Auch wenn sich der Zugang zu antiretroviralen Medikamenten weltweit stark verbessert hat – Stigmatisierung, Kriminalisierung und auch hohe Medikamentenpreise schließen immer noch viele Menschen von Prävention, Diagnose und Behandlung aus. Eine neue Broschüre von BUKO Pharma-Kampagne und Aktionsbündnis gegen Aids (AgA) analysiert den Status Quo der globalen Bemühungen gegen HIV/Aids und beleuchtet diese Probleme.
Download: Pharma-Brief Spezial 1/2019 HIB/Aids global [PDF]
Die Broschüre kann auch für 5,- € bestellt werden. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Projekt „HIV – bekämpft, aber nicht besiegt“
Die BUKO Pharma-Kampagne setzt sich bereits seit ihrer Anfangszeit eng mit dem Themenfeld HIV und Aids auseinander. „HIV – bekämpft, aber nicht besiegt“ ist das jüngste in einer Reihe von Projekten dazu. Der Startschuss fiel im April 2019 mit einer Umfrage bei international tätigen NGOs. Zudem fanden 2019 zwei Fachtreffen in Bielefeld und 2020 eine Vielzahl an Austauschen mit ExpertInnen über Videokonferenzen statt.
Der daraus entstandene Online-Kurs ergänzt das umfangreiche E-Learning-Angebot der Pharma-Kampagne. Freier Zugang ist hier möglich. Das Tool wurde im Vorfeld auf die Anfang Juli stattfindenden Fachkonferenzen AIDS 2020 und HIV2020 veröffentlicht.
Vielseitiger Online-Kurs
Das Tool nimmt vor allem für das Ende von HIV wichtige Schlüsselgruppen und Präventionsarbeit in den Fokus. Er richtet sich an Personen, die im globalen Süden in Gesundheitsprojekten tätig sind oder in Deutschland zuständig für deren Konzeption und Management. Auch die politische Arbeit zu Gesundheitsthemen wird aufgegriffen und die Finanzierenden von entsprechenden Vorhaben angesprochen. Ebenso können Aidshilfen in Deutschland davon profitieren und natürlich alle, die sich für die Probleme der Bekämpfung von HIV interessieren.
Der Kurs umfasst sechs Module mit Unterkapiteln. Jeder Abschnitt wird mit einem Erklärvideo eingeleitet. Neben den medizinischen Grundlagen (Infektionsverlauf, Diagnose & Behandlung) werden vor allem die Formen und Auswirkungen von Stigma, Diskriminierung und Kriminalisierung verdeutlicht. Ein Schwerpunkt liegt zudem auf den verschiedenen Ebenen und Instrumenten der Präventionsarbeit. Länder- und Projektstudien aus dem globalen Süden bringen in allen Kapiteln positive und negative Ansätze und Dynamiken näher. Praktische Hilfestellungen für die Zielgruppen runden den Kurs ab. TeilnehmerInnen können ein Zertifikat erhalten, wenn sie sich anmelden und erfolgreich Testfragen beantworten.
Die BUKO Pharma-Kampagne ist Gründungsmitglied des Aktionsbündnis gegen AIDS (AgA). Sie leitet in dem deutschen Netzwerk aus rund 300 Gruppen und Organisationen den Fachkreis Pharma.
Gemeinsam mit dem AgA veröffentlichte die Pharma-Kampagne 2019 den Pharma Brief Spezial „HIV/Aids global – was zu tun bleibt“, er ist hier abrufbar. Weitere Artikel zum Thema HIV und Aids finden Sie auch im Pharma-Brief 1/2019 (S. 3-4) und 2/2019 (S. 3-4).
Wenige Themen globaler Gesundheit haben derart viele Menschen und Ressourcen mobilisiert, wie der Kampf gegen HIV und Aids. Jedoch sterben weiterhin jährlich etwa 770.000 Menschen an der Infektionskrankheit.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betont, dass eine der größten Herausforderungen in dem Feld quasi unverändert geblieben ist: HIV betrifft nach wie vor überdurchschnittlich häufig Menschen, die marginalisiert und zugleich von den globalen Bemühungen nur ungenügend erreicht werden. Zu diesen Schlüsselgruppen gehören etwa Menschen in der Sexarbeit und Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Stigma, Diskriminierung und Kriminalisierung behindern oft Prävention und Behandlung.
Neue und alte Probleme
Bereits vor dem Ausbruch von COVID-19 grassierte die Sorge vor einem „Rollback“ in der HIV-Arbeit. Die ersten Anzeichen eines solchen Rückschritts zeigen sich in schwindender Finanzierung für HIV-Projekte. Aber auch das Erstarken von Nationalismus und Populismus vielerorts wirkt sich negativ aus, etwa durch die gezielte Ausgrenzung bestimmter Bevölkerungsgruppen und erhöhtem Druck auf zivilgesellschaftliches Engagement. Zugleich werden Projekte zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit torpediert, vor allem auf Druck der USA.
Mit der Verbreitung des neuen Coronavirus ist die Notwendigkeit, HIV-Arbeit wieder zu stärken, nur noch dringlicher geworden. Fragmentierte Lieferketten und vermehrte Stock-Outs bei Medikamenten und Kondomen, überlastete Gesundheitssysteme, verstärkte staatliche Repression und verstärkte Armut sind nur einige Facetten des Shutdowns.