürlich seine Begrenzung – sind Schlüssel für die Eliminierung der Cholera.  (JS)

Artikel aus dem Pharma-Brief 1/2024, S. 1
Bild Trinkwasser © Riccardo Lennart Niels Mayer/iStock

 

[1] WHO (2024) Multi-country outbreak of cholera. External Situation Report n. 12, published 12 February https://www.who.int/publications/m/item/multi-country-outbreak-of-cholera--external-situation-report--11---12-february-2024 

[2] WHO (2023)Weekly Epidemiological Record; 98, No. 38, p 431

[3] NDR (2022) Als die Cholera-Epidemie in Hamburg wütete. www.ndr.de/geschichte/schauplaetze/Als-die-Cholera-Epidemie-in-Hamburg-wuetete,choleraepidemie100.html [Zugriff 11.2.2024]

[4] UNICEF (2024) 2024 Cholera Emergency Stockpile. 5 Feb. www.unicef.org/supply/media/20626/file/EmergencyStockpileAvailabilityReportOCV05022024.pdf [Zugriff 11.2.2024]

[5] Pharma-Brief (2022) Cholera: zu wenig Impfstoff. Nr. 9, S. 8

[6] IVI (2023) IVI hosts a Cholera Vaccine Research Day on the 10th anniversary of the creation of the oral cholera vaccine global stockpile https://www.ivi.int/ivi-hosts-a-cholera-vaccine-research-day-on-the-10th-anniversary-of-the-creation-of-the-oral-cholera-vaccine-global-stockpile [Zugriff 11.2.2024]

[7] WIPO (2023) Technology Transfer and Voluntary Licensing to Address the Global Cholera Vaccine Shortage and Africa’s Vaccine Production Goals. https://www.wipo.int/policy/en/news/global_health/2023/news_0006.html [Zugriff 11.2.2024]

 


Wie Arzneimittel nachhaltiger werden können

Arzneimittel sind notwendig, können aber Klima und Umwelt schädigen: bei der Herstellung, Behandlung und Entsorgung. Geht das nicht besser? Darüber haben wir mit Dorothea Baltruks vom Centre for Planetary Health Policy gesprochen.

Wie entstehen durch Arzneimittel Treibhausgase?

Im Prinzip entstehen Emissionen und andere Umweltschäden entlang der gesamten Lieferkette von Arzneimitteln: von der Entwicklung zur Produktion, dem Transport, der auch zwischen den mitunter recht komplexen Produktionsschritten stattfindet, bis zur Anwendung und Entsorgung.

Häufig haben wir keine transparenten Daten, wo genau welche Emissionen entstehen. Die pharmazeutischen Unternehmen haben sie, doch was sie veröffentlichen, ist sehr unterschiedlich. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass Arzneimittel in etwa 20 Prozent der Emissionen des Gesundheitswesens ausmachen, also schon einen deutlichen Teil.

Welche Rolle spielen Arzneimittel­rück­stände im Wasser für die Gesundheit von Menschen und Ökosystemen?

Da müsste man zwischen Deutschland und der EU und anderen wichtigen Produktionsländern wie China und Indien unterscheiden. In Deutschland ist das recht gut reguliert: Man kann davon aus­gehen, dass bei der Produktion keine Arzneimittelrückstände entstehen, die für die Gesundheit direkt schädlich sind. Dennoch haben wir recht hohe Konzentrationen von Arzneimittelrückständen im Wasser, die sich zum Teil in Ökosystemen und Nahrungsketten anreichern. Teilweise ist noch nicht gut erforscht, welche langfristigen Auswirkungen das genau hat.

Anders verhält es sich in den Produktionsländern, wo vor allem viele Generika auch für den deutschen Markt hergestellt werden. Da sind die Umweltstandards mitunter deutlich geringer beziehungsweise ihre Durchsetzung ist schwerer nachzuvollziehen. Berichten zufolge gelangen Chemikalien aus der Arzneimittelproduktion in diesen Ländern zum Teil fast ungefiltert in die Flüsse und schaden den Menschen dort sehr direkt. Dazu gibt es noch sehr viel weniger transparente Zahlen.

Woran liegt das?

In der EU haben wir eine relativ gute Regulierung. Trotzdem werden im Arzneimittel-Bereich Aspekte wie Emissionen oder Umweltschäden noch nicht ausreichend berücksichtigt. Da besteht großer Nachbesserungsbedarf.

Auf der globalen Ebene ist es noch viel schwieriger. Eigentlich bräuchte es dort aber Vereinbarungen. Denn gerade für Produktionsländer im Globalen Süden ist es schwer, Umweltstandards einzuführen, die den Standort für Firmen unattraktiv machen. Deshalb wäre es sinnvoll, für die Chemikalien einen globalen Standard zu haben.

In Deutschland gibt es seit 2006 für Humanarzneimittel die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP). Bislang hat sie aber kaum Auswirkungen auf die Zulassung. Durch die von der EU-Kommission im Frühjahr 2023 vorgeschlagene Pharma-Reform könnte sich das ändern.

Die Narkosegase Desfluran, Isofluran und Lachgas schaden dem Klima mehr als CO2. Was lässt sich dagegen tun?

Zur Klimaschädlichkeit der einzelnen Gase haben wir gute Evidenz. Desfluran sticht mit seiner 2.540-mal klimaschädlicheren Wirkung als CO2 besonders heraus. Einige Kliniken haben bereits Filteranlagen eingebaut oder planen dies. Mit ihnen können bis zu 50 Prozent der Narkosegase herausgefiltert werden. An erster Stelle muss dabei natürlich immer die medizinische Abwägung stehen, was für den Patienten richtig und wichtig ist.

Manchmal ist es aber möglich, klimafreundlichere Alternativen zu Desfluran zu finden beziehungsweise den Einsatz zu verringern. In England will man auf Desfluran noch in diesem Jahr verzichten, weil es da schon einige gute Alternativen gibt. Der wichtigste Hebel ist aber die Vermeidung von unnötigen Operationen. 

Die Deutsche Gesellschaft für Allgemein­medizin und Familienmedizin hat 2022 eine Leitlinie für eine klimabewusste Verordnung von inhalativen Arznei­mitteln herausgebracht. Was halten Sie davon?

Die ist sehr positiv zu bewerten. In der Richtlinie wird klar gesagt, bei welchen Patient*innen es Sinn ergeben kann, von Dosieraerosolen auf die weniger klimaschädlichen Pulverinhalatoren umzusteigen. Ärztinnen und Ärzte wünschen sich solche klaren Empfehlungen und Leitlinien von ihren Fachgesellschaften.

Auch die Hersteller haben eine Verantwortung. Wenn die Verwendung einer Alternative nicht möglich ist, könnte man zum Beispiel prüfen, ob bei den Inhalatoren nicht trotzdem weniger klimaschädliche Techniken verwendet werden könnten. Ich glaube, da gibt es noch viel Potenzial für Innovationen.

In Ländern wie England, Norwegen und den USA gelten Klima- und Umweltkriterien für Arzneimittel schon länger. Lassen sich diese Maßnahmen auf die EU und damit auf Deutschland übertragen?

Zum Teil schon. Natürlich haben diese Länder andere Strukturen. Trotzdem können wir uns viel abgucken. Ein Aspekt ist, dass wir für das Gesundheitssystem in Deutschland noch keine Klimaziele haben. Laut Klimaschutzgesetz soll das gesamte Land zwar 2045 klimaneutral sein, es gibt aber für den Gesundheitssektor bislang keinen Plan. Emissionen werden nicht systematisch erfasst und es gibt keine wegweisenden Zwischenziele. Großbritannien hat dagegen einen klaren Fahrplan, der etwa Berichts- und Emissionsreduktionspflichten von Herstellern vorsieht. Auch in den Niederlanden gibt es bereits eine Zusammenarbeit zwischen dem Gesundheits- und Wassersektor, um Arzneimittelrückstände im Wasser zu reduzieren.

Hierzulande könnte ein wichtiger Schritt der Klimapakt Gesundheit sein, den der Bundesgesundheitsminister Ende 2022 mit Organisationen des Gesundheitswesens, der Länder und Kommunen ins Leben rief. Das ist bislang nur eine Absichtserklärung ohne konkrete Maßnahmen in Bezug auf Arzneimittel oder Medizinprodukte, aber in diesem Gremium könnten solche Ziele erarbeitet und alle relevanten Akteure ins Boot geholt werden.

Wie lassen sich solche Maßnahmen umsetzen?

Es ist nicht immer leicht, geeignete Indikatoren zu entwickeln oder zu zeigen, wo klare Kausalitäten bestehen. Doch etwa auf EU-Ebene gibt es Entwicklungen wie den Lieferketten-Richtlinienentwurf mit strengeren Klima- und Umweltauflagen für Unternehmen, die Anlass zur Hoffnung geben. Potenzial besteht auch bei den Zielen, die sich viele Unternehmen selbst für Klima- und Umweltschutz gesetzt haben. Da muss man natürlich genau hinschauen, wie diese umgesetzt werden. Wenn einige Unternehmen mit gutem Beispiel vorangehen, kann das auf andere abfärben. Auch das Bewusstsein im Gesundheitswesen kann gestärkt werden. Das passiert auch teilweise schon. Im pharmazeutischen Bereich gibt es Initiativen wie die Pharmacists for Future, die sich zum Beispiel damit befassen, wie das Thema Nachhaltigkeit in die Aus- und Weiterbildung von Apotheker*innen aufgenommen werden kann.

Wie sehr helfen solche Maßnahmen dabei, Klima und Umwelt zu schützen?

Wir können die Krisen nicht mehr ganz aufhalten, aber jede Abschwächung ist wichtig. Inzwischen sind wir an einem Punkt angelangt, an dem viele im Gesundheitswesen die Wichtigkeit von Klima- und Umweltschutz erkannt haben und handeln möchten oder dies bereits tun. Ein Land wie Deutschland mit sehr hohen Pro-Kopf-Emissionen, das dadurch viele Umweltschäden auch in anderen Teilen der Welt mitverursacht, hat da eine ganz besondere Verantwortung. Es ist absurd, dass das Gesundheitssystem, das eigentlich dazu da ist, die Gesundheit zu fördern und zu erhalten, auf der anderen Seite solche Schäden anrichtet.

Vielen Dank für das Gespräch!

Artikel aus dem Pharma-Brief 1/2024, S. 3
Bild Himmel © Gabriele Maltinti/iStock
Foto von DorotheaBaltruks © Ben Mangelsdor


Das Interview führte Christina Mikalo. Es erschien zuerst in Gute Pillen – Schlechte Pillen.

 

 

 


Überflüssige Krebsmedikamente belasten Patient*innen und Kassen

Wissenschaftler*innen der Universität Utrecht haben Nutzen und Umsatz von Krebsmedikamenten unter die Lupe genommen.[1] Ihr Fazit ist ernüchternd: Neben wenigen echten Fortschritten gibt es viel Fragwürdiges. Für die Hersteller sind diese Produkte trotzdem profitabel.

Leitfrage der Untersuchung: Welchen Zusammenhang gibt es zwischen dem Zusatznutzen und dem Umsatz der Medikamente? Zwischen 1995 und 2020 wurden von der europäischen Arzneimittelbehörde EMA 156 Krebsmedikamente zugelassen, für 131 von ihnen gab es verwertbare Nutzenbewertungen,[2] die insgesamt 166 Indikationen abdeckten.[3] Es wurden Bewertungen aus Deutschland, Frankreich, Italien und den USA sowie der europäischen (ESMO) und der amerikanischen Krebsgesellschaft (ASCO) berücksichtigt. Nur bei 13% der Indikationen wurde ein erheblicher Zusatznutzen bescheinigt, bei 23% immerhin ein beträchtlicher und bei 22% ein geringer. Bei 41% gab es keinen oder einen unklaren Zusatznutzen.

Dabei gab es erhebliche Unterschiede zwischen normal zugelassenen Medikamenten, bei denen es nur in 36% der Fälle keinen Zusatznutzen gab, bei Zulassungen im beschleunigten Verfahren hingegen war das bei 56% der Fall. Das spiegelt die unklare Evidenzlage vor allem bei seltenen Krankheiten wider, die nicht selten ohne solide Daten frühzeitig auf den Markt geworfen werden.[4]

Für 109 Krebsmedikamente lagen Umsatzzahlen vor. Geht man von durchschnittlichen Forschungskosten (einschließlich Fehlschlagen) von 684 Mio. US$ aus, wurden diese im Median innerhalb von drei Jahren wieder eingespielt.

Spannend ist die Frage, ob die besseren Produkte auch höhere Umsätze erzielten. Das schien der Fall zu sein,[5] der Unterschied war aber nicht besonders gros (siehe Grafik). Paradoxerweise erzielten Medikamente, die gar keine Verbesserungen bringen, tendenziell sogar höhere Umsätze als solche mit einem geringen Zusatznutzen.

Das Resümee der Autor*innen: „Die zwischen 1995 und 2020 von der Europäischen Arzneimittelbehorde zugelassenen Krebsmedikamente erwirtschaften die Kosten für Forschung und Entwicklung ungeachtet ihres Zusatznutzens effektiv.“ In einem begleitenden Editorial wird auf den dringenden Handlungsbedarf hingewiesen, damit eine adäquate Versorgung auch künftig sichergestellt werden kann. Die Gesetzgebung müsse für die Füllung von Therapielücken sorgen. Die in der EU derzeit stattfindende Debatte über Ausweitung von Regeln, die die Hürden für Zulassungen senken, halten sie für einen Irrweg.[6]

Während in reichen Landern überflüssige Präparate die Kosten in die Höhe treiben und eine rationale Behandlung erschweren, sieht die Lage global gesehen noch viel dusterer aus. Nach Angaben der WHO decken nur 39% der Versorgungssysteme weltweit eine Grundversorgung bei Krebs ab.[7] Hohe Medikamentenpreise sind eine wichtige Ursache für diese Lücke.[8] (JS)

Artikel aus dem Pharma-Brief 2-3/2024, S. 4
Grafik Quelle Brinkhuis 2024

[1] Brinkhuis F et al. (2024) Added benefit and revenues of oncology drugs approved by the European Medicines Agency between 1995 and 2020: retrospective cohort study. BMJ; 384, p e077391 https://www.bmj.com/content/384/bmj-2023-077391 

[2] Die Bewertung durfte maximal 1,5 Jahre vor oder nach der Zulassung durchgeführt sein.

[3] Krebswirkstoffe haben öfters mehr als eine Indikation.

[4] Pharma-Brief (2022) Waisenmedikamente; Geschenkter Nutzen. Nr. 1, S. 1

[5] Da sowohl Umsatzdaten wie Bewertungen nur für 43 Medikamente vorlagen, waren die Unterschiede statistisch nicht signifikant.

[6] Brinkhuis F et al. (2024) High cost oncology drugs without proof of added benefit are burdening health systems. BMJ;384, p q511 http://dx.doi.org/10.1136/bmj.q511 

[7] WHO (2024) WHO global survey on the inclusion of cancer care in health-benefit packages. 

[8] Pharma-Brief (2022) Unbezahlbar krank. Spezial Nr. 1


Pharma-Kampagne Jahresrückblick 2023

“Leave no one behind” – niemanden zurücklassen, das ist das zentrale Motto einer gerechten Gesundheitsversorgung weltweit. Davon sind wir nicht nur durch zahlreiche Krisen, Kriege und Klimawandel, der zu Extremwetterereignissen führt, meilenweit entfernt. Allzu oft ist die ganz gewöhnliche Versorgung bereits kata­stro­phal schlecht. Das haben wir im vergangenen Jahr unter ganz verschiedenen Gesichtspunkten an die Öffentlichkeit gebracht. Einen kleinen Einblick in unsere Arbeit bieten wir hier. Einen ausführlichen Jahresbericht finden Sie in Kürze auf unserer Website.

Fachkonferenz mit Gästen aus Ghana, Peru und Südafrika

Im Frühjahr 2023 endete unser Projekt zu den Folgen der Pandemie, in dem wir die globale Gesundheitsversorgung in Corona-Zeiten auf den Prüfstand stellten. Im April reisten wir gemeinsam mit drei Gesundheitsexpert*innen aus dem Globalen Süden durch Nordrhein-Westfalen (NRW). Mit dabei waren der Professor für Gesundheitswissenschaften Dr. Kingsley Kwadwo Asare Pereko aus Ghana (links), Fabiola Torres, Wissenschaftsjournalistin und Gründerin der Organisation Salud con Lupa aus Peru (rechts) und die Geschäftsführerin des südafrikanischen News-Portals Health-e Bibi Aisha Wadvalla. In acht öffentlichen Veranstaltungen und sieben intensiven Austauschgesprächen wurden die durch Covid-19 verursachten Verwerfungen im Gesundheitssektor beleuchtet. Lösungsansätze wurden vorgestellt, um öffentliche Gesundheitssysteme zu stärken und besser gegen Krisen gewappnet zu sein. Krönender Abschluss des Projektes war die zweitägige Fachkonferenz „Pathways to better and fair health care” im Anschluss an die NRW-Rundreise. Am 28. und 29. April diskutierten wir mit fast 40 Teilnehmenden Perspektiven und Lösungsansätze für eine bessere globale Gesundheit.

Gesundheit von Frauen, Müttern und Kindern

Einen besonderen Fokus legten wir auf die Gesundheit von Frauen, Müttern und Kindern während und nach der Pandemie. Eine Fachbroschüre zum Thema mit dem Titel „Im Schatten der Pandemie“ wurde im Juli 2023 als Pharma-Brief Spezial veröffentlicht. Neben über 2.000 Abonnent*innen erreichte die Publikation Hochschulen, Universitäten, politische Entscheidungstragende sowie Institutionen aus Entwicklungszusammenarbeit und Public Health. Im Rahmen von Veranstaltungen und unserer Theatertournee wurden rund 700 Exemplare an Studierende, Schüler*innen und Lehrende sowie Interessierte in der allgemeinen Bevölkerung verteilt.

Straßentheater: Die Störche sind los

Auch unsere Theatergruppe „Schluck & weg“ machte sich für eine global gerechte Versorgung stark, die den Gesundheitsbedürfnissen von Frauen und Kindern mehr Beachtung schenkt. Wir freuten uns über insgesamt 2.245 Zuschauende, denen wir unsere Botschaft in einem kreativem Stück mit auf den Weg gaben: Schrecken auf Erden und Ärger im Paradies! Sherlock Holmes und Dr. Watson stehen vor einem Rätsel: Warum wollen die Störche keine Kinder mehr bringen und protestieren lautstark? Ohne Kinder gibt es keine Zukunft! Kommen die Detektive dem Rätsel auf die Spur und können die Gefahr abwenden?

Vernachlässigte Tropenkrankheiten

Anfang 2023 startete ein Projekt zu vernachlässigten Tropenkrankheiten, kurz NTDs (englisch: neglected tropical diseases). Auf ihrer Liste führt die Weltgesundheitsorganisation mittlerweile 21 NTDs, von denen insgesamt mehr als eine Milliarde Menschen betroffen sind. 2023 wurden bereits vier Vortragsveranstaltungen in Hessen, Berlin und Nordrhein-Westfalen durchgeführt, weitere Vorträge werden 2024 und 2025 folgen. Außerdem produzieren wir eine fünfteilige Podcast-Reihe mit spannenden Stimmen aus diversen Arbeitsfeldern: Forschung, Epidemiologie, Behandlungs- und Präventionsvorhaben. Jede Episode setzt sich schwerpunktmäßig mit einer anderen NTD auseinander. Ende 2023 haben wir in der ersten Episode einen Blick auf die Chagas-Krankheit geworfen.

Arzneimittel und Umwelt

Arzneimittel und ihre Umweltauswirkungen sind ein wichtiges Thema, mit dem wir uns seit Mitte des Jahres in einem neuen Projekt befassen. Arzneimittelrückstände sind in Gewässern sowie in Boden- und Grundwasserproben präsent. Konkret verfolgt das Projekt das Ziel, Berufsgruppen wie Apotheker*innen und Ärzt*innen, aber auch Entscheidungsträger*innen und kritische Verbraucher*innen über die weltweite Problematik von Arzneistoffen in der Umwelt zu informieren und den Zielgruppen Handlungsempfehlungen zu geben, die einen nachhaltigen und umweltschonenden Umgang mit Arzneimitteln fördern. Das folgenreiche Thema betrachten wir wie immer nicht nur regional, sondern auch aus einer globalen Perspektive!

Wir haben die zweite Jahreshälfte dazu genutzt, zu planen, zu recherchieren und Kontakte zu knüpfen. Gegen Ende des Jahres fand ein erstes Fachtreffen mit diversen Akteur*innen statt. Es gab einen fruchtbaren interdisziplinären Austausch, der wichtige Impulse für die Durchführung der geplanten Aktivitäten gab.

Vielseitige Präsenz

Des Weiteren luden wir 2023 zu drei weiteren Fachtreffen ins Welthaus Bielefeld ein, kamen im Rahmen von 12 Veranstaltungen an Universitäten und Hochschulen mit Studierenden ins Gespräch, richteten mit dem Memento Bündnis ein Fachgespräch und die Preisverleihung in Berlin aus und waren an diversen Infoveranstaltungen sowie Tagungen beteiligt. So waren wir zum Beispiel auf der Eine Welt Landeskonferenz in Münster zu Gast, in einer Anhörung im Wirtschaftsausschuss des Bundestages zum Thema „Pharmastandort Deutschland“ mit einem Input beteiligt und bei der MEZIS Tagung zum Thema Medikamentenengpässe auf dem Podium vertreten.

Wie gewohnt gab es wieder zehn Ausgaben vom Pharma-Brief, gesättigt mit aktuellen Informationen und politischen Hintergrundberichten. Wir beantworteten zudem zahlreiche Presseanfragen, gaben Interviews und Statements ab. Auch online nahmen wir kein Blatt vor den Mund! Zum Ende des Jahres 2023 folgten uns bei X/Twitter 952, auf Facebook 593 und Instagram über 200 Accounts. Auf X publizierten wir über 200 eigene Posts und reposteten 125 Beiträge. Auf Instagram stellten wir regelmäßig thematisch passende Meldungen in unsere Storys, machen auf anstehende Veranstaltungen aufmerksam, teilten Bilder vergangener Events und hielten alles in entsprechenden Highlights fest.

Wir danken allen, die unsere Arbeit 2023 möglich machten, Events mitveranstalteten, Beiträge teilten und auch weiterhin hinter unseren entwicklungspolitischen Botschaften stehen. (CK)

Artikel aus dem Pharma-Brief 1/2024, S. 6


Für die Versorgung von Covid-Erkrankten stellte die Bundesregierung Apotheken eine Million Packungen Paxlovid®[1] kostenlos zur Verfügung. Das Gesundheitsministerium hatte dafür vermutlich 650 Mio. Euro an Pfizer bezahlt.[2] Zwischenzeitlich fielen einige Apotheken mit Bestellungen von über 1.000 Packungen auf, obwohl sie in der Regel nur rund 5 bis 30 Packungen pro Jahr abgeben.

Es besteht der Verdacht, dass das Medikament illegal weiterverkauft wurde. Das Bundesministerium für Gesundheit stellte Strafanzeigen. Die Ermittlungsverfahren laufen überwiegend noch. Der mögliche Schaden wird allein für Berlin auf rund drei Mio. Euro geschätzt. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. (ABDA) geht davon aus, dass Straftaten in nur wenigen Einzelfällen vorgekommen seien.[3] Ob dies zutrifft, werden die bundesweiten Ermittlungsverfahren zeigen, an denen mehr als 25 Staatsanwaltschaften beteiligt sind. Die Ermittlungen zum illegalen Weiterverkauf gestalten sich jedoch schwierig, da Apotheken aufgrund mangelnder Dokumentationspflichten behaupten können, die Medikamente nach Überschreiten des Haltbarkeitsdatums entsorgt zu haben.  (SJ)

Artikel aus dem Pharma-Brief 1/2024, S. 4

[1] Kombination der Proteasehemmer Nirmatrelvir und Ritonavir

[2] Grill M (2024) Bundesweit Ermittlungsverfahren gegen Apotheker www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/apotheken-medikamente-paxlovid-100.html [Zugriff 26.01.2024]

[3] ABDA (2024) Corona-Medikament: Statement der ABDA www.abda.de [Zugriff 26.01.2024]


Deutsche Impfstoffproduktion in Ruanda

Das Pharmaunternehmen Biontech hat die erste Produktionsstätte für mRNA-Impfstoffe in Ruanda eröffnet. Das Ziel bestehe darin, die Diversifizierung der Impfstoffproduktion auf dem afrikanischen Kontinent zu unterstützen. Die Nachhaltigkeit dieses Vorhabens durch ein milliardenschweres Unternehmen, das sich während der Corona-Pandemie nicht gerade für eine gerechte Impfstoffverteilung eingesetzt hat, bleibt zweifelhaft (wir berichteten).[1] 

Das Pharmaunternehmen Biontech expandiert die Impfstoffproduktion nach Ruanda, Senegal und Südafrika. Damit will das Unternehmen nach eigenen Angaben  das Ziel der Afrikanischen Union unterstützen, bis zum Jahr 2040 60% des Impfstoffbedarfs des afrikanischen Kontinents selbst zu produzieren.[2] Am 18.12.2023 wurde die erste Produktionsstätte in Kigali eröffnet.[3] Die sogenannten „BioNTainer“ bestehen aus sechs Schiffscontainern, die eine modulare Einheit bilden. Sie wurden als schlüsselfertige Fabrik in die Sonderwirtschaftszone Ruandas eingeflogen. Die Kapazität beträgt 50 Millionen Dosen eines mRNA-Impfstoffs, der nach dem Produktionsverfahren des Covid-Impfstoffes hergestellt wird – perspektivisch sollen dort auch Impfstoffe gegen Malaria und Tuberkulose produziert werden, die sich bei Biontech in der Entwicklung befinden.[4] Zwar hat die Firma die Produktionsanlage in Kigali nach eigenen Angaben selbst finanziert,[5] das gesamte Vorhaben wird aber durch öffentliche Gelder, genauer dem Global Gateway der EU, unterstützt. Der Global Gateway strebt bis 2027 an, mit 1,2 Milliarden Euro die Impfstoffproduktion in fünf afrikanischen Ländern anzukurbeln – 550 Millionen Euro davon werden durch Deutschland aufgebracht.[6][7] 

Mit Blick auf die Covid-19 Pandemie ist es fraglich, wie großzügig und nachhaltig das Vorhaben wirklich ist, denn während der Pandemie hat Biontech nicht gerade zu einer gerechten Impfstoffverteilung beigetragen und weigert sich bis heute vehement Patente freizugeben. Die Bundesregierung verteidigte bei WHO und WTO den Patentschutz und setzte stattdessen auf bilaterale Kooperationen mit der Industrie, nachweislich unter Lobbyeinfluss diverser Firmen. Die Bundesregierung lehnte den Patent-Waiver bei der WTO ab und sorgte für die erhebliche Verzögerung und die Verwässerung des Beschlusses bis zur Unkenntlichkeit (wir berichteten).[8] 

Den mRNA-Hub, der während der Pandemie von der WHO in Südafrika gegründet wurde und zum Ziel hat, das Potenzial der mRNA-Plattformtechnologie auch für den Globalen Süden verfügbar zu machen, sabotierte Biontech sogar aktiv. Sie spannte dafür die kENUP Foundation ein, die Lobbyarbeit in Südafrika machte und in einem Gutachten forderte, dass der WHO-Hub seine Aktivitäten einstellen sollte, weil er angeblich geistige Eigentumsrechte verletze.[9][10] 

Umso fragwürdiger war die Anwesenheit deutscher Politiker*innen bei der Firmen­eröffnung in Ruanda. Mit der Botschaft „Endlich Zugang zu Arzneimitteln auch für den globalen Süden“ machte die Politik diese prominent. Außenministerin Annalena Baerbock war vor Ort und betonte die Lehren der Covid-19 Pandemie und „wie nachteilig sich unfaire Verhältnisse auswirken können“.[7] Bärbel Kofler, parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, bezeichnete die Fabrik als „entwicklungspolitischen Meilenstein“.[3]

Was dabei übersehen wird: Geistiges Eigentum sowie die Kontrolle über die Produktion und Preise liegen bei der Firma Biontech. Unklar ist auch der genaue Produktionsbeginn, bekannt ist lediglich, dass 2025 erste Testchargen zur Prozessvalidierung produziert werden sollen.[5] Ob und wann die besagten Impfstoffe gegen Malaria und Tuberkulose zugelassen werden, steht in den Sternen.

Ayoade Alakija, die während Pandemie Sonderbeauftragte der WHO für den “Access to COVID-19 Tools Accelerator” war, kritisiert die „BioNTainer“ als “cut-and-paste model” und betont, dass durch das Vorhaben BioNTechs die Unabhängigkeit afrikanischer Länder keineswegs gefördert werde. Sie sagte, dass in der Vergangenheit Afrika bereits über eine lokale Impfstoffproduktion verfügte, Korruption und Ineffizienz hätten zur Abhängigkeit vom Globalen Norden geführt. Wichtig sei für Afrika gute Regierungsführung und selbst aktive Geopolitik zu betreiben. Afrika brauche eine Pharmaproduktion, die alle Herstellungsstufen umfasst. „Wir brauchen keine Beschönigungen: Diskutiert werden sollte nicht die Infantilisierung Afrikas, sondern seine Dekolonisierung.“[2]  (EF)

Artikel aus dem Pharma-Brief 2-3/2024, S. 1
Bild Ruanda © Wysiati/istock

[1] Pharma-Brief (2022) WTO Patent-Waiver: Außer Spesen nichts gewesen. Nr. 5-6, S. 3

[2] Shankar Balakrishnan V (2023) BioNTech Highlights African Vaccine Partnerships – But is Challenged to Ensure Real Tech Transfer. Health Policy Watch, 18 Nov https://healthpolicy-watch.news/biontech-highlights-african-partnerships [Zugriff: 4.3.2024] 

[3] BMZ (2023) Erste kommerzielle mRNA-Impfstoffproduktion Afrikas geht in Ruanda an den Start. Pressemitteilung 18.12. www.bmz.de/de/aktuelles/aktuelle-meldungen/erste-kommerzielle-mrna-impfstoffproduktion-afrikas-startet-195992 

[4] Ärzteblatt (2023) Erste Biontech-Container für Impfstoffproduktion in Ruanda. 13.3. www.aerzteblatt.de/nachrichten/141656/Erste-Biontech-Container-fuer-Impfstoffproduktion-in-Ruanda [Zugriff: 4.3.2024]

[5] Biontech (2023) BioNTech erreicht Meilenstein in der Errichtung einer Produktionsstätte für mRNA-basierte Impfstoffe in Ruanda. Pressemitteilung 18.12.23 https://investors.biontech.de/de/news-releases/news-release-details/biontech-erreicht-meilenstein-der-errichtung-einer-0  [Zugriff: 4.3.2024]

[6] Ärzteblatt (2023) Baerbock sichert Afrika Unterstützung im Kampf gegen Krankheiten zu. 18.12. www.aerzteblatt.de/nachrichten/148112/Baerbock-sichert-Afrika-Unterstuetzung-im-Kampf-gegen-Krankheiten-zu [Zugriff: 4.3.2024]

[7] Auswärtiges Amt (2023) Rede von Außenministerin Baerbock bei der Eröffnung der BioNTech-Produktionsstätte in Ruanda. Rede vom 20.12. www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/-/2636600 

[8] BUKO Pharma-Kampagne (2024) Covid-19 Entwicklungen Teil 2 https://bukopharma.de/de/covid-19/750-rueckblick-und-zukunft-covid-teil2 

[9] Davies M (2022) Covid-19: WHO efforts to bring vaccine manufacturing to Africa are undermined by the drug industry, documents show. BMJ; 376, p o304, https://doi.org/10.1136/bmj.o304 

[10] Pharma-Brief (2022) Tödliches Spiel auf Zeit. Nr. 2, S. 4

 


Eine unverblindete nicht randomisierte Studie mit gerade einmal 36 Patient*innen in einem französischen Krankenhaus hatte den Hype um Hydroxychloroquin (HCQ) ausgelöst. Sie wurde am 16. März 2020 zunächst als YouTube Video veröffentlicht.[1] Präsident Macron besuchte das Hospital und US-Präsident Trump empfahl das Medikament.[2] In den USA gab es daraufhin am 28. März 2020 eine Notfallzulassung. Diese wurde aber nach zweieinhalb Monaten wieder zurückgezogen, als erste Ergebnisse einer seriösen Studie die Wirkungslosigkeit von HCQ belegten.[3] Weitere Studien zeigten bereits 2020, dass HCQ Herzrhythmusstörungen auslösen kann und die Sterblichkeit erhöht.[4]

Jetzt werteten Wissenschaftler*innen Kohortenstudien über den Einsatz von HCQ gegen Covid-19 aus und rechneten hoch, dass in den sechs untersuchten Ländern vermutlich rund 17.000 Menschen durch das Medikament zu Tode kamen.[4] (JS)

Artikel aus dem Pharma-Brief 1/2024, S. 5

[1] Pharma-Brief (2020) Die Politisierung von Chloroquin. Nr. 8-9, S: 8

[2] Duboust O (2024) Hydroxychloroquine use during COVID pandemic may have induced 17,000 deaths, new study finds. Euronews 5 Jan www.euronews.com/health/2024/01/05/hydroxychloroquine-use-during-covid-pandemic-may-have-induced-17000-deaths-new-study-finds [Zugriff 14.2.2024]

[3] Saag MS (2020) Misguided use of hydroxychloroquine for Covid-19. JAMA http://doi.org/10.1001/jama.2020.22389

[4] Pradelle et al (2024) Deaths induced by compassionate use of hydroxychloroquine during the first COVID-19 wave. Biomedicine &Pharmacotherapy. https://doi.org/10.1016/j.biopha.2023.116055


Unser neues Projekt

Arzneimittel und ihre Umweltauswirkungen sind ein komplexes und zunehmend drängendes Thema, denn Arzneimittelrückstände sind mittlerweile weltweit stark verbreitet und in Gewässern und Böden präsent.[1] Unser im Juni 2023 neu gestartetes Projekt „Arzneimittel und Umwelt“ wird vom Umweltbundesamt und der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen gefördert. Konkret verfolgt es das Ziel, Apotheker*innen, Ärzt*innen, aber auch Entscheidungstragende und kritische Verbraucher*innen über die weltweite Problematik von Arzneistoffen in der Umwelt zu informieren und den Zielgruppen Handlungsempfehlungen zu geben, die einen nachhaltigen und umweltschonenden Umgang mit Arzneimitteln fördern. Das Thema ist dabei sowohl regional sehr bedeutend, als auch global wichtig.