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Wiederkehrender Schrecken – limitierte Mittel

Der südindische Bundesstaat Kerala kämpft seit Ende August mit einem Ausbruch des Nipah-Virus (NiV). Es ist bereits das vierte Mal in fünf Jahren, dass dort die Krankheit eingedämmt werden muss. Teils wurden Märkte, Schulen und Büros geschlossen.

In den deutschen Medien wird seither vor allem diskutiert, welches pandemische Potenzial der Erreger besitzt. Tatsächlich zählt die WHO Infektionen mit Nipah zu den Erkrankungen, die eine besondere Bedeutung für zukünftige Gesundheitskrisen haben könnten.[1] Sie fehlt aber auf einer anderen WHO-Liste, nämlich die der vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTDs),[2] obwohl sie klassische NTD-Merkmale aufweist: Es handelt sich um eine Zoonose, die primär in tropischen Gebieten aufritt und es besteht eine klaffende Forschungslücke.

Von Tieren und Menschen

Das NiV wurde erstmals 1999 bei Schweinen und vor allem bei in der Tierzucht arbeitenden Menschen in Malaysia identifiziert.[3] Auf vielen der betroffenen Farmen wuchsen Obstbäume, die Flughunde anlockten. An deren Urin, Kot oder Speichel steckten sich die Nutztiere an, ehe sie selbst das Virus weitertrugen.[4] Über 100 Menschen starben. Auch in Singapur gab es Fälle und rund eine Million Schweine wurde gekeult. In den Jahren danach tauchten andere Stränge des Erregers bei separaten Ausbrüchen in Bangladesch und Indien auf,[5] wieder gab es Todesopfer. Allerdings erfolgte in diesen Fällen die Übertragung vermutlich anders, nämlich durch direkten Kontakt von Menschen mit kontaminierten Früchten oder frischem Saft.[6] Gerade wegen der Ballung von Ausbrüchen in jüngerer Zeit betont Rajib Ausraful Islam, Veterinärmediziner in Dhaka: „Jeder Ausbruch ist besorgniserregend. […] Jeder Ausbruch gibt dem Erreger eine Gelegenheit sich zu verändern.“[7] 

Klaffende Forschungslücke

Nach Ansteckung mit dem NiV können Verläufe von asymptomatisch bis tödlich variieren, häufig sind Anzeichen einer Atemwegserkrankung. Hervorzuheben ist die hohe Sterblichkeit, sie wird von der WHO mit 40-75% angegeben. Eine Ansteckung von Menschen untereinander ist zwar möglich, besonders bei der Pflege Erkrankter, aber seltener als z.B. bei Covid-19. Dies ist einer der Gründe, warum derzeit viele Expert*innen die Pandemiegefahr als eher gering ansehen. Auf der anderen Seite allerdings existieren bis heute keine zugelassenen Medikamente zur gezielten Therapie, lediglich Symptome können behandelt werden und auch ein Impfstoff fehlt. Die WHO hat 2019 ihre erste Roadmap für Forschung und Entwicklung zum NiV veröffentlicht,[8] aktuell laufen verschiedene klinische Studien, u.a. zu Antikörpern. Dessen ungeachtet trifft immer noch zu, was der in Toronto arbeitende Experte für Infektionskrankheiten Dr. Isaac Bogoch jüngst klarstellte: „So etwas würden wir eine vernachlässigte Tropenkrankheit nennen. […] Sie betrifft Teile der Welt mit geringeren Ressourcen. Und wenn man begrenzte Finanzierung hat und Forschungsgelder vor allem in reichen Ländern ausgegeben werden, hat sowas leider keine Priorität.“[9] (MK)

Dieser Artikel erscheint im Pharma-Brief 6-7/2023, S. 14

Bild Flughund © Utopia_88 iStock

[1] WHO (2023) Prioritizing diseases for research and development in emergency contexts. https://www.who.int/activities/prioritizing-diseases-for-research-and-development-in-emergency-contexts [Zugriff 21.9.2023]

[2] WHO (2023) Neglected tropical diseases. https://www.who.int/health-topics/neglected-tropical-diseases#tab=tab_1 [Zugriff 21.9.2023]

[3] Joshi J et al. (2023) Possible high risk of transmission of the Nipah virus in South and South East Asia: a review. Tropical Medicine and Health 51, p 44 https://doi.org/10.1186/s41182-023-00535-7 

[4] WOAH (2023) Nipah virus. www.woah.org/en/disease/nipah-virus/ [Zugriff 21.9.2023]

[5] Auch auf den Philippinen gab es 2014 einen Ausbruch.

[6] Pyritz L (2023) Nipah-Virus in Indien: Vorsichtige Einschätzung der Pandemierisiken. Deutschlandfunk, 20. Sept. www.deutschlandfunk.de/nipahvirus-in-indien-welches-risiko-birgt-die-zoonose-intbalkema-buschmann-dlf-bd3c9dec-100.html  [Zugriff 21.9.2023]

[7] Conroy G (2023) Nipah virus outbreak: what scientists know so far. Nature, 20 Sep www.nature.com/articles/d41586-023-02967-x  [Zugriff 21.9.2023]

[8] WHO (2019) Nipah Research and Development Roadmap. https://www.who.int/publications/m/item/nipah-research-and-development-(r-d)-roadmap [Zugriff 27.9.2023]

[9] Hogan S (2023) Nipah has sparked a health crisis in southern India. Here’s what we know about this deadly virus. CBC, 14 Sep www.cbc.ca/news/health/nipah-virus-shutdown-what-it-is-1.6967218  [Zugriff 21.9.2023]

 

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