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Pressemitteilung der BUKO Pharma-Kampagne, 04.02.2021

Die Covid-19-Pandemie zeigt tagtäglich, wie ungleich der Zugang zu medizinischer Versorgung weltweit ist. Doch auch abseits der aktuellen Schlagzeilen gibt es dramatische Versorgungslücken, etwa bei Krebs. Anlässlich des Weltkrebstages am vierten Februar beleuchten wir die aktuelle Lage und fordern politische EntscheidungsträgerInnen auf, den Zugang zu unentbehrlichen Krebsmedikamenten zu verbessern.

Krebskrankes Kind von BillBranson

Sowohl bei der Prävention, als auch bei Diagnostik, Behandlung und in der Palliativmedizin klaffen riesige Lücken. „Eine universelle Gesundheitsversorgung, wie sie die Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) anstreben, bleibt so reines Wunschdenken.“, bilanziert Max Klein von der BUKO Pharma-Kampagne. „Die hohen Behandlungskosten bei Krebs sind in Deutschland ein vieldiskutiertes Thema. Wie katastrophal die Situation von Menschen mit Krebs in ärmeren Weltregionen ist, wird dabei jedoch weitgehend ignoriert.“ Kinder mit Krebs haben in ärmeren Ländern z.B. kaum eine Chance, erwachsen zu werden – 70% sind bereits fünf Jahre nach der Diagnose tot. In Ländern mit hohem Einkommen überleben 80% der kleinen PatientInnen.[1]

Besonders schlecht ist die Versorgungslage bei Krebs in vielen Ländern Afrikas aber auch Teilen Asiens. Die Ursachen sind vielschichtig: Weniger medizinische Versorgungseinrichtungen mit schlechterer Ausstattung, Fachkräftemangel (auch durch „brain drain“ in reichere Länder) oder steigender Tabakkonsum. Eine wesentliche Rolle spielen zudem die Behandlungskosten, die meist aus eigener Tasche gezahlt werden müssen. Das führt in vielen Fällen zu später Diagnose und zu Therapieabbrüchen – häufig unterbleibt eine Behandlung wegen der prohibitiven Kosten ganz. Die Preisspirale im Krebsbereich treibt Betroffene und deren Familie in die Armut und belastet die staatlichen Versorgungssysteme enorm.

„In Lateinamerika nehmen Verschreibungen und Ausgaben für neue Krebsmedikamente rasant zu“, konstatiert Carlos Durán, der seit Langem zu dem Thema forscht – momentan an der Universität Gent (Belgien). Dabei stehen die Kosten oft in keinem Verhältnis zum Nutzen der Präparate, sagt er: „In den letzten Jahren wurden aus der wissenschaftlichen Community vielfach Sorgen geäußert, was den Mangel an belastbarer Evidenz bei einigen der neu zugelassenen teuren Krebsmedikamente angeht.“

Doch ganz gleich wie gering der Zusatznutzen eines neuen Medikaments ausfallen mag, die Anbieter nutzen alle Mittel, um die Preise hoch zu halten: „Die pharmazeutische Industrie versucht unentwegt, mögliche neue Konkurrenten aus den Märkten zu verdrängen.“, so Durán. Auf Kolumbien wurde beispielsweise mehrfach massiver diplomatischer Druck ausgeübt, auch aus Europa, um keine Zwangslizenzen gegen hochpreisige Krebsmedikamente zu verhängen. Ecuador, wo Durán rund zwei Jahre Vize-Gesundheitsminister war, bekam den Lobbydruck ebenfalls zu spüren, etwa als der Schweizer Hersteller Roche versuchte, ein deutlich günstigeres Nachahmerpräparat gegen Brustkrebs gerichtlich zu torpedieren.

Teure Präparate in begrenzter Anzahl zu spenden, ist bei vielen großen Herstellern populär. Das poliert das Image, ist aber keine langfristige Lösung. Die Schenkungsprogramme machen PatientInnen zudem abhängig vom Wohlwollen der Firmen. „Stattdessen sind nachhaltige Maßnahmen geboten“, so Max Klein von der Pharma-Kampagne: „Die WHO hat mittlerweile viele wichtige Krebsmedikamente als unverzichtbare Arzneimittel deklariert. Diese Präparate müssen für alle Menschen zugänglich sein, die sie brauchen. Auch Deutschland und die EU müssen dazu einen Beitrag leisten. Internationale Maßnahmen zur Versorgung mit bezahlbaren Medikamenten – wie der Patentpool bei der WHO – müssten unterstützt werden und der Technologietransfer für die Stärkung regionaler Produktion geleistet werden.“ 

Mit ihrem Projekt „Unbezahlbar krank? Krebserkrankungen im globalen Süden und das Gesundheitsziel einer universellen Versorgung“ will die BUKO Pharma-Kampagne dem Thema mehr öffentliche Aufmerksamkeit verschaffen und eine Debatte um geeignete Lösungen anstoßen. 

Kontakt:
Max Klein
Tel.: 0521 – 96879481
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BUKO Pharma-Kampagne
August-Bebel-Str. 62
33602 Bielefeld
Tel.: 0521 – 60 550

[1] C. G. Lam et al. (2019) Science and health for all children with cancer. https://science.sciencemag.org/content/363/6432/1182

 

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Bild Krebskrankes Kind © BillBranson