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Ein Ende mit Schrecken?

Ein Konsens der Welthandelsorganisation (WTO) über die Aussetzung von Patenten in der Covid-19-Bekämpfung soll laut Presseberichten im März näher gerückt sein.[1] Geleakte Dokumente zeigten, dass offenbar ein Entwurf vorangetrieben wurde, der sich stark vom Text der ursprünglichen Waiver-Initiative im Oktober 2020 unterscheidet. Aktivist­Innen weltweit reagierten auf die Veröffentlichungen mit nachdrücklicher Ablehnung.[2] Kritisiert wurde besonders die Beschränkung auf Covid-Impfstoffe (also zum Beispiel keine Medikamente und Diagnostika) und der enge geographische Fokus. Der Entwurf ignoriert außerdem wichtige Aspekte geistigen Eigentums abseits von Patenten (etwa regulatorische Daten oder Copyright). Die geleakte Version habe „die größte Anziehungskraft für Menschen, die nichts vom WTO TRIPS-Abkommen verstehen und die sich nicht bewusst sind, wie gering der Nutzen und wie massiv die Nachteile sind, sowohl bezüglich der Relevanz für Covid-19, als auch als Präzedenzfall für andere Erkrankungen wie Krebs,“[2] so James Love von Knowledge Ecology International.

Unklar ist momentan, inwiefern das bekannt gewordene Papier überhaupt Konsens ist: Indien und Südafrika − angeblich beteiligt an dem Prozess – äußerten bislang öffentlich keine Unterstützung für das umstrittene Dokument. Um in Kraft treten zu können, muss der Vorschlag in der WTO aber von allen 164 Mitgliedsstaaten abgesegnet werden. Die deutsche Bundesregierung bekräftigte zuletzt wieder ihre Fundamentalopposition gegenüber jedweder Patentfreigabe im Kontext von Covid-19.[3] (MK)

Artikel aus dem Pharma-Brief 3/2022, S. 2

[1] Furlong A (2022) Compromise reached on COVID-19 vaccine intellectual property rights waiver. www.politico.eu/article/compromise-reached-on-covid-19-vaccine-intellectual-property-rights-waiver/ [Zugriff 4.4.2022]

[2] Zarocostas J (2022) Mixed response to COVID-19 intellectual property waiver. www.thelancet.com/action/showPdf?pii=S0140-6736%2822%2900610-9 [Zugriff 4.4.2022]

[3] Reuters (2022) Germany speaks out against COVID-19 vaccine patent waiver, www.reuters.com/world/europe/germany-speaks-out-against-covid-19-vaccine-patent-waiver-2022-03-28/ [Zugriff 4.4.2022]


Abwerbung von Pflegekräften aus dem globalen Süden

Die Corona-Pandemie hat den Pflegenotstand im deutschen Gesundheitssektor noch verschärft und die Abwerbung von Fachkräften aus dem weit entfernten Ausland forciert. Doch gerade in armen Ländern fehlt es häufig an Pflegepersonal. Die größten Lücken gibt es auf dem afrikanischen Kontinent, in Südostasien und in einigen Ländern Lateinamerikas.[1]

Um dem Pflegenotstand entgegenzuwirken, wirbt Deutschland seit Jahren gut ausgebildete Fachkräfte aus dem Ausland ab. Das Phänomen ist nicht neu.[2] Doch die „Gewinnung von Pflegefachkräften in weit entfernten Drittstaaten“ wurde 2021 massiv ausgeweitet und vom Bundesgesundheitsministerium gefördert.[3] Schon im Dezember 2019 hatte der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn die Deutsche Fachkräfteagentur für Gesundheits- und Pflegeberufe (DeFa) vorgestellt, die die Vermittlung beschleunigen sollte.[4] Mittlerweile gibt es etliche gut finanzierte Abwerbeprogramme, die sich auf zehn Länder konzentrieren: Bosnien-Herzegowina, Brasilien, die Dominikanische Republik, Indien, Indonesien, Kolumbien, Mexiko, Philippinen, Tunesien und Vietnam. Die Zahl ausländischer Pflegekräfte in Deutschland hat sich in wenigen Jahren verdoppelt. 2021 kam jede achte Pflegekraft aus dem Ausland. Das trägt nicht nur dazu bei, die Personalkosten niedrig zu halten, sondern hat auch verheerende Folgen für die Gesundheitssysteme in den Herkunftsländern, so eine Analyse der Rosa Luxemburg Stiftung zur „Internationalen Abwerbung von Pflegekräften durch die Bundesregierung“.[5]

Die WHO hat 2020 eine Liste von 47 Ländern veröffentlicht, aus denen wegen eklatanter Engpässe bei der Gesundheitsversorgung keine Pflegefachkräfte rekrutiert werden sollten. Auch Deutschland orientiert sich bei seiner Abwerbungspraxis an dieser sogenannten „Health Workforce and Safeguard List“. Doch die Liste lässt jeglichen Bezug zu den nachhaltigen Entwicklungszielen vermissen. Fünf der zehn Länder, aus denen Deutschland aktiv Personal abwirbt, können nicht einmal eine elementare Gesundheitsversorgung gewährleisten. Weniger als 4 ÄrztInnen, Pflegekräfte und Hebammen kommen hier auf 1.000 EinwohnerInnen (in Deutschland sind es 15). Die Rosa Luxemburg Stiftung fordert deshalb, alle Abwerbeaktivitäten aus der Dominikanischen Republik, Indien, Indonesien, Tunesien und Vietnam unverzüglich einzustellen.[5]

Stattdessen brauche es eine Strategie zur langfristigen Personalentwicklung im deutschen Gesundheitswesen. Auch die besonders zu schützenden Herkunftsländer sollten neu definiert werden. Außerdem gelte es, angeworbene Fachkräfte besser vor Knebelverträgen zu schützen, denn 90% der ausländischen Pflegekräfte werden privat vermittelt, nicht selten mithilfe dubioser Methoden.[5] (ES)

Artikel aus dem Pharma-Brief 3/2022, S. 2
Bild © Alberto Giuliani

[1] WHO (2020) State of the world’s nursing 2020: investing in education, jobs and leadership. Geneva www.who.int/publications/i/item/9789240003279

[2] dpgg (2016) Brain-Drain durch grenzüberschreitende Abwerbung von Gesundheitsfachkräften. www.plattformglobalegesundheit.de/wp-content/uploads/2016/10/dpgg_brain-drain.pdf  [Zugriff 4.4.2022]

[3] PTI (2021) Faire Anwerbung Pflege Deutschland eine Initiative des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) www.ptj.de/projektfoerderung/faire-anwerbung-pflege-deutschland  [Zugriff 4.4.2022]

[4] Deutscher Bundestag (2019) Drucksache 19/22067 https://dserver.bundestag.de/btd/19/220/1922067.pdf

[5] Rosa Luxemburg Stiftung (2022) Mehr als nur Brain Drain – The Great Brain Robbery. Genf


Greenpeace findet Resistenzen gegen Reserveantibiotikum Colistin

Über das Abwasser aus deutschen Schlachthöfen gelangen resistente Keime in die Umwelt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung der Umweltschutzorganisation Greenpeace.

Anfang des Jahres nahm Greenpeace 44 Abwasserproben aus vier Schlachtbetrieben in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. In 35 Proben konnten MikrobiologInnen der Universität Greifswald resistente Bakterien nachweisen.[1] In acht Proben wurden sogar Resistenzen gegen Colistin gefunden. Dieses Reserveantibiotikum wird in der Humanmedizin dringend benötigt, weil andere Antibiotika häufig nicht mehr anschlagen. [2] Die massenhafte Anwendung des Wirkstoffs in der industriellen Tierhaltung ist daher besonders problematisch.

Alle untersuchten Schlachthöfe leiten ihr Abwasser direkt in umliegende Gewässer. Das fördert die Verbreitung von Resistenzen in der Umwelt und gefährdet letztlich auch die Wirkung lebenswichtiger Antibiotika in der Humanmedizin. „Schlachthöfe tragen dazu bei, dass Infektionskrankheiten immer schwerer zu behandeln sind“, resümiert Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin Christiane Huxdorff.

Reserveantibiotika nicht in den Tierstall

Schon im November 2021 forderten wir gemeinsam mit Germanwatch und Greenpeace, den Einsatz von Reserveantibiotika wie Colistin in der industriellen Tierhaltung zu verbieten.[3] Doch die Chancen dafür stehen schlecht. Gerade erst hat die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) eine Liste mit Antibiotika veröffentlicht, die der Humanmedizin vorbehalten sein sollen. Colistin und andere wichtige Reserveantibiotika, die in der Veterinärmedizin verwendet werden, sind dort nicht aufgeführt.[4] Mehrere Umweltverbände haben das deutsche Landwirtschaftsministerium (BMEL) aufgefordert, sich auf EU-Ebene für einen strengere Regulierung einzusetzen und auch hierzulande die Weichen für einen verantwortungsvolleren Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung zu stellen. Dafür müssten aber „deutlich weniger Tiere deutlich besser gehalten werden.“[1]  (CK)

 Artikel aus dem Pharma-Brief 3/2022, S. 1
Bild © Lars Berg / Greenpeace

[1] Huxdorff C und Kloeckner N (2022) Greenpeace-Recherche: Schlachthöfe verbreiten weiterhin Abwasser mit antibiotikaresistenten Keimen. Greenpeace, 29. März

[2] Baars C und Lambrecht O (2022) Gefährliche Keime in Schlachtabwässern. Tagesschau, 29. März www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/schlachtbetriebe-abwasser-keime-101.html Zugriff [4.4.2022]

[3] Pharma-Brief (2021) Appell zum Welt-Antibiotika-Tag. Nr. 8-9, S. 7

[4] EMA (2022) Advice on the designation of antimicrobials or groups of antimicrobials reserved for treatment of certain infections in humans - in relation to implementing measures under Article 37(5) of Regulation (EU) 2019/6 on veterinary medicinal products.


Medizinische Dachorganisation der Fachgesellschaften redet Interessenkonflikte klein

Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und ihre Mitgliedsorganisationen nehmen wichtige Aufgaben war. Sie erstellen Behandlungsleitlinien und stellen bei Anhörungen zu neuen Arzneimitteln im Gemeinsamen Bundesausschuss die meisten ExpertInnen. Die AWMF hat kürzlich gleich zwei Papiere verfasst, die eine kritische Auseinandersetzung mit kommerziellen Interessen in der Medizin in Frage stellen.

Dabei hatte die AWMF erst 2018 relativ strenge Regeln zum Umgang mit Interessenkonflikten bei der Erstellung von Leitlinien verabschiedet.[1] Doch was für Leitlinien gilt, soll bei Kongressen und Fortbildungen keine wesentliche Rolle spielen.

Im November 2021 veröffentlichte die AWMF das Papier Die Kooperation Medizinischer Wissenschaften und Industrie, in dem völlig undifferenziert von „natürlichen und notwendigen Kooperationsformen“ gesprochen und die Behauptung aufgestellt wird: „Im Vordergrund jeder Kooperation stehen das Wohl des Patienten sowie die Qualitätssicherung und Verbesserung der medizinischen Versorgung.“[2] Die Firmen müssten wegen ihrer speziellen Kenntnisse „Ärzte beim Einsatz ihrer Produkte unterstützen und begleiten.“

Kongresse, Tagungen und Fortbildungsveranstaltungen böten die Möglichkeit eines besonders umfassenden Erkenntnis- und Erfahrungsaustauschs zwischen allen Beteiligten, schreibt die AWMF. „Hier können neue Produkte und Verfahren präsentiert, Erkenntnisse aus der Patientenbehandlung geteilt und neue diagnostische und therapeutische Konzepte diskutiert werden.“ Kein Wort davon, dass vielleicht unterschiedliche Interessen existieren könnten und alle diese Veranstaltungsformate ein Einfallstor für das Pharmamarketing sind. Es klingt geradezu naiv, wenn behauptet wird, man könne „wissenschaftliche Diskurse [mit der Industrie] frei von merkantilen Gesichtspunkten“ halten.

Und weiter: „In vertraglichen Austauschverhältnissen zwischen Wissenschaft und Industrie, wie etwa bei der Bereitstellung von Werbeflächen auf einem Kongress, muss dafür Sorge getragen werden, dass die wechselseitigen Leistungen ‚äquivalent‘, d.h. gleichwertig sind. Nur so kann dem möglichen Vorwurf einer unlauteren Beeinflussung wirksam begegnet werden.“ Werbung ist also erst dann Beeinflussung, wenn die Firmen zu hohe Preise für die Standflächen zahlen müssen? Und was „lautere“ Beeinflussung sein soll, das weiß wahrscheinlich nicht einmal die AWMF selbst.

Wo das eigentliche Problem liegt, steht an anderer Stelle in dem Papier: „Kritiker verkennen dabei, dass Kongresse und ähnliche Veranstaltungen für einen wissenschaftlichen Erfahrungsaustausch und ohne finanzielle Unterstützung Dritter nicht in dem notwendigen Maße umsetzbar wären.“ Wer weiter luxuriöse Kongresse veranstalten will, kommt ohne Pharmasponsoring nicht aus. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) beweist, dass es auch anders geht, sie veranstaltet seit Jahren ihre Tagungen ohne Firmenunterstützung.

Die AWMF steuert genau in die entgegengesetzte Richtung: „Medizinische Wissenschaften und Industrie benötigen zudem eine gemeinsame überregionale und überparteiliche Plattform, um den notwendigen aktuellen Wissenstransfer organisatorisch und strukturell auf Dauer zu gewährleisten. […] Die AWMF strebt daher die Errichtung einer solchen Plattform unter dem Namen ‚Deutsche Medizinische Forschung‘ an.“

Die Industrie will nicht nur einen Fuß in der Tür des Dachverbandes der wissenschaftlichen Fachgesellschaften haben, sondern möchte sich selbst zum institutionell integrierten Gesprächspartner machen. Es handelt sich faktisch um eine feindliche Übernahme. Die Industrie möchte den Medizinbetrieb weiter ungestört beeinflussen können und nicht durch lästige Debatten über Interessenkonflikte gebremst werden.

Der wissenschaftliche Austausch, der angeblich sonst gefährdet sei (warum, das wird nirgends erklärt), ist ein bloßer Vorwand. Denn das Papier beschäftigt sich ausschließlich damit, die Einflussnahme der Industrie auf Kongressen und Fortbildungen zu rechtfertigen.

Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch ein zweites Papier, das die AWMF im Februar 2022 nachschob.[3] Es soll „zur Qualitätssicherung wissenschaftlich basierter Fortbildungen und Transparenz möglicher Interessenkonflikte sowie Sicherung einer von Sponsoren unabhängigen Durchführung von Kongressen“ dienen. Nachdem pflichtschuldig die gesetzlichen Rahmenbedingungen zitiert werden, „[es ist] erforderlich, dass Fortbildungsinhalte frei von wirtschaftlichen Interessen sind (SGB-V)“, geht es in die Vollen. Es käme darauf an, dass „entstehende wirtschaftliche Interessenkonflikte der Veranstaltenden und deren Organisationen transparent und deutlich sichtbar dargestellt und dokumentiert werden.“ Mit anderen Worten: Letztlich ist es der AWMF egal, ob die Vortragenden auf der Zuwendungsliste der Pharmaindustrie stehen. Es reicht aus, wenn man darauf hinweist. Dabei ist vielfach nachgewiesen, dass ProfessorInnen und andere AkademikerInnen, die von den Firmen engagiert werden, ihre Zuhörerschaft erfolgreich beeinflussen können. Für solche Personen gibt es im Pharmasprech einen eigenen Ausdruck: Key Opinion Leader. Einflussreiche Ärztinnen und Ärzte werden von den Firmen gezielt gesucht und aufgebaut.

Auch was die inhaltliche Gestaltung des wissenschaftlichen Programmes sowie die Organisation von Industrie-Ausstellungen bei Tagungen angeht, bleibt das zweite Papier schwammig. Interessenkonflikte müssten „transparent dargestellt und möglichst [Hervorhebung durch den Autor] vermieden werden.“, heißt es. Was folgt, klingt dann wie ein von der Industrie bezahlter Werbeblock: „Umfassende Ausstellungen im Rahmen von wissenschaftlichen Kongressen bieten den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich direkt über aktuelle Entwicklungen von Medizinprodukten oder Arzneimitteln der forschenden Industrie zu informieren. Sie liefern dadurch wertvolle Ergänzungen zum wissenschaftlichen Vortragsangebot, indem sie Diskussionsmöglichkeiten zwischen Medizinern und Herstellern bieten, die der Exploration von Kooperationen, der Entwicklung von innovativen Produkten oder der Anbahnung von wissenschaftlichen Studien dienen können.“

Dabei verschaffen gerade die Ausstellungsbereiche bei Tagungen, wo gerne auch für das leibliche Wohl gesorgt wird, der Industrie den unkomplizierten Zugang zu ÄrztInnen, die sich eigentlich wissenschaftlich informieren wollen. Vollends unglaubwürdig macht sich die AWMF mit der Tolerierung von Industriesymposien auf ihren Kongressen, wo die Industrie ungefiltert Meinungsmache betreiben kann. Eine von Leitlinienwatch, MEZIS und Transparency International am 2.3.2022 formulierte Kritik zum AWMF-Papier bringt es auf den Punkt: „Den Fachgesellschaften wird die Überlassung der Räumlichkeiten teuer vergütet, mit bis zu 40.000 € für zwei Stunden – bei Selbstkosten für Saal und Technik von maximal 4.000 €. Hier wird das Äquivalenzprinzip eklatant verletzt. Die Fachgesellschaft verkauft nicht den Saal, sondern den Zugang zu den ärztlichen Köpfen, die nirgendwo so konzentriert versammelt sind wie beim Jahreskongress.“ [4]

Auch die „Anbahnung von wissenschaftlichen Studien“ ist keineswegs so harmlos wie das die AWMF darstellt. Leitlinienwatch sagt dazu: „Unproblematisch ist die Kooperation bei klinischen Studien jedoch nicht: Denn nach wie vor entwerfen die Firmen selbst die Studienpläne für ihre Produkte, verantworten die statistische Auswertung und den Publikationsprozess und können dadurch die Ergebnisse und deren Kommunikation beeinflussen. Die beteiligten Ärzt*innen haben dagegen auf das Studiendesign in aller Regel keinen Einfluss. Wie alle Wissenschaftler*innen neigen Studienärzt*innen dazu, sich mit ihrem Projekt zu identifizieren, das in diesem Fall ein kommerzielles Produkt ist. Hier hilft das Trennungsprinzip: Wer an Therapiestudien mitgewirkt hat, sollte nicht später an der Medikamentenbewertung beteiligt sein.“  (JS)

Artikel aus dem Pharma-Brief 3/2022, S. 4
Bild © PeopleImages/iStock

[1] Kopp I et al. (2018) Management von Interessenkonflikten in Leitlinien, in: Interessenkonflikte, Korruption und Compliance im Gesundheitswesen, in: Lieb K et al. (Hrsg.), Berlin, S. 177-185

[2] AWMF (2021) Die Kooperation Medizinischer Wissenschaften und Industrie. November www.awmf.org/fileadmin/user_upload/Stellungnahmen/Resolution_Forderungen/202111_Papier_Industrie-Kooperation.pdf [Zugriff 4.4.2022]

[3] AWMF (2022) Positionspapier der AWMF zur Qualitätssicherung wissenschaftlich basierter Fortbildungen und Transparenz möglicher Interessenkonflikte sowie Sicherung einer von Sponsoren unabhängigen Durchführung von Kongressen. Februar www.awmf.org/fileadmin/user_upload/Stellungnahmen/Resolution_Forderungen/202202_AWMF_Papier_Sponsoring_final.pdf [Zugriff 4.4.2022]

[4] https://mezis.de/stellungnahme-mezis-llw-ti-de-deutsche-medizinische-fachgesellschaften-verharmlosen-interessenkonflikte [Zugriff 4.4.2022]


Der Pharma-Brief 3/2022 widmet sich folgenden Themen:

Resistente Keime im Schlachthofabwasser
Greenpeace findet Resistenzen gegen Reserveantibiotikum Colistin

Über das Abwasser aus deutschen Schlachthöfen gelangen resistente Keime in die Umwelt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Weiterlesen

Deutschland forciert Brain Drain
Abwerbung von Pflegekräften aus dem globalen Süden

Die Corona-Pandemie hat den Pflegenotstand im deutschen Gesundheitssektor noch verschärft und die Abwerbung von Fachkräften aus dem weit entfernten Ausland forciert. Doch gerade in armen Ländern fehlt es häufig an Pflegepersonal. Die größten Lücken gibt es auf dem afrikanischen Kontinent, in Südostasien und in einigen Ländern Lateinamerikas. Weiterlesen

WTO „Patent Waiver“:
Ein Ende mit Schrecken?

Ein Konsens der Welthandelsorganisation (WTO) über die Aussetzung von Patenten in der Covid-19-Bekämpfung soll laut Presseberichten im März näher gerückt sein. Weiterlesen

HIV und TB-Programme: Ausgebremst durch Covid
Solide Finanzierung des globalen Fonds ist dringend nötig

Covid-19 hat die Kontrolle von HIV und Tuberkulose (TB) um Jahre zurückgeworfen, schätzt die WHO. Zwei AktivistInnen aus Indonesien und Kenia schildern, was das für die Betroffenen bedeutet. Um das verlorene Terrain wieder wettzumachen, müssten die Anstrengungen jetzt deutlich vergrößert werden. Dazu braucht es unter anderem eine solide Finanzierung des Globalen Fonds. Im Herbst steht die nächste Wiederauffüllungskonferenz an. Weiterlesen

Wissenschaftsverband AWMF auf Abwegen
Medizinische Dachorganisation der Fachgesellschaften redet Interessenkonflikte klein

Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und ihre Mitgliedsorganisationen nehmen wichtige Aufgaben war. Sie erstellen Behandlungsleitlinien und stellen bei Anhörungen zu neuen Arzneimitteln im Gemeinsamen Bundesausschuss die meisten ExpertInnen. Die AWMF hat kürzlich gleich
zwei Papiere verfasst, die eine kritische Auseinandersetzung mit kommerziellen Interessen in der Medizin in Frage stellen. Weiterlesen

Peru: Aufholbedarf bei Kinder-Impfungen
Masern und Polio-Immunisierung wegen Covid vernachlässigt

Auch im zweiten Pandemiejahr erhielt nur die Hälfte der Kinder unter fünf Jahren eine Grundimmunisierung gegen Masern und Polio. Das peruanische Gesundheitsministerium ist bemüht, die Lücke mit Hausbesuchen zu schließen, doch das Budget für das Impfprogramm wurde gekürzt. Weiterlesen

Aus aller Welt 
WHO-Stiftung verzichtet auf Prinzipien 
Mehr Transparenz gefordert 
Österreich: Die Geiss als Gärtnerin? 

Download: Pharma-Brief 3/2022 [PDF/666kB] 


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